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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1930.
Auch in diesem Jahre hatte die Flugwetterwarte wieder eine umfangreiche
Lehrtätigkeit zu versehen. Anfang April schloß Dr. Troll seinen Winterkursus
an der Seefahrtschule Lübeck mit Prüfungen ab. Im Februar wurden den Beamten
des Luftüberwachungsdienstes Hamburg in einem Kursus meteorologische Vor
träge gehalten, im April und Mai erhielten Luftpolizeibeamte der Provinz
Schleswig-Holstein aus Altona, Kiel und Flensburg praktischen und theoretischen
Unterricht bei der Flugwetterwarte. Die Lehrtätigkeit übernahm Dr. Troll,
zum Teil mit Heranziehung der Hilfskräfte bei der Unterweisung im praktischen
Beobachtungsdienst. Mitte Dezember hat ein neuer Lehrgang für die Luft
aufsicht Hamburg unter Dr. Troll begonnen.
Ende des Jahres konnte mit dem Besuch der Postämter begonnen werden,
der lange Zeit wegen der Personalveränderung bei der Flugwetterwarte hatte
unterbleiben müssen. Bisher sind die Postämter in Mecklenburg von Dr. Pummerer
besucht worden.
C. Flug Wetterwarte Norderney.
Die Flugwetterwarte Norderney wurde für die Zeit vom 2. Juli bis 11. Sep
tember durch den Meteorologen Dr. F. Wagner und die technische Hilfskraft
cand. rer. nat. E. Prager besetzt. Die Unterbringung der Flugwetterwarte in
den gleichen Räumen wie im Vorjahre kann nicht als günstig bezeichnet werden,
da in dem einen Raum auch noch die Beamten vom Dienst der Luftpolizei unter
gebracht waren und der andere Raum nachmittags von der Luftdienst G. m. b. H.
mitbenutzt wurde.
Die Zahl der zu beratenden Starts war in diesem Jahre etwas geringer, da
die Wochenendstrecken nicht beflogen wurden. Der regelmäßige Dienst umfaßte
die Beratung der Strecken nach Hamburg, Bremen, Essen und Borkum, ferner
die Fernberatungen Borkum—Norderney, Borkum—Dortmund und Wangerooge—
Bremen. Außerdem wurden auf Anforderung an einige Sportmaschinen und an
die Zeitungsmaschinen Beratungen abgegeben. Bei Schlechtwetter wurden häufig
telephonische Beratungen von Borkum, Osnabrück, Wangerooge und Wilhelms
haven angefordert.
Eine Kopie von der 8 Uhr-Karte wurde wochentags mit Wetterübersicht und
Prognose der Luftdienst G. m. b. H. zur Verfügung gestellt. Auf Anforderung
wurden ihr für besondere Flüge ebenfalls Beratungen erteilt.
Das Instrumentarium der Flugwetterwarte wurde durch den Austausch eines
Thermographen auf dem laufenden gehalten und durch die Anschaffung eines
Ludolphschen Pilotauswertgerätes und eines Regenmessers ergänzt; auch die
Bücherei wurde vermehrt.
Die Besetzung der Flugfunkempfangsstelle durch die Zentrale für Flug
sicherung erfolgte erst am 22. Juli durch den Funker Pitscack. Bis zu dieser
Zeit erhielt die Flugwetterwarte durch das Entgegenkommen der Luftdienst
G. m. b. H. die Wettermeldungen des Europaobses. Die erforderlichen Strecken
meldungen wurden bis zur Besetzung der Flugfunkempfangsstelle dreimal täglich
von der Flugwetterwarte Hamburg eingeholt. Die Besetzung der Flugfunk
empfangsstelle in Norderney mit nur einem Funker ist in keiner Weise aus
reichend, weil es nicht möglich ist, die Ausstrahlung der Regionalsender laufend
aufzunehmen. Durch Ferngespräche konnte nur ein spärlicher Teil der erforder
lichen Meldungen herbeigeschafft werden.
Die Flugwetterwarte Norderney weist eine vollständig isolierte Stellung auf,
da sie weder durch Funksender noch durch Fernschreiber oder Kabel mit den
Nachbarflugwetterwarten verbunden ist. Gerade bei der weit nach Nordwesten
vorgeschobenen Lage von Norderney ist es erforderlich, daß rasch Meldungen
mit den Nachbarflugwetterwarten ausgetauscht werden können, um die meteoro
logische Sicherung der Flugstrecken zu gewährleisten.