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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1930.
bereit Vorlagen. Die bei den Höhenaufstiegen. erreichte mittlere Höhe des Jahres
beträgt 5200 m. Der Start zum täglichen Höhenaufstieg erfolgte bis Mitte No
vember pünktlich zwischen 7.30 und 7.45 h . Diese zeitliche Regelmäßigkeit im
Aufstiegsbetrieb brachte es mit sich, daß sehr häufig bei Schlechtwetterlagen die
Flüge durchgeführt werden mußten, und dabei kam es zu 6 Notlandungen, be
dingt durch Wetterverschlechterung, die alle glatt ohne jede Beschädigung des
Flugzeuges verliefen. 1 Flug mußte Mitte Dezember wegen zu starker Vereisung
abgebrochen werden.
Im Juli wurde auf Anordnung des Reichsverkehrsministeriums die Junkers
W 33 D 1231 und im August die Albatros Ass L 75 D 1680 neben der A 35 bei
den Höhenaufstiegen verwendet, um die Eignung dieser Maschinen für den
Wetterhöhenflug zu erproben.
Die Führung des Flugzeuges hatte bei sämtlichen Flügen Flugzeugführer
Neuhaus, der am 21. November seinen 1000. Höhenaufstieg bei der Wetterflug
stelle Hamburg ausführte. Die Beobachtungen bei den Flügen wurden zum weitaus
größten Teile durch den Leiter der Flugstelle R. R. Dr. Lohr ausgeführt und die
Beobachtungen durch ein reichhaltiges Luftbildmaterial ergänzt. Während der
Beurlaubung des Leiters der Station und während seiner dienstlichen Abwesen
heit im Februar anläßlich der Einweisungsfahrt D von Hamburg nach New-York
war Dr. Bell vom Flugwetterdienst Stettin nach Hamburg zur Vertretung ab
kommandiert und für die Dauer der Einweisungsfahrt war auch Dr. Wagner vom
Seeflugreferat der Wetterflugstelle zugewiesen.
In technischer Hinsicht ist zu erwähnen, daß größere Reparaturen am Motor
oder am Rumpfe der A 35 im Betriebsjahre nicht erforderlich waren, obwohl
diese Maschine, wie bereits eingangs erwähnt wurde, täglich im Höhenaufstiegs
betrieb in Verwendung war. Kleinere Reparaturarbeiten, die zur Aufrechterhaltung
des die Maschine stark beanspruchenden Höhenaufstiegbetriebes dauernd erforder
lich sind, wurden durch das technische Personal der Deutschen Lufthansa-Hamburg
jederzeit schnell und sachgemäß ausgeführt. Wie aus obiger tabellarischer Über
sicht hervorgeht, war dank der sorgfältigen Wartung durch die Deutsche Luft
hansa-Hamburg das Flugzeug jeden Tag startklar. Die eingebauten Instrumente
zur Führung des Flugzeuges haben sich im Laufe des Jahres gut bewährt und
leisteten hervorragende Dienste bei den häufigen Wolkenflügen. Auch die In
strumente zur Registrierung der meteorologischen Faktoren arbeiteten zum weitaus
größten Teile einwandfrei.
Vom 24. bis 26. April fand in Hamburg die erste Tagung der Wetterflugstellen
statt. Auf Einladung des Reichsverkehrsministeriums waren zahlreiche Instituts
direktoren und Direktoren von Wetterdienststellen, die Besatzungen der Wetterflug
stellen, Vertreter von Flug Wetterwarten und sonstige Interessenten der Wetter
fliegerei erschienen, um Erfahrungen und Anschauungen auszutauschen. Die Tagung
wurde durch Herrn Ministerialdirigenten Brandenburg im Flughafenverwaltungs
gebäude in Gegenwart von Herrn Staatsrat Krönig aus Hamburg eröffnet und dann
unter dem Vorsitz des Herrn Präsidenten der Deutschen Seewarte abgehalten.
Die Beteiligung der Wetterflugstelle Hamburg an den Tagungsverhandlungen
ist aus dem Vortragsverzeichnis zu entnehmen.
Bei einzelnen Höhenflügen wurde auch Studierenden der Meteorologie wie
in den Vorjahren Gelegenheit gegeben, durch eigene Beobachtungen vom Flugzeug
aus ihre Kenntnisse über die meteorologischen Faktoren der Höhenlagen zu
erweitern. Dem Doktoranden G. Klanke, der während des ganzen Jahres sich
mit großem Eifer an den Arbeiten der Flugstelle beteiligte und kurze Zeit auch
den Leiter der Flugstelle vertrat, war Gelegenheit gegeben, durch regelmäßige
Mitnahme eines zweiten Registrierinstrumentes bei den täglichen Höhenaufstiegen
umfangreiche Versuche für seine Doktorarbeit anzustellen. Besucht wurde die
Wetterflugstelle vom Zweigverein Hamburg der Deutschen Meteorologischen Ge
sellschaft, vom Seefahrtschullehrer-Kursus, vom Seefliegerkursus-Travemünde und
sonst auch von verschiedenen Vertretern der Wissenschaft und Technik.
Die Veröffentlichung der Aufstiegsergebnisse erfolgte laufend durch Funk
spruch der Flugfunkstelle Berlin um 10.20 h , außerdem in den aerologischen Be