158 Annalen. der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, April 1926.
kürzeren Teile von 432 dagegen stimmen besser mit den „verkürzten Atmungs-
rhythmen“ überein,
Das führt zu der Vermutung, daß die Polhöhenschwankung im Wege
der großen Luftversetzungen von der Fleckenbedeckung der Sonne
abhängig sel.
Es liegt mir fern, hier einen Beweis bringen zu wollen, daß ein Zusammen-
hang zwischen Sonnenflecken und Polhöhenschwankung besteht. Diese Frage zu
prüfen, ist Sache der Astronomen. Ich möchte nur darauf hingewiesen haben,
daß ein solcher Zusammenhang möglich wäre, Übrigens ist diese Möglichkeit
schon von Halm') geprüft und bejaht worden. Freilich nimmt er den entgegen-
gesetzten Zusammenhang an: eine Vergrößerung der erdmagnetischen Störung
{also der Fleckentätigkeit) bedingt eine Verlängerung der Periode (und Ver-
kleinerung der Amplitude) der Polschwankung, Aber ein Vergleich der Ampli-
iudenreihe von 1838 bis 1898 [nach Chandler ?%) und Nyr€n®)}] mit den Flecken-
relativzahlen macht es wahrscheinlicher, daß vermehrter Fleckentätigkeit eine
Vergrößerung der Amplitude entspricht. Verfolgt man außerdem die Bahn des
Rötationspoles von 1899.9—1906.0*), so beschrieb er von 1900—1901 den kleinsten
Kreis, Auf 1901 fällt aber das Minimum der Sonnenfleckenperiode (Relativzahl 2,7).
Mit zunehmender Fleckentätigkeit erweitern sich rasch die Ellipsen, welche der
Pol beschreibt, bis 1906, das zwischen die Fleckenmaximumjahre 1905 (63.5) und
1907 (62.0) fällt. Halm hat aber nicht die Luftversetzungen als Mittelglied an-
genommen, sondern die Änderung des Erdmagnetismus durch Sonnenflecken.
Leider habe ich keine lange Reihe der Chandierschen Perioden zur Hand, um
einen Zusammenhang mit den Sonnenflecken überblicken zu können, da aber einer
Vergrößerung der Amplitude der Polhöhenschwankung eine Verkürzung ihrer
Periode entspricht, so scheint eine Beziehung in dem oben vermuteten Sinne: daß
vermehrte Fleckentätigkeit eine Verkürzung der Polhöhenschwankungsperiode
bedeuten könnte, nicht ausgeschlossen zu sein.
Clayton®) hat bereits zwei Systeme von harmonischen Schwingungen auf-
estellt:
8 Erste Reihe: 3% 714 141/2, 29, 58 Tage,
Zweite „ 51%, 11, 22, 44 ni
Troeger%) weist darauf hin, daß die bekannten Wellen von 5.5, 7.2 und
Tagen in 44 ein gemeinschaftliches Vielfaches haben,
Setzen wir nun in den Claytonschen Reihen 45 statt 44 und 56.25 statt 58,
80 können wir alle im Wetter vorkommenden Rhythmen von der kleinsten
8l/.tägigen bis zu den größten Atmungsrhythmen einem großen har-
monischen System von Schwingungen einordnen, dessen mächtiger
Grundton die Periode der Polhöhenschwankung sein dürfte und es ist
wahrscheinlich, daß dieses ganze Schwingungssystem beschleunigt und
verzögert wird durch Zu- und Abnahme der Sonnentätigkeit,
Und nun ist der Augenblick gekommen, um einen Schritt weiter zu gehen und
zu untersuchen, ob sich solare Rhythmen der Fleckentätigkeit im Wetterablauf
wiederfinden.
3, Die Planeten.
Es ist eine Streitfrage in der Astronomie, ob die Periodizitäten der Sonnen-
Necken im Kausalzusammenhang mit den Planetenumläufen stehen, Von vielen
Forschern wurden Fleckenperioden festgestellt, die auffallend mit den 8yno-
dischen Planetenumläufen übereinstimmen, Kritzinger hat diese Daten zu-
sammengestellt?) und mich brieflich auf die Ähnlichkeit dieser Perioden mit den
von mir gefundenen Wetterrhythmen aufmerksam gemacht,
Die Frage, ob bevorzugte Planetenkonstellationen (Konjunktionen und Oppo-
sitionen) Fleckenperioden erzeugen, bleibe zunächst offen. Finden wir aber in
den Temperaturperioden der fleckenreichen Jahre die Planetenumläufe
4 AN. Nr. 3619, CLT 310, Nat LXF 445 und A.N, Nr. 3649. — 2) A. J.277. — 9 A. N. 3166, —
ij Astr, Kalender, Wien 1926, 5, 109. — %) M. Z. 1895, 5, 22, — *) Das Wetter, 1925, VII, 8. 179. —
7) Vierteljahrschrift der Astr, Ges., 59, Jahrg., 3. Heft 1924.