Myrbach, 0.: Das Atmen der Atmosphäre unter kosmischen Einflüssen, 99
nordatlantischen Thorshaven. Dem polaren Typus schließt sich Grönland (Uper-
nivik, Ivigtut) an, dem nordatlantischen West- und Mitteleuropa (Valentia, Odessa).
Der Nordatlantik findet seine Kompensation nicht nur im polaren Gebiet, sondern
auch in niedrigen Breiten: Spitzbergen verläuft ähnlich wie Horta und entgegen-
gesetzt dem dazwischenliegenden Gebiet,
Wirsehenalsoschonan diesen Druckkurven das Auftreten von stehen-
den Wellen zwischen Land und Meer einerseits, hohen und niederen
Breitenanderseits, wobei aber das Polargebiet den Tropen parallel geht.
Außer diesen stehenden Wellen sehen wir aber doch auch fortschreitende,
Am auffallendsten tritt das in Erscheinung bei dem ersten Druckmaximum an
den amerikanischen Stationen. Es erscheint am 27,/28, Jänner auf der Linie
Tanana— Eagle und erreicht die Linie Sitka—Edmonton am 9./10, Februar. Wir
haben es hier offenbar mit einem Kälteausbruch zu tun, der im Nordwesten des
Kontinents: einsetzt und sich nach Südosten ausbreitet,
Um das gleichzeitige Verhalten der Temperatur verfolgen zu können, habe
ich auch den Temperaturgang für einige typische Stationen in derselben Weise
ausgeglichen wie den Druckverlauf, Diese Temperaturkurven sind für die
Stationen Odessa, Nertschinsk, Winnipeg, Nome, Spitzbergen, Dutch Harbour und
Valentia in Tafel 4, Bild 2, dargestellt,
Wir sehen hier — wie vermutet -— das Minimum im Nordwesten Amerikas
(Nome) am 1. Februar erreicht, während östlich davon, im Innern des Festlandes
(Winnipeg) die Abkühlung bis zum 14. Februar andauert. Das gleiche Wandern
der Welle von Westen nach Osten über den Kontinent weg sehen wir an dem
mittleren Druckmaximum in Eurasien. Es verschiebt sich vom 20. März in
Taschkent bis zum 5. April in Jakutsk.
Der Atmungsmechanismus setzt sich also zusammen aus stehenden
und fortschreitenden Druckwellen. .
Letztere sind erzeugt durch die Ausbreitung von Kältewellen,
Stehende Meridionalwelle.
Um den Charakter einer in meridionaler Richtung stehenden Schwingung
deutlich zu machen, wählte ich sieben Stationen aus, die nahe dem 30. östl.
Längenkreis liegen: Spitzbergen, Vardö, Petersburg, Odessa, Alexandria, Wadi
Halfa und Mongalla. In Tafel 4, Bild 3a, sind oben die ausgeglichenen Druck-
kurven wiederholt. Das Halbjahr wurde derart abgeteilt, daß jeder Termin tun-
lichst nahe die Extreme aller Druckkurven erfaßte, Die senkrechten Trennungs-
striche bedeuten diese Termine. Der erste, der 1. Februar, liegt ziemlich in der
Mitte zwischen dem Tage des Minimums an den nordischen Stationen und dem
Tage des Maximums in Odessa und Alexandria, der zweite, der 28, März, trifft
die Maxima der nordischen Stationen und das Minimum in Odessa usw.
Bild 3b auf Tafel 4 zeigt zwei Meridiandurchschnitte. Der Meridian ist
horizontal gelegt, der Nordpol links, der Äquator rechts. Für jede Station sind
entsprechend ihrer Breitenlage die Luftdrucke als Ordinaten aufgetragen, Dieser
Aufriß durch die Atmosphäre gibt ein unmittelbares Bild der Verteilung der
Luftmassen entlang dem Meridian. Die unterste, ausgezogene Linie des oberen
Kurvenpaares (a) zeigt die Druckverteilung am 1, Februar: tiefsten Druck über
Vardö, höchsten über Odessa, Kurve (b) zeigt die Druckverteilung am 28, März:
ziemlich gleichmäßigen Druck entlang dem Meridian, Am 23, April (Kurve ©)
sind ähnliche Verhältnisse wiederhergestellt wie am 1. Februar, Der tiefste Druck
ist nordwärts nach Spitzbergen verschoben, der südliche Hochdruck liegt wieder
über Odessa, aber seine Intensität ist vermindert. Die Kurve (c) ist unten noch-
mals aufgetragen, darüber die Verteilung (d) am 21, Mai.
Wir sehen das klare Bild einer vorwiegend stehenden Welle mit einem
Knotenpunkt, der sich zwischen dem 50. und 60. Breitengrad verschiebt,
Es muß aber hervorgehoben werden, daß die Atmosphäre — wie wir schon
aus der Betrachtung aller Druckkurven gelernt haben -— außer solchen meri-
dionalen auch noch zonale, ostwestliche stehende Schwingungen zwischen Kontinent
and Ozean ausführt,