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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
zwischen Twielenfleth und Bielenberg wurden sämtlich ausgewertet; der größte
Teil der Beobachtungen liegt vollständig bearbeitet vor.
Von den Beobachtungsstreifen, die von den auf Veranlassung des Preu
ßischen Wasserbauamts in Emden im Jahre 1928 auf der Geise von einem Floß
aus angestellten Gezeitenstrombeobachtungen stammen, wurden die des Strom
messers 1926 ausgewertet und fertig bearbeitet, während die des Strommessers
1928 bisher nur abgelesen wurden. Die Streifen der vom Peildampfer „Norden“
aus angestellten Strombeobachtungen im Ostfriesischen Gatje wurden für beide
Instrumente bisher zur Hälfte ausgewertet.
Die Auswertung der Streifen wurde unter der Leitung Dr. Rauschelbachs
während des ganzen Jahres von vier bis fünf Hilfskräften außerhalb der
Deutschen Seewarte ausgeführt.
Alle Strommessungen, die in den drei letzten Berichtsjahren mit den neuen
Bifilar-Strommessern ausgeführt wurden: die Beobachtungen auf der Ems
zwischen Pogum und Delfzijl und im Ostfriesischen Gatje, die in der Geeste-
Mündung, die auf der Elbe bei Plamburg, oberhalb von Hahnöfersand, bei
Pagensand und im Amerika-Hafen von Cuxhaven und die bei Helgoland, haben,
wenn sie auch auf Veranlassung der Wasserbaubehörden zunächst zur Unter
suchung von wasserbautechnischen Fragen angestellt wurden, gleichzeitig viele
für die Schiffahrt höchst wertvolle Angaben geliefert; dies trifft ganz besonders
für die folgenden Schiffahrtwege zu: für das Ostfriesische Gatje, für die Ein
fahrt in die Geeste-Mündung, für die Elbe zwischen Twielenfleth und Bielenberg,
für die Einfahrt in den Amerika-Hafen von Cuxhaven und für den Weg östlich
der Düne von Helgoland, und zwar deshalb, weil hierdurch nicht nur an vielen
Stellen die Gezeitenströme zum ersten Male zweifelsfrei festgestellt, sondern auch
an manchen Orten in den nicht oberflächennahen Wasserschichten Gezeitenströme
vorgefunden wurden, die von dem Oberflächenstrom sowohl in bezug auf Rich
tung als auch auf Geschwindigkeit zum Teil wesentlich verschieden waren. Die
Ergebnisse werden einerseits in die Gezeitenstromtabellen der Gezeitentafeln und
des Gezeitenatlas aufgenommen, andererseits nach und nach als Gezeitenstrom
karten veröffentlicht werden.
4. Auskünfte. Über die Gezeiten und Gezeitenströme der Elbe wurden
im Berichtsjahre wieder zahlreiche Auskünfte und Gutachten an Schiffahrtskreise,
Behörden und Privatpersonen abgegeben. Während die Auskunfterteilung über
die Gezeiten in den meisten Fällen auf Grund gesicherter Wasserstandsbeobach
tungen erfolgen kann, sind die Auskünfte über Gezeitenströme leider immer noch
fast nur auf Annahmen angewiesen, da es bisher immer noch an genügend
sicheren Gezeitenstrombeobachtungen fehlt, um die vor allem im weitverzweigten
Hamburger Hafengebiet sehr verwickelten Gezeitenerscheinungen mit einiger
Sicherheit zu übersehen.
5. Sonstige Arbeiten. Für die beiden im Preußischen Wasserbauamt in
Wesermünde und im Gezeitendienstzimmer der Deutschen Seewarte neu auf
gestellten Tischpegel wurden mit der Gezeitenrechenmaschine vollständige
Gezeitenkurven von Wesermünde und Hamburg als Unterlage für Windstau
beobachtungen und -meldungen gezeichnet.
Ausführliche Gezeitenangaben, auch von nicht in den Gezeitentafeln ent
haltenen Häfen, sowie Kalenderangaben, wie Sonnen- und Mond-Auf- und Unter
gänge, wurden im Berichtsjahre von Herstellern von Kalendern oder Wasserbau
behörden angefordert und geliefert. Auch Fahrpläne für regelmäßig zwischen
Hamburg und Cuxhaven verkehrende Schiffe wurden unter Berücksichtigung der
Gezeitenströme auf der Elbe für die Schiffahrt berechnet.
Für das Internationale Hydrographische Bureau in Monaco wurde für die neue,
als „Lose-Blätter-Buch“ in Druck befindliche Sammlung harmonischer Konstanten
eine Zusammenstellung aller bisher deutscherseits ermittelter harmonischer Kon
stanten angefertigt.
Soweit wie möglich wurde das irgendwie erreichbare in- und ausländische
Fachschrifttum, sowohl das ältere als auch das neuere, von Dr. Rauschelbach
und Frl. Dr. Straas auf Abhandlungen über Gezeiten oder auf sonstige Gezeiten