Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
51
Wie in den Vorjahren sind die in den A. H. erschienenen, für die Luftfahrt
wichtigen Arbeiten in der Reihe: „Meteorologie aus dem Gebiete der See- und
Küstenluftfahrt“ zusammengefaßt worden, um sie der Praxis der Luftfahrt zu
zuleiten; Heft 3 ist im Februar, Heft 4 und 5 sind im Dezember erschienen.
Heft 4 enthält mit Rücksicht auf Flüge auf dem Nordwege und in der Arktis
Aufsätze über diese Fluggebiete.
4. Karten.
Eine wesentliche Vorarbeit für den Transozeanluftverkehr, wie für den Lang
streckenflug überhaupt besteht in der Schaffung kartenmäßiger Unterlagen, wie
sie im Vorjahre durch die Veröffentlichung der beiden Luftfahrtblätter der
Monatskarte für den Südatlantischen Ozean begonnen worden ist. Im Jahre 1929
sind „Größtkreiskarten für die Luftnavigation“ herausgegeben worden, die von
dem Ozeanographen Dr. Schumacher entworfen und von ihm auch nach seinem
Ausscheiden aus der Deutschen Seewarte weiterbearbeitet worden sind. Auf
diesen Karten in zentraler Azimutalprojektion ergeben sich die für die Luft
navigation auf Langstrecken wichtigen größten Kreise als gerade Linien; sie sind
mithin leicht auffindbar, was für ein in der Luft oft notwendiges schnelles
Arbeiten sehr wesentlich ist. Zur Berechnung von Entfernung und Kurs hat
Dr. Schumacher ein graphisches Verfahren angegeben, dessen Darstellung in
den Karten enthalten ist. Für die Zwecke der Luftfahrt ist auf den Karten
ferner in vereinfachter Topographie das Gelände in sechs Höhenstufen ver
schieden dunkler Brauntönung dargestellt; die Gewässer sind blau angelegt.
Das Kartenwerk umfaßt vier Karten: Arktis, Eurasien, Nordatlantik, Mittel- und
Südatlantik. Die Berechnung des Gradnetzes ist nach Angaben von Dr. Schu
macher großenteils durch E. Prager erfolgt. Die kartographische Ausführung
und die Zeichnung stammt von H. Harbeck.
c) Ozeanflugwetterdienst.
Der Ozeanflugwetterdienst ist erheblich umfangreicher als in den beiden
Vorjahren gewesen, vor allem durch das große, erfolgreich durchgeführte Fahrt
programm des Luftschiffbaus Zeppelin. Das Luftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“
ist auf den Amerikafahrten, von denen die eine allerdings abgebrochen worden
ist, die andere der Weltfahrt unmittelbar voraufging, auf den Fahrten in das
Mitteimeergebiet und auf den Etappen Friedrichshafen—Tokyo und Lakehurst—
Friedrichshafen der Weltfahrt in alter Weise mit Wetternachrichten versehen
worden. Der Wetterdienst für die Fahrt nach Tokyo unterschied sich methodisch
nicht von dem Wetterdienst für Ozeanflüge, indem nur auf Grund der dreimal
täglichen synoptischen Wetterbeobachtungen Diagnose der Gesamtwetterlage und
Prognose für die vorliegenden Strecken übermittelt worden sind. Die drahtlosen
Berichte an das Luftschiff sind von der postalischen Hauptfunkstelle Norddeich
und versuchsweise auch über den Kurzwellensender der Flughafenfunkstelle
Hamburg—Fuhlsbüttel ausgestrahlt worden. Während der ersten und letzten
Etappe der Weltfahrt haben die Meteorologen von III, Dr. Markgraf und
cand. Rodewald, im Flugwetterdienst von S vertretungsweise mitgearbeitet.
An der Orientfahrt vom 25. bis 28. März und an der Weltfahrt Friedrichs
hafen— Friedrichshafen vom 15. August bis 4. September hat auf Anforderung
des Luftschiffbaus Zeppelin Dr. Seilkopf teilgenommen, um an Bord Wetterdienst
auszuüben. Wichtig war die Teilnahme vor allem in Hinblick auf die Entwick
lung der Luftverkehrsberatung durch die unmittelbare Sammlung meteorologischer
und nachrichtentechnischer Erfahrungen. Über letztere hat Dr. Seilkopf am
13. September in der Kommission für synoptische Wettertelegraphie der Inter
nationalen meteorologischen Direktorenkonferenz in Kopenhagen berichtet, wobei
Vereinheitlichung der Wetterschlüssel, schnellster Austausch von Mitteilungen
über Funkzeit- und Schlüsseländerungen, Vermehrung der Schiffswettermeldungen
und internationaler Ausbau drahtlos auszutauschender Höhenwindmessungen auf
Schiffen gefordert worden sind.
Die Zahl deutscher Versuchsflüge auf den einzelnen Etappen des Ozean
luftverkehrs ist im Berichtsjahr nur gering gewesen infolge der Lage der