Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
29
Die Sammlung und Wiederverbreitung von Wettermeldungen des deutschen
Küstenbezirkes, die die Deutsche Seewarte im Vorjahre in Arbeitsgemeinschaft
mit der Reichsmarine organisierte, wurde im einzelnen verbessert und ausgebaut.
Insbesondere ist vom 15. Dezember ab ein Sammel- und Wiederverbreitungs
dienst von Wettermeldungen des Ostseebezirks von der Marineküstenfunkstelle
Kiel neu aufgenommen worden, der in gleicher Weise organisiert ist, wie der
von der Marineküstenfunkstelle Wilhelmshaven seither für das Nordseeküsten
gebiet ausgeübte Wetternachrichtendienst.
Der Funkempfangsdienst wurde in dem bisherigen Umfang weitergeführt.
Hinzu kam nur die Aufnahme einer Funksammelmeldung der Tschechoslowakei,
die seit dem 1. Januar Wetterbeobachtungen von 2 Uhr nachts verbreitet, und
die Aufnahme einer größeren Sammelobsmeldung Spaniens, das begonnen hat,
die Wettermeldungen von Portugal, Nord- und Westafrika, den Azoren und den
Kap-Verdischen Inseln zu wiederholen.
Rußland hat die Funksammelmeldungen seiner synoptischen Wetterbeob
achtungen noch erheblich erweitert, da es sein Wettermeldenetz in großzügiger
Weise weiter ausbaute.
Der deutsche Schiffswettermeldedienst hat sich außerordentlich rege gestaltet.
Es wurden im letzten Halbjahr täglich durchschnittlich 25 deutsche Seeobs-
meldungen gegen zehn im gleichen Zeitraum des vorhergehenden Jahres emp
fangen. An dieser Vermehrung hat besonders die deutsche Handelsschiffahrt
Anteil. Jedoch hat sich auch die deutsche Reichsmarine mit etwa 250 Seeobs-
meldungen während des letzten Halbjahres in höherem Maße beteiligt. Seeobs-
meldungen sind von folgenden Schiffen der Reichsmarine an die Deutsche See
warte gelangt: Kreuzer „Emden“, Vermessungsschiff „Meteor“, Fischereikreuzer
„Zieten“, Stationstender „Frauenlob“.
Die Handelsmarine trat mit folgenden neuen Schiffen dem Seeobsdienst bei:
M. S. „St. Louis“, M. S. „Milwaukee“, M. S. „General Osorio“, M. S. „Magdalena“.
Ferner hat sich das Luftschiff „Graf Zeppelin“ mit 11 Obsmeldungen während
der großen Fahrten beteiligt.
Für den Wintersportwetterdienst und den sommerlichen Bäderwetterdienst
wurden in gleicher Weise wie im Vorjahre die Nachrichten gesammelt und
wieder verbreitet.
2. Seeflugwettertelegraphie.
Für die Wetterberatung der zweiten Atlantiküberquerung, der Weltfahrt
und der Mittelmeerfahrten des Luftschiffs „Graf Zeppelin“ stellte die Funkstation
dem Seeflugreferat ebenso wie für die Beratung einiger Langstreekenflüge Sonder
nachrichtenmaterial zur Verfügung und gab bearbeitetes Material zur Verbreitung
durch den Kurzwellensender der Flughafenfunkstelle Fuhlsbüttel oder an Nord
deich zur Verbreitung über die dortigen Sender weiter.
3. Eistelegraphie.
Die funkentelegraphische Verbreitung der deutschen Eisnachrichten, die im
Vorjahre über drei Sender getätigt wurde, ist für das Winterhalbjahr 1929/1930
wieder auf zwei Sender (Norddeich und Swinemünde) beschränkt worden.
4. F-T.-Station.
Die Störungen des Funkempfangs durch im Hafen abstimmende Schiffe sind
seit dem letzten Jahre im Abnehmen begriffen, was offenbar darauf zurück
zuführen ist, daß sich die Bestimmungen des Funkvertrages von Washington
bemerkbar zu machen beginnen, wonach ab 1. Januar 1930 keine gedämpften
Schiffssender neu eingebaut werden dürfen und im Laufe des folgenden Jahr
zehntes alle gedämpften Sender außer Betrieb gesetzt werden müssen.
Störungen durch im Seewartengebäude arbeitende Motore konnten teilweise
durch Einbau von Störbefreiungsdrosseln und -kapazitäten herabgemindert werden.
Die Apparatur der Funkstation war bisher in drei verschiedenen und weit von
einander entfernt liegenden Räumen der Deutschen Seewarte untergebracht. Die Un
zuträglichkeiten, die sich durch diese räumliche Trennung ergaben, werden in
Zukunft behoben sein, sobald die Verlegung der Funkstation in nebeneinander
3