Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1930.
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Information über den Ozeanflugwetterdienst eine Woche auf dem Seeflugreferat.
Während des Fluges und während der Liegezeiten an den verschiedenen Plätzen
hat die Flughafenfunkstelle Hamburg im Wechsel verkehr mit dem Flugschiff
gestanden, was dem Wetterdienst für den Flug sehr zugute gekommen ist.
Auf Einladung der Dornierwerke hat Dr. Seilkopf zur Information an dem
Fluge Amsterdam—Southampton teilgenommen. Die Deutsche Seewarte möchte
nicht versäumen, den Dornierwerken ihren herzlichsten Dank hierfür zum Aus
druck zu bringen.
In der gleichen Zeit ist der Flug des neuerbauten Dornier-Großflugbootes
„Do S“ von Altenrhein über Dorprecht nach Paris, und der Mittelmeerabschnitt
Rom—Marseille—Barcelona—Madrid des Südeuropafluges des Junkers-Großflug
zeugs G 38 meteorologisch beraten worden. Von Mitte September bis Anfang
November sind der Erprobungsstelle Travemünde des Reichsverbandes der
Deutschen Luftfahrzeugindustrie werktäglich morgens Wetterübersichten und
-Vorhersagen für Langstreckenflugversuche auf Ost- und Nordsee zugeleitet
worden.
Die für den Ozeanflugwetterdienst benötigten Wetterbeobachtungstelegramme
sind von der Funkstelle der Seewarte aufgenommen worden. Für die Südamerika
fahrt des Luftschiffs „Graf Zeppelin“ hat außerdem die Flughafenfunkstelle Ham
burg im Wechsel verkehr mit Rio umfangreiche Wetterbeobachtungen eingeholt,
die das Brasilianische Meteorologische Institut und das Condor-Syndikat in Rio
in dankenswerter Weise beschafft haben. — Die Einrichtung des Wetternach
richtendienstes für verschiedene Ozeanflüge bedingte einen sehr umfangreichen
Schriftverkehr von S.
2. Einkommende drahtlose Wettermeldungen von Seeflügen.
Die drahtlose Übermittlung von Wetterbeobachtungen während der Seeflüge
hat für den Ozeanflugwetterdienst um so mehr Bedeutung, als von vielen durch
flogenen Seegebieten kaum Schiffswettermeldungen vorliegen. Von den Nord
meerfahrten und der Südamerikafahrt hat die Schiffsleitung des Luftschiffs „Graf
Zeppelin“ wertvolle Meldungen gefunkt. Der Verzifferung der Meldungen von
Seeflügen ist der am 1. Mai eingeführte „Seeobs“-Schlüssel zugrunde gelegt worden
mit einigen wenigen Änderungen, die durch die Eigenart der Beobachtungen aus
der Luft bedingt sind.
3. Meteorologische Tagebücher von Luftfahrzeugen über See.
Durch die verdienstvolle Mitarbeit des Luftschiffbaus Zeppelin, der Deutschen
Luft Hansa und der Deutschen Verkehrsfliegerschule ist ein wertvolles Beob
achtungsmaterial eingegangen; insgesamt konnten 815 meteorologische Beobach
tungen gesammelt werden, die z. T. bereits im Ozeanflugwetterdienst wieder verwertet
werden konnten. Auf der Südamerikafahrt des „Graf Zeppelin“ sind stündliche
Beobachtungen angestellt worden. Von der Flugstrecke Cadiz—Las Palmas hat
Kapt. Ernst zahlreiche meteorologische Beobachtungen eingebracht. Die Wetter
beobachtungen auf seinem Nordamerikaflug hat Herr von Gronau in dankens
werter Weise zur Verfügung gestellt.
Mit Rücksicht auf die Übermittlung drahtloser Wettermeldungen von See
flügen ist nach mancherlei Versuchen ein neues Tagebuchformular entworfen
worden, das wie das alte in Blockform gedruckt worden ist. Es stellt eine Ver
einigung des alten, 1928 eingeführten Formulars mit dem Tagebuch für Seeobs-
Telegramme dar.
4. Karten.
Nach den 1929 erschienenen, von Dr. Schumacher entworfenen „Größt
kreiskarten für die Luftnavigation“ herrscht lebhaft Nachfrage.
Für Ozeanflüge ist nach den Erfahrungen auf den Zeppelinfahrten ein neues
Formular einer „Wetterkarte für den Atlantischen Ozean“ gedruckt worden, nach
dem vom Dänischen Meteorologischen Institut für die Nordatlantikkarten ver
wendeten Gradnetz, allerdings im Westen bis zur Westküste der Vereinigten
Staaten, im Süden bis zum südamerikanischen Cap S. Roque erweitert. Die Karte