Mey, A.: Thermogramme von der Kurischen Nehrung.
während des ganzen Tages OSO- und SO-Winde von 5—9 m/sec. Das Wetter ist
durchweg heiter.
Temperaturgang: Der Verlauf der Temperaturkurve ist bei anhaltendem
Landwinde ähnlich der vom 6. Mai. Bemerkenswert ist aber die Unruhe im
Temperaturgange, die sich während der Zeit von 11h Ym, bis 2% Nm, zeigt und
wiederum kennzeichnet, daß das Grenzgebiet zwischen Land- und Seewind in
nächster Nähe der Nehrung verbleibt,
12, Mai, Wetterlage: Der Hochdruckvorstoß vom Westen des Festlandes
her hat sich fortgesetzt, es dehnt sich ein breiter Rücken hohen Druckes von
Frankreich bis Westrußland, nur unterbrochen durch eine ganz flache Furche
etwas niedrigeren Druckes, die von den baltischen Provinzen über Ostpreußen
nach Polen reicht. Das Druckgefälle ist wieder sehr. gering, bei heiterem Wetter
jst der Wind früh südöstlich, flaut dann ab und weht von 11% Vm, an aus
N bis NW mit 6—8 m/sec.
Temperaturgang: Des Morgens haben wir bei Landwind lebhaften Tem-
peraturanstieg bis gegen 9hYm,, wo das Tagesmaximum erreicht wird, dann kommt
ein Rückgang der Temperatur bis 115 Vm., nochmals ein kurzer Anstieg bis
Mittag, worauf der Seewind offenbar die volle Herrschaft erlangt hat und be-
sonders von 2-—4b Nm. einen raschen Temperaturfall herbeiführt, Um 6 Nm,
und 10% Nm. macht der Landwind zwei energische Durchbruchsversuche und
ruft kurzfristige Ausschläge der Thermographenfeder um 2 bzw. 4 Grad hervor,
13. Mai. Wetterlage: Der Hochdruckrücken des Vortages hat sich noch
weiter verstärkt, von der flachen Druckrinne zeigt sich nur noch der südliche
Teil als ein von Polen nach Litauen reichender Ausläufer einer weit im Süden
liegenden Depression, Der herrschende Wind ist N bis NW, doch muß nach der
Temperaturkurve angenommen werden, daß in den Morgenstunden zeitweise der
Landwind durchgebrochen ist. Das Wetter war während des ganzen Tages heiter.
Temperaturgang: Es zeigen sich gegen 5, 8 und 94 Vm, plötzliche
Temperaturanstiege von 2—3°;° gegen 9h Vm. haben wir die Höchsttemperatur
des ganzen Tages; bis 2h Nm. ist die Temperaturkurve sehr unruhig, das Tempe-
raturbild des Grenzgebietes zwischen Land- und Seewind, dann tritt bis 4 Nm.
ein stärkerer Temperaturrückgang um etwa 4° ein, der Seewind hat die Herr-
schaft endgültig übernommen. ;
14. Mai. Wetterlage: Der westliche Teil des Hochdruckrückens nimmt
an Höhe zu, es bildet sich im Gebiet der mittleren Ostsee ein schwacher, west-
ostwärts gerichteter Gradient aus, der nordwestlichen bis nördlichen Wind von
wechselnder Stärke (bis zu 8 m/sec) hervorruft. Der Himmel ist während des
ganzen Tages wolkenlos, ;
Temperaturgang: Die Kurve ist die des Seewindes mit geringer Amplitude,
bemerkenswert ist nur die Einbuchtung um die Mittagszeit, auf die später zu-
rückgekommen wird, .
15. Mai. Das westliche Hochdruckgebiet, dessen Kern am Morgen über
Südskandinavien, am Abend über der mittleren Ostsee liegt, beherrscht die
Witterung des Beobachtungsortes, Der Himmel ist während des ganzen Tages
wolkenlos; nach der Temperaturkurve zu schließen, muß in den Frühstunden
Landwind (vermutlich aus NO) aufgetreten sein, während der Tagesstunden wehte
der Wind dann mit 7—9 m/sec aus N bis NW, abends zwischen 8 und 9 Uhr
drehte er auf ©.
Temperaturgang: Die Kurve dieses Tages zeichnet sich aus durch die
schroffen Sprünge am Morgen und Abend, wobei der morgendliche Temperatur-
sturz beim Einbruch des Seewindes mit rd. 2°, offenbar weil der Einbruch be-
reits so früh geschah, wesentlich geringer ist, als die plötzliche, 5° betragende
Erwärmung gegen 81/,h Nm, durch den wieder einsetzenden Landwind.
2. Der Einfluß der Land- bzw. Seewindströmungen auf die allgemeine Gestaltung
der Temperaturkurven. ;
Überblickt man den Kurvenzug als ganzen, so kann man nach der mittleren
Lage der Temperaturlinie und nach der ganz verschiedenen Größe der Amplituden
109