Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
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Bezeichnung: Wetterflugstelle Hamburg bei der Deutschen Seewarte. Das Arbeits
gebiet der Wetterflugstelle wird vom Reichsverkehrsminisierium im Einvernehmen
mit der Deutschen Seewarte bestimmt. Aus diesem Gesichtspunkt heraus wurde
die Flugstelle, die bisher dem Seeflugreferat angegliedert war, nunmehr der
meteorologischen Versuchsanstalt in Groß-Borstel, aus der die wissenschaftliche
Flugstelle hervorgegangen ist, und der das aerologische Arbeitsgebiet im Bereiche
der Seewarte zufällt, angeschlossen.
Die vom Reichsverkehrsministerium seinerzeit der Deutschen Seewarte zur
Verfügung gestellte Junkers A 20 wurde für den ausschließlichen Höhenaufstiegs
betrieb bestimmt, während der einsitzige Fokker D VII der Deutschen Seewärts
für Sonderaufgaben zur Verfügung steht. Die Wartung und Pflege der Junkers A20
die bisher in den Händen der Luftaufsicht auf dem Flughafen Hamburg-Fuhls
büttel lag, wurde durch die Deutsche Verkehrsfliegerschule, die nunmehr für den
technischen Betrieb der Flugstellen verantwortlich ist, der Deutschen Luft Hansa
im Juli des Berichtsjahres übertragen. Die Wartung des Fokker D VII verblieb
nach einem Sonderabkommen zwischen der Deutschen Seewarte und der Luft-
aufsicht des Flughafens Fuhlsbüttel in Händen der letzteren. In bezug auf die
Unterbringung der Wetterflugstelle auf dem Flughafen ist bisher noch keine
Änderung eingetreten. Die Verlegung der Büroräume nach der Halle B ist aber
schon seit längerer Zeit geplant. Die Leitung der Flugstelle liegt wie bisher in
Händen von Reg.-Rat Dr. Lohr. Als Flugzeugführer ist Fritz Neuhaus tätig.
Letzterer schied mit dem 1. Juli aus dem Bereiche der Deutschen Seewarte aus
und trat durch Verfügung des Reichsverkehrsministeriums zur Deutschen Ver
kehrsfliegerschule über, ohne aber seine Tätigkeit bei der Flugstelle aufzugeben.
Über weiteres Personal verfügt die Flugstelle nicht.
Die Aufgabe der Wetterflugstelle ist die regelmäßige Sondierung der Atmo
sphäre möglichst bis zu Höhen über 5000 m. In erster Linie dienen die Flüge dem
Luftverkehr, indem durch die Angabe der Sichtverhältnisse in den verschiedenen
Flughöhen, der genauen unteren und oberen Wolkengrenzen und der Schichten
mit starker Luftunruhe die Flugberatung durch die Flugwetterwarten wesentlich
unterstützt wird; ferner dienen sie der Diagnose der Wetterlage im Flugwetter
dienst und im sonstigen Wetterdienst und der Beschaffung von Beobachtungs
material aus den höheren atmosphärischen Schichten zur eingehenden wissen
schaftlichen Bearbeitung, namentlich auch im Rahmen der internationalen
Terminaufstiege. Auch auf technische Beobachtungen, wie die Leistung des
Flugzeuges unter geringer Luftdichte, Kontrolle der Instrumente zur Anzeige
der Quer- und Längsneigung, der Höhe und der Geschwindigkeit, wurde be
sonderer Wert gelegt. Eine unerläßliche Ergänzung der Registrierergebnisse,
durch die diese einer kritischen Untersuchung unterzogen werden können und
so erst das Material wirklich wertvoll wird, bilden die Augenbeobachtungen des
mitfliegenden Meteorologen. Diese Beobachtungen wurden zum weitaus größten
Teil durch den Leiter der Flugstelle ausgeführt. Bei einzelnen Aufstiegen wurde
auch anderen Meteorologen und Studierenden der Meteorologie Gelegenheit ge
boten, ihre Kenntnisse über den Aufbau der Atmosphäre durch eigene Beob
achtungen vom Flugzeug aus zu ergänzen.
Im Berichtsjahre wurden 262 Höhenaufstiege, 25 Wettererkundungsflüge,
23 Sonderflüge, sowie eine Reihe von Probeflügen ausgeführt. Die Verteilung
der Flüge auf die einzelnen Monate und auf die verschiedenen Wetterlagen ist
aus folgender Zusammenstellung zu ersehen:
1929
I
II
III
IV
v
VI
VII
VIII
IX
x
XI
XII
Jahr
Höhenaufstiege:
Flüge bei heiterem Wetter
8
12
1
5
.
6
6
7
2
4
4
64
Bei lockerer Wolkendecke
3
3
1
3
4
9
7
13
10
4
6
9
72
„ geschlossener „
8
4
15
17
10
9
9
8
7
15
14
3
119
„ Nebel
—
—
i
—
2
—
—
—
1
2
1
—
7
Kurze W ettererkundungsfl ü ge
4
3
8
1
—
—
—
1
—
3
—
5
25
Sonderflüge
2
6
5
—
5
—
—
1
1
1
—
2
23
25
28
31
26
30
24
16
29
26
27
25
23
310