Dreizehnter Jahres-Berioht der Direktion.
41
Elastizität und Gestalt beibehalten, oder mit der Zeit einer Struktur- oder Molekular-Aenderung unterworfen
sind. Jedenfalls glauben wir sie allen solchen empfehlen zu dürfen, welche in Elektrizitäts-Werken oder
mit Dynamomaschinen zu arbeiten haben.
Wissenschaftliche Arbeiten und Untersuchungen. Es wurden zunächst die in unserem letzten Jahres
berichte angeiührten Untersuchungen über das Verhalten von Marine-Chronometern bei verschiedenen
Eeuchtigkeitsgraden der atmosphärischen Luft zu Ende geführt und ein eingehender Bericht, verbunden mit
einem scharf durchgeführten rechnerischen Skrutiuium, über die Ergebnisse dieser Untersuchungen aus
gearbeitet. Im Anschluss an dieselben war ferner eine Prüfung der Vorrichtungen ausgeführt worden, welche
zum Schutze der Uhren gegen den den Gang störenden Einfluss der Feuchtigkeit in Vorschlag gebracht waren.
Es hat sich als Kesultat aller dieser Untersuchungen herausgestellt, dass die Unterbringung der Chronometer
au Bord in geeigneten Spinden, in denen der Feuchtigkeitsgehalt der Luft in zweckentsprechender Weise
regulirt werden kann, dem Verschlüsse der Chrouometerwerke in hermetisch die Luft abschliessenden Gehäusen
vorzuziehen ist, und dass erstere die beste Gewähr bietet, sowohl für die Konservirung der Uhrwerke, als
auch gegen plötzliche Gaugäuderung während der Seereise. Schliesslich ist auf dem Chronometer-Prüfungs
institut durch den Abtheilungs - Assistenten Herrn Dr. Stochert eine strenge Berechnung der Gangformelu
sämmtlicher, während der Chronometer-Konkurrenz-Prüfungen VII, VIII und IX untersuchten Instrumente
durchgeführt worden, und sind die Besultate dieser Rechnungen, verbunden mit einer kritischen Zusammen
stellung sämmtlicher bis zum Jahre 1886 bei Gelegenheit dieser Prüfungen hier ausgeführten Gang-Unter
suchungen in verschiedenen Temperaturen, in „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte, Jahrgang 1890,
No. 2“ veröffentlicht worden.
Im Anschlüsse an unseren letzten Jahres-Bericht dürfen wir zu unserer grossen Freude konstatiren,
dass gegründete Aussicht dafür vorhanden ist, dass demnächst den Bedürfnissen des Institutes nach Raum-
erweiterung durch einen Neubau in zweckentsprechender Weise abgeholfen werden wird.
Der Bestand der Abtheilung an Apparaten und Modellen blieb im Allgemeinen, schon wegen Mangel
au geeignetem Aufstellungsraum, unverändert. Während einer 10wöchentlichen Abwesenheit des Abtheilungs-
Assistenten, Herrn Dr. Stechert, behufs Erfüllung einer militärischen Dienstleistung, übernahm Herr
Dr. Schorr, welcher im Sommer 1890 auf der hiesigen Sternwarte arbeitete, dessen Vertretung, wofür wir
ihm hiermit unseren Dank aussprechen.
Wie oben schon erwähnt, besteht höheren Orts die Absicht, ein den Bedürfnissen entsprechendes,
neues Dienstgebäude für das Chronometer-Institut zu errichten. Die Direktion wurde dementsprechend von
Sr. Excelleuz dem Herrn Staatssekretär des Reichs-Marine-Amtes angewiesen, zunächst dahin zu wirken,
dass für ein eventuell zu errichtendes Gebäude der Grund und Boden seitens des Hamburger Staates kosten
frei überwiesen werde und sodann sich mit dem Entwürfe für das neue Dienstgebäude eingehend zu befassen.
Der Hamburger Senat bewilligte denn auch, dass das neue Dienstgebäude des Chronometer-Institutes inner
halb des Terrains, welches gegenwärtig der Seewarte überwiesen ist, also in unmittelbarer Nähe des
Hauptgebäudes auf dem Stintlänge errichtet werde. Es ist wohl hier am Orte, in Kürze die Gründe zu
erwähnen, wesshalb das Chronometer-Institut nicht an demselben Orte, wo jetzt das Chronometer-Institut
steht, aufgebaut werde. Es besteht die Absicht, auf dem Walle von dem Holstenthore bis zum Millernthore
eine Ringstrasse zu führen, welche nur wenige Meter von dem Orte des Chronometer-Institutes in der Nähe
der Sternwarte vorüberziehen wird. Ueberdies soll von der Peterstrasse mit der Zeit eine Strasse nach
der Marienstrasse in St. Pauli hergestellt werden, so dass auch die Strasse in Verbindung mit diesem Projekt
ganz in der Nähe der in Frage stehenden Stelle vorüberziehen würde. Wie wünschenswert!! es denn auch
gewesen wäre, das Chronometer-Institut in der Nähe der Hamburger Sternwarte zu belassen, so musste
doch unter solchen Umständen dieser Gedanke aufgegeben werden, da Ruhe und Freiheit von Erschütterungen,
welche bei den bestehenden Projekten nicht zu gewährleisten waren, erste Bedingung für die Existenz und
die erfolgreiche Thätigkeit eines Institutes zu Zwecken der Chronometer-Prüfung bilden müssen.
Mit dem Entwerfen der Bauprojekte wurde ohne Verzug vorgegangen, und zwar ging die Direktion
dabei von der Annahme aus, dass ein Institut der bezeichneten Art Räumlichkeiten und Einrichtungen
enthalten müsste, welche auch den wachsenden Bedürfnissen Genüge leisten könnten. Dabei wurde Bedacht
darauf genommen, dass den Anforderungen, welche die neuesten Ergebnisse der Wissenschaft als gerecht
fertigt erschienen Hessen, Rechnung getragen werden könnte, und namentlich sollte Bedacht darauf ge-
Archiv 1890. 1.
6