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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
10. An der alle fünf Jahre wiederkehrenden Internationalen Meteorologischen
Konferenz, die im Jahre 1929 in Kopenhagen vom 8. bis 21. September stattfand,
nahmen teil der Präsident, Professor Dr. Wigand, Professor Dr. Kuhlbrodt,
Reg.-Rat Dr. Ahlgrimm, Reg.-Rat Dr. Seilkopf.
Hervorzuheben ist, daß die Anregung der Deutschen Seewarte, die 50jährige
Wiederkehr des Internationalen Polarjahres 1882/1883, bei dessen Durchführung
der damalige Direktor der Seewarte, Geh. Rat v. Neumayer, die führende, inter
national anerkannte Rolle spielte, durch ein neues Polarjahr 1932/1933 zu be
gehen, von der Internationalen Konferenz mit Freuden angenommen wurde.
Auch trugen die Erfahrungen, die Reg.-Rat Dr. Seilkopf auf der Weltfahrt
des „Graf Zeppelin“ mit den zahlreichen verschiedenen nationalen Wetter
schlüsseln gemacht hat, nicht unerheblich zur Festlegung des einheitlichen inter
nationalen Schlüssels bei.
Die Deutsche Seewarte ist gegenwärtig innerhalb des internationalen meteo
rologischen Comitees wie folgt vertreten:
a) durch ihren Präsidenten in der
Kommission für maritime Meteorologie,
Kommission für das Weltnetz und Polarmeteorologie,
Unterkommission für maritime Aerologie,
Unterkommission für Herstellung eines einheitlichen meteorologischen
Schiffstagebuch es;
b) durch ihren Vorstand der Meteorologischen Versuchsanstalt, Professor
Dr. Wigand, in der
Kommission für Erdmagnetismus und Luftelektrizität,
Kommission für das Weltnetz und Polarmeteorologie;
c) durch ihren Referenten für den Wetternachrichtendienst, Reg.-Rat
Dr. Ahlgrimm, in der Unterkommission für Verwendung des Bildfunks im
Wetternachrichtendienst.
Der Referent der Seewarte für den Eisnachrichtendienst, Reg.-Rat Kapitän
Luensee, wurde zum Sekretär der Kommission für maritime Meteorologie gewählt.
11. Professor Dr. Wigand unternahm eine Studienfahrt nach Nord-Amerika
vom 11. Oktober bis 9. November und besuchte New York, Washington, Toronto
und Ottawa.
Ein großer Teil dieser reichen Auslands- und Überseetätigkeit war nur
möglich durch das Entgegenkommen und die verständnisvolle Einsicht der großen
deutschen Reedereien für die wissenschaftlichen Aufgaben der Deutschen See
warte. Aufrichtiger Dank sei ihnen an dieser Stelle zum Ausdruck gebracht.
c) Teilnahme an wichtigen Tagungen und Sitzungen.
1. Am 7. und 8. Januar 1929 wurde auf der Deutschen Seewarte mit Prof.
Dr. la Cour, Direktor des Königl. Dänischen Meteorologischen Instituts Kopen
hagen, und Prof. Dr. Knudsen, Vorsitzender des Hydrographischen Comitees
des „Conseil Perm. International pour l’Exploration de la Mer“ verhandelt über:
a) die gemeinsame Fortführung der alten Hoffmeyerschen Wetterkarten vom
Atlantischen Ozean nach neuen Gesichtspunkten,
b) die Förderung der internationalen Meeresforschung durch Karten mit
jeweiligen Wassertemperaturen und Herstellung der mittleren Monats-
Isothermen der Wassertemperaturen vom Nordatlantischen Ozean,
c) die Frage der Herstellung der Wetterkarten der gesamten Nordhalbkugel.
Diese Besprechungen waren Vorarbeiten für die Internationale Meteorologen
konferenz im September in Kopenhagen.
2. Am 10. und 11. Juni fanden auf der Deutschen Seewarte unter Leitung
des Reg.-Rates Dr.Benkendorff vom Reichsverkehrsministerium Besprechungen über
Fragen des internationalen Flugwetter- und Flugfunkdienstes statt. Außer deut
schen beteiligten sich dänische, holländische und schwedische Sachverständige.
3. Vom 8. bis 11. Juli fanden Besprechungen des Deutschen Ausschusses für
die Neubearbeitung des Internationalen Signalbuches statt; als Mitarbeiter waren
englische, norwegische und dänische Vertreter anwesend.