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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
Forschungsfahrten und die laufende Instandhaltung der Meßgeräte hat wie in
den Vorjahren die Meteorologische Versuchsanstalt (M) übernommen.
2. Meteorologische Tagebücher von Luftfahrzeugen über See.
Das Tagebuchformular zur Sammlung und Eintragung von meteorologischen
Beobachtungen an Bord eines Luftfahrzeuges ist nach den guten Erfahrungen
auf dem Las Palmas-Fluge der Deutschen Luft Hansa im Sommer 1928 auch
auf der Weltfahrt des „Graf Zeppelin" benutzt worden. Da jedoch das Luft
schiff auf der Weltfahrt, wie auf seinen Atlantikfahrten selbst Wettermeldungen,
als Seeobstelegramm verschlüsselt, an die Seewarte abgegeben hat, bietet für
diese Art der Beobachtungen der Gebrauch des Tagebuchs für Seeobs-Telegramme
Vorteile. Um Vergleichsmögliehkeiten zu gewinnen, sind auf den verschiedenen
Etappen der Weltfahrt verschiedene Tagebücher in Gebrauch gewesen. Auf
Grund der Erfahrungen von 1928 und 1929 soll angestrebt werden, beide Tage
bücher zu vereinigen.
3. Bearbeitung von Ergebnissen.
An der Bearbeitung von Fahrtergebnissen und an anderen Veröffentlichungen
in Hinblick auf die Ozeanluftfahrt, zu denen auch die Bearbeitung von Karten (4)
zu rechnen ist, haben sich in dankenswerter Weise auch Angehörige anderer
Abteilungen (III und H) beteiligt.
Die Bearbeitungen erstrecken sich zunächst auf die meteorologischen Ver
hältnisse an dem über Island—Grönland führenden Nordweg des atlantischen
Luftverkehrs. Die für deren Kenntnis wichtigen, auf Anregung von S be
arbeiteten Beobachtungen während einer Fischdampferreise nach Island 1926
hat M. Rodewald in den A. H. veröffentlicht. Die Bearbeitung der flug
meteorologischen Ergebnisse der Island-Grönland-Fahrt des „Meteor“ im Sommer
1928 ist durch Dr. Troll erfolgt; sie wird demnächst im Druck erscheinen. In
Hinblick auf die Bedeutung der nördlichen Nordsee als Anfluggebiet nach Island
hat H. Frank den meteorologischen Teil der neuen Auflage des Seehandbuches
für die nördliche Nordsee bearbeitet. Dr. Soltau hat seine während der Flug
beratung auf Island im Sommer 1929 gewonnenen Erfahrungen ausgearbeitet
und zur Veröffentlichung eingereicht.
Für den Nordweg ist die Kenntnis der Witterungsverhältnisse in der Arktis
wichtig. Darüber hinaus gewinnt sie durch das steigende Interesse an Luftfahrten
in der Arktis selbst an Bedeutung. Die auf einer ozeanographischen Forschungsfahrt
in das Barentsmeer 1927 auf Anregung von S angestellten meteorologischen Be
obachtungen hat daher Prof. Dr. Schulz in den A. H. veröffentlicht. Hierzu
zählt auch die von M. Rodewald ebenfalls in den A H. veröffentlichte Diskussion
der meteorologischen Beobachtungen auf dem Nordpolfluge von Sir Hubert Wilkins.
Vom Luftwege nach Südamerika ist demgegenüber wenig veröffentlicht
worden. Die Bearbeitungen der an diesem Wege 1927 und 1928 durchgeführten
Forschungs- bzw. Einweisungsfahrten 8, 9 und A durch die Teilnehmer sind
leider noch immer nicht abgeschlossen. Von der achten Fahrt hat Dr. Pummer er
Teilergebnisse herausgebracht, die Sichtbeobachtungen im Raume der Kanarischen
Inseln enthalten und die auf dem Las Palmas-Fluge der Luft Hansa gewonnenen
Beobachtungen ergänzen. Den meteorologischen Abschnitt der Neuauflage des
Seehandbuches der Ostküste von Südamerika II (La Plata—Feuerland) hat mit
Rücksicht auf deutsche Luftverkehrspläne F. Wagner bearbeitet.
Die Ergebnisse der laufenden Höhenwindmessungen auf Handelsschiffen
werden auf Grund der Beobachtungsprotokolle überprüft, nach 500 m- bzw.
1000 m-Stufen neu ausgewertet und in Komponenten zerlegt. Das durch die
wertvolle Mitarbeit der Schiffahrt gewonnene einzigartige Beobachtungsmaterial
laufender Höhenwindmessungen auf See für die Zwecke von Praxis und Wissen
schaft zu erschließen und zu veröffentlichen, wird als wichtige Aufgabe be
trachtet. Die bis zum 1. April 1929 vorliegenden Ergebnisse der Pilotballon
aufstiege der Höhenwindmeßstellen A und B sind als 1. Folge der Höhenwind
messungen, durchgeführt von Schiffsoffizieren der deutschen Handelsflotte, im
„Archiv“ veröffentlicht worden.