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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
und zwar mit Studienreferendar H. Frank als Meteorologen und T. Deitmer als
Hilfskraft. Der Dienst der Flugfunkempfangsstelle wurde von den Funkern
Rißmann und Bobolz versehen, von denen leider Rißmann bald erkrankte, so
daß das Funkpersonal nicht, wie in den früheren Jahren, mit in den Dienst der
Wetterwarte hineingezogen werden konnte.
Das Zimmer, welches im Vorjahre als Wetterwarte diente, bezog die Flug
funkempfangsstelle, während die Wetterwarte in das Nebenzimmer überging.
Daß dieser Raum von der Deutschen Luft Hansa vielfach als Durchgang benutzt
werden mußte, erwies sich als sehr störend.
Die Fernsprechanschlüsse blieben unverändert. Besonders das Marinekabel
hat sich immer wieder als wertvollste, nie versagende Hilfe erwiesen, während
leider die Übermittlung sämtlicher nicht auf Marinekabel kommenden Wetter
meldungen recht oft zu wünschen ließ, und so die Beratung der Maschinen, be
sonders des Frühstarts nach Hamburg, infolge Fehlens der Streckenmeldungen
fast regelmäßig erhebliche Schwierigkeiten machte.
Wettermeldungen wurden abgesetzt um 8, 11, 14 und 16 Uhr, Sonnabends
noch um 13 Uhr. Pilotwindmessungen wurden regelmäßig zwischen 6 und 7 Uhr
morgens vorgenommen und nach Hamburg gegeben. Die Höhenwindmessungen
haben sich auch für die allgemeine Prognose des zu erwartenden Wetters als
sehr brauchbar gezeigt, sofern sie genügend hoch verfolgt werden konnten.
Werktags wurden folgende Fluggaststrecken regelmäßig beraten: Norder
ney—Langeoog—Wangerooge—Bremerhaven—Hamburg; Borkum—Norderney;
Norderney—Bremen; Wangerooge—Bremen; Norderney—Borkum; dazu Mon
tags: Norderney—Borkum—Dortmund; Norderney—Essen; Norderney—Osna
brück—Münster—Dortmund; Mittwochs und Sonnabends: Norderney—Bor
kum—Dortmund; ferner gelegentlich Zeitungsmaschinen: Borkum—Hamburg;
Sportflugzeuge usw.
Die Luftdienst G. m. b. H. schien bei ihrem allgemeinen Flugbetrieb dank
ihrer eigenen Wetternachrichten-Organisation der Hilfe der Flugwetterwarte
nicht zu bedürfen. Es wurde für sie jedoch eine Wetterkarte mit allgemeiner
Übersicht und Vorhersage regelmäßig außer Sonntags gegen 11 Uhr ausgehängt.
Nur bei weiteren Flügen wurde der Luftdienst G. m. b. H. auf ihren Wunsch nach
Möglichkeit ein Streckenwetter gegeben.
Für das Personal der Flugwetterwarte bestand wegen des laufenden Dienstes
kaum die Möglichkeit, eigene besondere Flugerfahrungen auf den zu beratenden
Strecken zu sammeln und zu bearbeiten, wozu im übrigen wegen des meist be
ständig guten Wetters auch wohl nur selten Gelegenheit gewesen wäre.
XII, Seeflugreferat (S).
a) Allgemeines.
Im Berichtsjahre konnte die Tätigkeit mehr als bisher auf planmäßige
meteorologische Arbeiten zur Vorbereitung des Ozeanluftverkehrs eingestellt
werden. Das für diese Arbeiten wie für den Ozeanflugwetterdienst zur Verfü
gung stehende Personal, zu dem nach Ablauf des Sommerflugplanes das der
Flugwetterwarte Norderney getreten ist, ist jedoch wie im Vorjahre stark bean
sprucht worden durch wochenlange Vertretungen auf der Flugwetterwarte Ham
burg infolge von Erkrankungen und infolge des Todes Dr. Burghardts, bis zum
Sommer auch durch Vertretung auf der Wetterflugstelle. Das bis dahin innegehabte
Referat für die Wetterflugstelle ist im Juli an Abteilung M abgegeben worden.
Von besonderer Bedeutung für die meteorologische Erfahrungssammlung
und die Praxis der Ozeanflugberatung ist es in der Berichtszeit gewesen, daß
auf Anforderung des Luftschiffbaus Zeppelin Dr. Seilkopf an der Orientfahrt
und der Weltfahrt des Luftschiffs LZ 127 „Graf Zeppelin“ teilnehmen konnte.
Dem Luftschiffbau Zeppelin sei auch an dieser Stelle aufrichtigster Dank zum
Ausdruck gebracht.