Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1930.
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Verkehrsfliegerschule Warnemünde beurlaubt worden. Neu eingestellt wurde zum
1. April Dr. R. Becker, der bisher an verschiedenen wissenschaftlichen Instituten
tätig gewesen war.
Die Unterbringung der Flugwetterwarte in dem Flughafenverwaltungsgebäude
hat sich in dem Berichtsjahre noch nicht verbessert; jedoch wird jetzt ein Raum
schräg gegenüber dem jetzigen Arbeitsraume hergerichtet, der Anfang 1931 be
zogen werden kann. Der elektrische Fernanzeiger für Windrichtung und Wind
stärke, der nach Angaben von Dr. Becker gebaut wurde, ist zu Beginn des
Winterluftverkehrs fertiggestellt worden. Dadurch ist einem großen Bedürfnis
Genüge geschehen. Ein weiterer Ausbau des Instrumentariums wie auch der
Bücherei konnte aber in diesem Jahre aus Mangel an Mitteln nicht erreicht
werden.
Da der Lübecker Senat Mittel zur Verfügung gestellt hatte, konnte aber
erfreulicherweise der Ausbau der Beobachtungsstelle auf dem Flughafen in
Travemünde zu einer mit Instrumenten ausgerüsteten meteorologischen Station
durchgeführt werden. Nach Unterweisung durch Dr. Becker werden ab
September 1930 von den Beamten der Luftpolizei zu den täglichen drei Haupt
terminen Wettermeldungen nach dem großen Schlüssel abgesetzt. Durch den
Lübecker Senat sind in dankenswerter Weise noch weitere Mittel zum Ausbau
der Station in Aussicht gestellt, so daß dadurch die Wettersicherung der See
strecke nach Dänemark durch die zuverlässige Beobachtungsstation wesentlich
gefördert wird. Auch in diesem Jahre bekam die Flugleitung in Travemünde
eine Kopie der Wetterkarte zugestellt sowie Sturmwarnungen zum Schutze der
im Hafen verankerten Seeflugzeuge.
Der Beratungsdienst umfaßt in gleichem Umfang wie im Vorjahre die Flug
strecken, die von Hamburg aus nach Travemünde, Kopenhagen, Berlin, Leipzig,
Hannover, Dortmund, Bremen—Amsterdam, Essen, Norderney und Wyk führten.
Zum Teil werden die Strecken auch von ausländischen Verkehrsgesellschaften
beflogen, so daß auf manchen Strecken mehrere Maschinen am Tage verkehrten.
Ferner wurden ebenso wie im Vorjahre die von Travemünde ausgehenden Strecken
nach Kopenhagen, Berlin, Hamburg und Wyk fernmündlich beraten. Zu diesem
Zweck blieb die Sprechverbindung nach Travemünde bestehen, während die
anderen nach Hannover und Bremen führenden Sprechkabel durch Fernschreiber
ersetzt wurden.
Neben den Verkehrsmaschinen erhielten auch die von Hamburg ausgehenden
Zeitungsmaschinen nach den ost- und nordfriesischen Inseln Wetterberatung,
ferner noch zahlreiche Sonderflugzeuge. Auch nach Travemünde mußten zahl
reiche Fernberatungen für Sonderflüge, besonders nach Warnemünde und Stettin,
durchgegeben werden.
Für die Nachtflugstrecke Hannover—Kopenhagen wurden die nächtlichen
Wetterbeobachtungen nur von der Flughafenfunkstelle ausgeführt. Die Erfah
rungen aus der vorjährigen Beratungszeit der Nachtmaschinen konnten nicht
weiter verwertet werden.
Die Beratung der Maschinen in der Luft auf dem Funkwege nahm an Zahl
zu. Die funktelegraphische Beratung der deutschen Maschinen bewährte sich
sehr, während die funktelephonische Verbindung mit den ausländischen Maschinen
zum Teil wegen Sprachschwierigkeiten nicht vollauf befriedigte. Während der
Sommermonate erhielten auch die Schleuderstartflugzeuge der „Europa“ und
„Bremen“ wiederholt drahtlose Wetterberatung für den Flug an der deutschen
Küste nach Bremerhaven.
Gerade zu Beginn des Hochsommers erwuchs der Flugwetterwarte Hamburg
noch eine besondere Aufgabe in der Nachrichtenübermittlung nach Norderney,
da dort die Besetzung der Flugfunkempfangsstelle erst nach längerer Zeit erfolgte.
Während des Winterluftverkehrs verringerte sich das umfangreiche Sommer
flugnetz auf sechs tägliche Beratungen, von denen vier auf Hamburg und zwei
auf Travemünde fallen. Die Strecke Berlin—Kopenhagen ist zum ersten Male
über Hamburg gelegt worden, so daß jetzt auch während des Winters eine direkte
Verbindung mit Berlin besteht.