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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
Professur für Meteorologie an der Hamburgischen Universität die Leitung der
Meteorologischen Versuchsanstalt in Groß-Borstel — dem einstigen Arbeitsfeld
von Professor Koppen — einem Gelehrten von Ruf übertragen werden konnte.
Professor Dr. Wigand, bisher Ordinarius für Physik und Meteorologie an der
Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim-Stuttgart, wurde am 1. April 1929
als Ordinarius an die Universität Hamburg berufen. Gleichzeitig wurde er vom
Herrn Reichsverkehrsminister mit der Leitung der Meteorologischen Versuchs
anstalt in Groß-Borstel nebenamtlich beauftragt. Da das alte Institut infolge der
Geldnot gänzlich veraltet und verbraucht ist, so steht zu hoffen, daß im Jahre
1930 ein Ersatzbau an dem Hamburger Flughafen in Fuhlsbüttel erstehen wird.
Auch erhofft die Deutsche Seewarte durch Personalverstärkung und durch die
Zusammenarbeit mit der Hamburgischen Universität nicht allein ein Wieder
aufblühen dieser einst in der ganzen Welt bekannten wissenschaftlichen Anstalt,
sondern auch eine Befruchtung und Entwicklung von Seewartenaufgaben, die
bisher brachlagen, zum Nutzen von Schiffahrt und Ozeanluftverkehr.
b) Tätigkeit im Auslande.
1. Die im Jahresbericht 1928 angekündigte, durch die Notgemeinschaft der
Deutschen Wissenschaft in dankenswerter Weise finanzierte Weltreise von Pro
fessor Dr. Schott zwecks Herausgabe einer Monographie des Indischen und des
Stillen Ozeans wurde durchgeführt. Professor Dr. Schott trat die Reise am
28. Januar 1929 von Hamburg aus an und kehrte am 23. Dezember 1929 wieder
zurück. Besonders bemerkenswert während dieser Reise ist seine Beteiligung am
vierten Pacific Science Congress im Mai/Juni in Batavia.
2. Die Meteorologen Dr. Lühe von der Bremischen Landeswetterwarte und
Dr. Eckardt von der Flugwetterwarte Hannover konnten auf Dampfern der
Woermann-Linie im Januar/Februar die zehnte Forschungsfahrt der Deutschen
Seewarte nach der Westküste von Afrika (bis Freetown) durchführen. Dr.Witten
becher richtete auf dem Norddeutschen Lloyd-Dampfer „Sierra Morena“ die
Pilotstation G auf der La Plata-Fahrt und zurück nach Hamburg ein.
3. Reg.-Rat Dr. Seilkopf nahm auf Einladung des Luftschiffbaus Zeppelin
in Friedrichshafen an der ersten Mittelmeerfahrt des Luftschiffs „Graf Zeppelin“
vom 26. bis 29. März 1929 teil. Als ein Zeichen des Vertrauens zur Seewarte
ist die zweite Einladung dieser Gesellschaft an Reg.-Rat Dr. Seilkopf zur Teilnahme
an der Weltfahrt im August/September als beratender Meteorologe zu bewerten.
Dem Luftschiffbau Zeppelin sei hierfür nochmals besonders gedankt.
4. Reg.-Rat Dr. Georgi nahm vom März bis November als Meteorologe an
der vorbereitenden Grönland-Expedition von Professor Dr. A. Wegener teil.
5. Vom 7. bis 16. April beteiligte sich Reg.-Rat Professor Dr. Schulz in
London an der Sitzung des Internationalen Rates für Meeresforschung.
In der Zeit vom 25. April bis 8. Mai nahm Professor Dr. Schulz am Inter
nationalen Kongreß für Ozeanographie in Sevilla teil.
6. Oberreg.-Rat Dr. Rauschelbach vertrat die Deutsche Seewarte auf dem
Gebiete des Gezeitenwesens in Monaco vom 9. bis 20. April auf der I. Inter
nationalen Hydrographischen Ergänzungskonferenz.
7. Wie bereits im Jahre 1914 der Präsident der Deutschen Seewarte an der
Internationalen Konferenz zur Sicherheit des menschlichen Lebens auf See in
London teilgenommen hatte, so wurde auch bei der gleichartigen Konferenz
(Schiffssicherheitskonferenz) im April und Mai 1929 in London mit der Ver
tretung des nautischen Warndienstes Deutschlands der Präsident der Deut
schen Seewarte beauftragt. Der Präsident als deutscher Bevollmächtigter
sowie Reg.-Rat Luensee nahmen an dieser Konferenz vom 16. April bis
2. Juni teil.
8. Vom 17. Mai bis 20. Juni war Dr. Markgraf am Geophysikalischen Institut
in Bergen zum Studium des dortigen Wetterdienstes tätig.
9. Auf Wunsch der Deutschen Luft Hansa hielten sich Dr. Soltau vom
17. Juni bis 27. Juli und Dr. Kantzenbach vom 19. Juli bis 24. September 1929
zwecks Flugberatung für die Islandflüge der Deutschen Luft Hansa in Reykjavik auf.