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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1928.
VII. Bericht über die Tätigkeit der Gezeitenabteilung (G).
Gezeitenvorausberechnung und Ermittlung ihrer Unterlagen.
Einrichtung und Durchführung des Sturmflutwarnungsdienstes im Deutschen Küsten
gebiet. Weiterentwicklung der zum Gezeitendienst und zur Gezeitenbeobachtung
erforderlichen Instrumente.
a) Allgemeines.
Der der Abteilung angehörende wissenschaftliche Angestellte Dr. H. Mothes
verließ die Deutsche Seewarte am 20. Februar, um die Vorarbeiten für die Teil
nahme an einer Expedition nach Grönland ausführen zu können. An seine
Stelle trat die Astronomin Frl. Dr. F. Straas, die sich nicht nur mit den mit dem
Sturmflutwarnungsdienst zusammenhängenden Arbeiten bekanntzumachen hatte,
sondern in erster Linie in die eigentlichen Gezeitendienstarbeiten eingeführt
wurde. Der wissenschaftliche Angestellte Dr. A. Dose verließ die Deutsche See
warte Ende Dezember. Rechnerische Hilfsarbeiten für den Gezeitendienst wurden
ferner während des ganzen Jahres von zwei Hilfskräften im Akkord ausgeführt.
Der Sturmflutwarnungsdienst wurde tagsüber und abends in wöchentlichem
Wechsel von Dr. Dose, Dr. Mothes oder Frl. Dr. Straas und Oberinspektor Thiel
ausgeführt, während der Dienst nachts wie bisher von Dr. Rauschelbach ver
sehen wurde.
b) Herausgegebene Arbeiten.
1. Gezeitentafeln. Die Herausgabe der deutschen Gezeitentafeln ist im
Berichtsjahre wie alljährlich erfolgt. Die Handschrift der „Gezeitentafeln für
das Jahr 1929“ wurde Mitte Januar in Druck gegeben; Anfang Juni konnten
die Tafeln im Buchhandel erscheinen.
Neu bearbeitet sind in diesen Tafeln die Tidenkurven von Le Havre und
die Tafeln zur Errechnung der Wasserstände im Solent. Bei einer größeren
Anzahl von Häfen, vor allem der englischen und indischen Häfen, ist ferner
das Kartennull bei den ausführlichen Vorausberechnungen in Übereinstimmung
mit den Angaben der Seekarten größten Maßstabes oder der fremden Gezeiten
tafeln gebracht.
2. Mitarbeit an den Seehandbüchern, die von der Marineleitung im
Jahre 1928 herausgegeben sind. In der Neuauflage des Handbuches für die
West- und Nordküste Norwegens, I. Teil, sind der Abschnitt „Gezeiten und Ge
zeitenströme“, in der des Handbuches für das Südchinesische Meer der Abschnitt
„Gezeiten“ und in der des Handbuches der Ostküste Südamerikas, I. Teil, Brasilien,
der Abschnitt „Gezeiten“ nebst zwei Karten der „Linien gleicher Hochwasserzeit“
und der „Linien gleichen mittleren Springtidenhubes“ erschienen.
Für die Neubearbeitung des herauszugebenden Handbuches für die West
küste Frankreichs wurde der Abschnitt „Gezeiten und Gezeitenströme in der
Bucht von Biskaya“ neu bearbeitet und durch zwei Karten der „Linien gleicher
Hochwasserzeit“ und der „Linien gleichen mittleren Springtidenhubes“ sowie
durch 12 Karten der „Gezeitenströme in der Bucht von Biskaya“ bereichert;
ebenso wurde für das Handbuch für die Westküste von Hindustan der Abschnitt
„Gezeiten und Gezeitenströme“ neu bearbeitet und durch zwei Karten der
„Linien gleicher Hochwasserzeit“ und der „Linien gleichen mittleren Spring
tidenhubes“ ergänzt.
3. Sonstige Arbeiten. Eine ausführliche Beschreibung des neuen bifilar
aufgehängten, elektrisch registrierenden Strommessers ist von Dr. Rauschelbach
vorbereitet und wird demnächst als Beiheft zu den Ann. d. Hydr. usw. erscheinen.
c) Gezeitendienst.
1. Schriftleitung der Gezeitentafeln. Die Vorausberechnung der
deutschen Gezeitentafeln ist auch im Jahre 1928 unter der Leitung Dr. Rauschel
bachs planmäßig durchgeführt worden. Mit der Gezeitenrechenmaschine wurden
von den beiden wissenschaftlichen Angestellten Dr. Dose und Frl. Dr. Straas und
dem Oberinspektor Thiel die ausführlichen Gezeitenangaben von 6 europäischen
und von 14 außereuropäischen Häfen für das Jahr 1930 vorausberechnet. Von