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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1929.
verwandt. Dieses befindet sich nicht in Nauen wie die bisherigen Signalgeber,
sondern auf der Seewarte in Hamburg. Es wird also seit dem 1. Dezember
außer dem Stromstoß, der die in Nauen aufgestellten Signalgeber auslöst, auch
das ganze Koinzidenz-Signal durch das Kabel geleitet. Hiermit ist eine wichtige
Umgestaltung des Betriebes eingeleitet worden: Nachdem sich nämlich sofort
gezeigt hatte, daß das von der Seewarte aus gesteuerte Koinzidenz-Signal mit
der erforderlichen Genauigkeit und Zuverlässigkeit ausgestrahlt wird, wurde
sofort mit der Überführung der übrigen in Nauen befindlichen Signalgeber be
gonnen. Wegen verschiedener hierdurch notwendig gewordener Umänderungs-
arbeiten in der Abteilung konnte das Hauptsignal zu Ende des Berichtsjahres
allerdings noch nicht durch das Kabel nach Nauen geleitet werden. Nach Durch
führung dieser Neuregelung des Betriebes wird eine viel größere Sicherheit in
der Aussendung der Zeitsignale erreicht sein als bisher, da diese nicht mehr
von der exakten Übermittelung nur eines einzigen Stromstoßes nach Nauen ab
hängig sein wird. Mit der Inbetriebsetzung des Koinzidenz-Signalgebers ist bis
Ende des Jahres gewartet worden, um durch die möglicherweise anfänglich auf
tretenden Störungen keine Vermessungsunternehmungen zu unterbrechen, die im
Winter meist zu ruhen pflegen. Der alte Koinzidenz-Signalgeber ist der Firma
Bröcking übergeben worden und wird nach Umbau auf die neue Signalform in
Abteilung IV als Reservegeber Aufstellung finden.
Der Abgabe der Nauener Zeitzeichen lagen 44 mit dem Durchgangsinstrument
der Seewarte angestellte Zeitbestimmungen zugrunde. Nach diesen sind die in
den Astronomischen Nachrichten, in den Annalen der Hydrographie und den
Deutschen Uhrmacherfachzeitschriften veröffentlichten endgültigen Verbesserungen
der Signale berechnet worden. Von den 730 zu erwartenden Signalen über
schritten 71 o/o den Betrag von O.U nicht, 21 °/ 0 blieben zwischen 0.1 und 0.2,
4 °/ 0 zwischen 0.2 und 0.3 und 1 °/ 0 zwischen 0.3 und 0.5 S . Störungen und Aus
fälle traten in 2 1 / 2 % aller Signale auf. Der Gesamtdurchschnitt der störungs
frei abgegebenen Signale erreichte mit 0.07 7 S infolge des Personalwechsels einen
etwas größeren Wert als im Vorjahre. Ausgefallen sind im ganzen 12 Signale,
fast alle infolge von Kabelstörungen. In der Aussendung des Koinzidenz
signals traten nach Inbetriebnahme des neuen Gebers Anfang Dezember einige
wenige Unregelmäßigkeiten ein. Die Vorausberechnung der Zeit wurde wie früher
durch Telegramme des Geodätischen Instituts in Potsdam unterstützt, die in
Zeiten schlechten Wetters von Wert sein können.
An weiteren Arbeiten im Bereiche des Zeitdienstes ist folgendes anzuführen:
Der Fortfall der 3100 m-Welle machte den sofortigen Bau eines Empfangs
gerätes für die automatische Aufzeichnung der 18 km-Welle notwendig, da
bisher nur die 3100 m-Welle regelmäßig mittags und nachts aufgezeichnet
worden war. Dieser schwierigen Aufgabe unterzog sich mit bestem Erfolge
E. Treusein, der über die angestellten Versuche und über Einzelheiten der Ein
richtung an anderer Stelle berichten wird. Gleichzeitig wurde die Antenne
von Abteilung IV durch Errichtung eines lim hohen Mastes auf dem flachen
Dache der Abteilung bedeutend verbessert. — Für den Koinzidenz-Signalgeber
wurde in der Abteilung eine Synchronisationseinrichtung gebaut, durch welche
dieser mit den Auslöseuhren in Übereinstimmung gehalten wird. Hierdurch
bleibt das Koinzidenz-Signal bis auf wenige hundertstel Sekunden in konstantem
Abstande vom Hauptsignal. Leider konnte aus Mangel an Geldmitteln und
Werkstatteinriehtungen dieser Vorrichtung nicht diejenige Gestalt gegeben
werden, durch die der Abstand vom Hauptsignal innerhalb einer hundertstel
Sekunde genau hätte gehalten werden können. Ferner wurden Versuche ge
macht über die Löschung der Funken an Uhren- und Relaiskontakten, deren
Ergebnisse für die Zeitdienstanlage praktisch verwertet wurden, und Versuche
über die Ferneinstellung von Präzisions-Pendeluhren, deren Ergebnisse bei der
im Bau befindlichen neuen Signalgeberanlage Anwendung finden werden. Auch
hierüber wird an anderer Stelle Mitteilung gemacht werden.
Von den im Uhrenkeller befindlichen 4 Hauptuhren mußten im vergangenen
Jahre die beiden luftdichten Riefleruhren überholt werden. Die beiden Richter