Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1928.
11
Ferner sind dieser Abteilung angegliedert:
Der Eisdienst, der Hafendienst zur Aufrechterhaltung der Verbindung
der Seewarte mit den Beobachtern auf See, die Herausgabe der Zeitschrift „Der
Pilote“ und die Verwaltung und Berichtigung der Seekartensammlung der
Deutschen Seewarte.
Beim Erscheinen des 51. Jahresberichtes mag es berechtigt sein, kurz das
zu überblicken, was in der vorhergehenden Zeitspanne von der Abteilung ge
schaffen ist.
Als erstes Werk, das aus dem Bestreben heraus entstand, der Schiffahrt zu
nützen, erschien „Der Pilote“, ein Führer für Segelschiffe in sieben Bänden, der
erste Band 1881, der siebente Band 1896. In diesem Werke wurden die Reisen
aller Segelschiffe veröffentlicht, die meteorologische Tagebücher der Deutschen
Seewarte eingereicht hatten. Bei der Zusammenstellung wurde auf Vorteile und
Nachteile der einzelnen Reisewege aufmerksam gemacht. Dadurch wurde es den
Kapitänen ermöglicht, den günstigsten Weg herauszufinden, um schnelle Reisen
zu machen, ein dringendes Bedürfnis, da in den achtziger Jahren des ver
gangenen Jahrhunderts die Dampferfahrt anfing, die Segelschiffahrt zu ver
drängen.
Man erkannte jedoch in dieser Zeit, daß die vielen überall verstreuten An
weisungen geordnet, und daß allgemeingültige Segelanweisungen geschaffen
werden mußten. So entstanden in der Zeit von 1885 bis 1896 die Segelhand
bücher für den Atlantischen, Indischen und Stillen Ozean, mit je
einem Atlas des betreffenden Gebietes. Diese Bücher, die über die
gesamten meteorologischen und ozeanographischen Verhältnisse der Ozeane —
soweit bekannt — aufklären, sind weit ausgreifende Werke. Sie haben den
Schiffen die besten Wege über die Ozeane gezeigt und sich großer Beliebt
heit erfreut, was daraus hervorgeht, daß das Segelhandbuch des Atlantischen
Ozeans bereits in der dritten Auflage erschienen und das des Indischen Ozeans
vergriffen ist. Ohne Studium der Segelhandbücher wäre es den Kapitänen wohl
nicht möglich gewesen, so günstige Reisen wie z. B. von Lizard nach Iquique
in 57 und nach San Francisco in 98 Tagen zu machen.
Nachdem am Anfang des 20. Jahrhunderts die Zahl der Dampfer schon
mehr als doppelt so groß war wie die der Segler, beschloß die Deutsche Seewarte,
Dampferhandbücher herauszugeben, die ausschließlich die Interessen der
Dampferfahrt berücksichtigen. In ihnen werden die wichtigsten Reisewege unter
Berücksichtigung von Wind, Wetter und Strom besprochen, soweit die Fahrt
über den Ozean in Betracht kommt. Als erstes Buch erschien im Jahre 1905
das Dampferhandbuch für den Atlantischen Ozean, von dem im Jahre
1928 bereits die dritte Auflage herausgekommen ist. Im Jahre 1922 folgte das
Dampferhandbuch für den Stillen Ozean. Als Vorläufer eines Dampfer
handbuches für den Indischen Ozean wurde das Seehandbuch für den
Indischen Ozean im Jahre 1915 herausgegeben. Dieses Buch bringt in knapper
Form die physikalischen Verhältnisse sowie die Dampfer- und Seglerreisen im
Indischen Ozean; für Segler soll es als Ersatz dienen für das vergriffene Segel
handbuch für den Indischen Ozean.
Im Jahre 1902 wurde die Monatskarte für den Nordatlantischen
Ozean geschaffen, eine Karte, die den Schiffsführer durch einen kurzen Ein
blick darüber aufklärt, welche Wind-, Strom-, Nebel-, Eis- usw. Verhältnisse er
auf seiner bevorstehenden Reise voraussichtlich antreffen wird, welche Wege er ein
zuschlagen hat, und welche treibenden Schiffahrtshindernisse ihm gefährlich werden
können. Alle diese Angaben haben die Karte beliebt gemacht, zumal das For
mat so gewählt ist, daß sie als Übersegler verwendet werden kann. Sie erscheint
regelmäßig am Ende jedes Monats für den darauffolgenden Monat. Die Karte ist
die Fortsetzung einer im Jahre 1901 unter dem Titel „Nordatlantische Wetter
ausschau“ herausgegebenen kleineren Karte, die aber nur einen Jahrgang erlebt
hat. Die Monatskarte des Nordatlantischen Ozeans, wie sie jetzt besteht, ist auf die
Initiative von Tirpitz zurückzuführen, der den Wunsch der Nordatlantikfahrer
nach einem Deutschen Übersegler mit rasch zu überblickenden Angaben durch