Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1928.
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Die Öffentliche Wetterdienststelle nahm im Rahmen der Deutschen See
warte an der Ausstellung „Pressa“ Köln, vom Mai bis Oktober teil; sie zeigte
dort u. a. eine zylinderförmige Säule, die mit den Köpfen derjenigen Zeitungen
versehen war, die von Hamburg aus mit Wetternachrichten beliefert werden.
In Verbindung mit einer größeren Anzahl Lehrer aus Schleswig-Holstein
wurde eine lose Arbeitsgemeinschaft der an der Wetterkunde besonders inter
essierten Lehrer gegründet.
e) Klimatologie und Auskünfte.
Die Bearbeitung der Klimatologie der deutschen Küsten geschieht auf Grund
des Beobachtungsmaterials der Normalbeobachtungsstationen der Seewarte:
Borkum, Wilhelmshaven, Cuxhaven-Altenwalde, Hamburg, Kiel-Holtenau, Warne
münde, Stettin, Rügenwaldermünde, Königsberg. Das Observatorium Danzig
stellt seine Beobachtungen dankenswerterweise zur Verfügung. Die Ergebnisse
dieser Beobachtungsstellen werden laufend veröffentlicht in den „Annalen der
Hydrographie und maritimen Meteorologie“ in Form eingehender Monatsüber
sichten über die Witterung an der deutschen Küste. Im Meteorologischen Jahr
buch (Beobachtungssystem der Deutschen Seewarte) werden die Terminbeob
achtungen dieser Stellen ausführlich und nach Mittelwerten veröffentlicht. Im
Berichtsjahr erschien das Jahrbuch für 1925, wie alle Bände nach dem Kriege
leider infolge Mangels an sächlichen Kosten und an Personal noch in stark ge
kürzter Form (Umfang etwa nur ein Viertel desjenigen der Jahrbücher vor dem
Kriege); aus dem gleichen Grunde konnten die rückständigen Jahrgänge 1926
und 1927 nicht nachgeholt werden, ebensowenig auch die vor dem Kriege er
schienenen Sonderarbeiten über die vieljährigen Klimawerte.
Das System der Sturmwarnungsstellen an der deutschen Küste besteht
heute aus etwa 110 Signalstellen. Diese sind jetzt außer mit dem Tagessignal
für Wind- und Sturmwarnungen auch mit dem Nachtsignal (rote Laterne) aus
gerüstet, und hängen die betreffenden Warnungstelegramme in besonderen Kästen
aus. Die Signalisten führen ferner dreimal täglich meteorologische Beobach
tungen aus (Luftdruck, Lufttemperatur, Wind, Seegang, Niederschlag, Wetter),
welche für Auskünfte aller Art die Hauptgrundlage bilden.
Auskünfte über das Verhalten der verschiedenen meteorologischen Ele
mente an vergangenen Terminen (besonders auch unter Auswertung der Re
gistrierungen) an Behörden, Gerichte, wissenschaftliche Institute und an Private
wurden in ständig wachsendem Umfang erteilt; im Berichtsjahr betrug die Zahl
solcher z. T. mit erheblichem Zeitaufwand verbundenen schriftlichen Auskünfte
etwa 800.
Für einige Seehandbücher wurde der Abschnitt über die Klima- und Wetter
verhältnisse einzelner Meeres- und Küstenteile neu bearbeitet.
Mit dem gesteigerten internationalen Luftverkehr gewinnt auch die Samm
lung von überseeischem meteorologischen Beobachtungsmaterial immer mehr
an Bedeutung. Es zeigte sich ein vermehrtes Interesse der meteorologischen
Flugberatungsstellen an den Schätzen, die dank der anerkennenswerten, unent
geltlichen Tätigkeit meist von Ausländsdeutschen zusammengetragen werden.
Obwohl mehrere freiwillige Anerbieten Vorlagen, konnte leider die Zahl der Be
obachtungsstationen nicht vermehrt werden, da der Bestand an meteorologischen
Instrumenten erschöpft ist und kein Fonds zur Erneuerung besteht. Selbst die
beschädigt zurückkommenden Instrumente können aus Mangel an Mitteln nicht
repariert werden.
Bekannt ist das Beobachtungsmaterial der Seewarte auf dem Gebiet der
Auslandsmeteorologie auch in Universitätskreisen. Wiederholt bildete es die
Grundlage zu wissenschaftlichen Untersuchungen.
An außerdeutschen meteorologischen Beobachtungen gingen neu ein:
1. Nain/Labrador, September 1927 bis März 1928, Beobachter Herr Missionar
P. Hettasch. — 2. Bolonda, Station der amerikanischen Mission (protestantisch)
in Niederguinea, November 1927 bis April 1928, Herr Gädeke. — 3. Opuanyio/
Span. Guinea, April 1928 bis Oktober 1928, Herr Mertens. — 4. Missellele/