Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1930.
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Der deutsche Schiffswettermeldedienst (Seeobsdienst) hat dank des Ver
ständnisses, das die deutschen Reedereien, die Schiffsleitungen deutscher Schiffe
und die Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie ihm entgegen
bringt, einen weiteren Aufschwung erfahren. Die Zahl der Seeobsmeldungen ist
im Jahre 1930 auf täglich 30 im Durchschnitt gestiegen. Die Reichsmarine ist
mit etwa 300 Seeobsmeldungen im ganzen Jahre beteiligt gewesen (Kreuzer
„Emden“, „Karlsruhe“, „Köln“, das Vermessungsschiff „Meteor“, der Fischerei
kreuzer „Zieten“ und der Stationstender „Frauenlob“). Der der Deutschen Wissen
schaftlichen Kommission für Meeresforschung gehörige RFD „Poseidon“ hat
60 Seeobsmeldungen an die Seewarte abgesetzt.
Der Wetterdienst der Deutschen Seewarte für die Schiffahrt wurde am
15. November 1930 dem neuen internationalen Schlüssel angepaßt. Das bisherige
Hafentelegramm und das Funkwetter, das von Norddeich, bzw. Kiel, bzw. Swine
münde, bzw. Pillau verbreitet wird, erhielt von diesem Datum ab eine einheitliche
Form unter der Bezeichnung „Seewetter“. Für den ersten Teil des „Seewetters“,
der Wetterbeobachtungen von Küstenorten der Nord- und Ostsee bringt, wurde
die Verschlüsselung nach neuer internationaler Form statt des bisherigen Klar
textes einführt. Hierdurch war es möglich, Wetterbeobachtungen von einer
größeren Anzahl von Feuerschiffen und Küstenorten und gleichzeitig neue für
die Schiffahrt wichtige Beobachtungen, wie z. B. die Sichtweite, hinzuzufügen.
Der zweite Teil des „Seewetters“, der eine kurze Wetterübersicht mit Vorhersage
enthält, wird wie früher im Klartext gegeben. Trotz der Kostenersparnis, die
durch die teilweise Verschlüsselung des „Seewetters“ erreicht wurde, mußte wegen
Mangels an Mitteln die drahtliche Übermittlung des „Seewetters“ an eine Anzahl
von früheren Hafentelegrammempfängern eingestellt werden.
Das Funkobs Deutschland, das im In- und Ausland die Wetterbeobachtungen
deutscher Landstationen und deutscher Schiffe funktelegraphisch übermittelt,
wurde auf Grund einer Vereinbarung zwischen dem Reichsverkehrsministerium
und dem Preußischen Landwirtschaftsministerium auf den halben bisherigen
Umfang verkleinert, um Kosten zu sparen.
In der Nachrichtenverbreitung für den deutschen Wintersport- und sommer
lichen Bäderwetterdienst trat keine Änderung gegen das Vorjahr ein.
2. Seeflugtelegraphie.
Für die vom Seeflugreferat der Deutschen Seewarte zu beratenden Flüge
des Luftschiffes „Graf Zeppelin“ nach Südamerika sowie für seine diesjährigen
drei Nordlandsflüge wurde vom Nachrichtendienst der Abteilung III wieder das
Sondermaterial geliefert. Desgleichen für die Flüge des Do X nach Lissabon,
ferner für die Flüge der Luft Hansa nach Cadix und Las Palmas und ebenso für
die Flüge der Katapult-Flugzeuge des D. „Europa“ und des D. „Bremen“. Wie
bereits erwähnt, trugen die deutschen Schiffe zur Beschaffung des Materials in
vermehrtem Umfange bei.
3. Eistelegraphie.
Eine Änderung gegen das Vorjahr ist nicht eingetreten.
4. F-T.-Station.
Die Verlegung der Funkstation in nebeneinanderliegende Räume des zweiten
Stocks in unmittelbarer Nachbarschaft der Wetterdiensträume wurde ohne Unter
brechung des Nachrichtenbetriebes beendet. Die räumliche Zusammenfassung
des Nachrichtenreferates zu einer Einheit und damit die schnellere Erledigung
der Telegramme und ein besseres Hand-in-Hand-Arbeiten des Funkpersonals ist
hierdurch erreicht worden. Gleichzeitig ist der Funkempfang durch die Auf
stellung von fünf neuen modernen Empfängern verbessert worden. Ein laufendes
Schmalband befördert lautlos die Telegramme von den Empfangsräumen zur
Nachrichtenzentrale und zum Wetterdienstraum. Zwei Creed-Stanzen zur Lochung
der Sendestreifen und zwei automatische Morsegeber vervollständigen die Aus
rüstung zur Ferntastung der Sender in Königswusterhausen und Fuhlsbüttel.