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Full text: Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie, 54 (1926)

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. Annalen der Hydrographie und Maritimen Meteorologie, März 1926. 
bis in hohe Schichten reichende Depression hebt an den Einbruchsflächen die 
dort lagernde feucht-warme Luft in die Höhe. Stadium des winterlichen 
Seeniederschlags. Infolge. des fortgesetzten Absinkens der Luft über dem 
Lande steigt hier die Temperatur weiter, während der Druck durch Luftabgabe 
Fllt. Die ozeanischen Luftbecken werden aufgefüllt, also steigt dort der Druck, 
während die Temperatur wegen andauernden Kälteeinbruchs vom Lande her fällt, 
Nach Beendigung dieses Stadiums kann das ursprüngliche Gleichgewicht wieder 
erreicht werden und das Spiel von neuem ‚beginnen. 
Analog gestaltet sich das hypothetische Schema im Sommer folgendermaßen, 
wenn wir wieder von angenommenem Gleichgewicht ausgehen: 
a) Die Luft über dem Lande dehnt sich durch Erwärmung nach allen Seiten 
aus; da sich die Seeluft gleichfalls ausdehnt, wenn auch in geringerem Maße, 
wird die stärkste Ausdehnung nach der Höhe erfolgen: die Luft steigt auf. 
Damit ist an sich eine Neigung zu Niederschlägen gegeben; da die Landluft aber 
trocken ist, wird es zu keinen ausgedehnten Niederschlägen kommen, wohl aber 
zu starker Bildung lokaler Wärmegewitter, Dies ist also das typische Ge- 
witterstadium. Es zeigt eine besonders ausgeprägte tägliche Variation des 
Wetters, tagsüber starke Wolkenbildung und Gewitter, nachts Ausheiterung. 
b}) Da in dem vorigen Stadium das nächtliche Wiederabsinken der Luft wegen 
der Kürze der Nächte nicht genügte, um das Aufsteigen bei Tage wettzumachen, 
entsteht bei gleichbleibendem Druck am Boden Luftmangel am Boden, Luftüberschuß 
in der Höhe, also eine Antizyklone in der Höhe. Der Überschuß in der Höhe 
wird durch Abströmen nach den Meeren ausgeglichen: die Kontinente atmen 
aus. Bei weiter steigender Temperatur fällt jetzt der Druck über dem Lande; 
es entsteht als Endergebnis eine kontinentale Zyklone. 
ec) In diese Zyklone bricht nun unten der Monsun von den Meeren her ein 
und hebt die warme Luft an den Einbruchsflächen in die Höhe. Stadium des 
sommerlichen Landregens. Dieser Effekt wird natürlich überall dort lokal 
verstärkt, wo sich Gebirge dem Monsun entgegenstellen (Geländeregen). Trotz 
andauernden Sonnenhochstands bzw. noch steigender Sonne fällt jetzt die Tem- 
peratur auf dem Lande, und der Druck steigt: die Kontinente atmen ein. 
d) Der durch die Monsune erzeugte Luftmangel in den unteren Schichten 
über den Meeren wird dort durch Herabsinken aus der Höhe, wo durch das 
Ausströmen vom Lande Überschuß da war, ausgeglichen. Wolkenloses Wetter 
zur See, Ausheiterung zu Land mit beginnendem Wiederanstieg der Temperatur. 
Das Ergebnis führt zum Ausgangsstadium zurück. 
Dieses Schema für den Übergang zwischen den Wetterlagen des Sommers 
und Winters, das aus der bekannten Tatsache der ungleichen Erwärmung von 
Land und Meer deduktiv abgeleitet wurde, ist gewiß sehr einleuchtend, und man 
wird sich den Vorgang kaum wesentlich anders vorstellen können, Wir wollen 
jetzt zwei Annahmen einführen: 
Annahme 1: Phase A und B im Winter, sowie die Phasen d, a und b im 
Sommer dauern kürzer als ein halbes Jahr, ; 
Wenn das Schema und diese Annahme zutreffen, so ergibt sich daraus: Der 
Übergang vom Winter- zum Sommerwetiter und umgekehrt erfolgt 
nicht stetig, sondern rhythmisch. 
Der Temperaturanstieg bei steigender Sonne, der Temperaturfall bei sinkender 
Sonne kann nicht kontinuierlich vor sich gehen, sondern muß zeitweise durch die 
gegensinnige Änderung abgelöst oder mindestens gestoppt oder gebremst werden, 
Zwei Phasen der Atmung haben schon seit langem die Aufmerksamkeit der 
Forscher geweckt, weil sie die auffallendsten, gewaltigsten Naturschauspiele dar- 
stellen: die beiden Phasen C und D im Winter und € im Sommer, 
Die Winterphase C stellt die Auslösung von Kälteeinbrüchen, die Phase D 
ihre weitere Ausbreitung dar. Nun wissen wir aber aus Erfahrung, daß die 
schwersten winterlichen Kälteeinbrüche meist nicht von den kontinentalen Aus- 
strahlungszentren, sondern vorwiegend vom Polarbecken ausgehen. Der Grund 
dafür ist einleuchtend. Die Kaltlufthaut der kontinentalen Ausstrahlungszentren 
ist zu dünn, um die für einen Kälteausbruch nötigen Energien und Luftreserven
	        
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