Jahresbericht der Deutschen Seetvarte für 1927.
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für das Südchinesische Meer und für die West- und Nordküste Norwegens (durch
Dr. Perlewitz).
Im Geophysikalischen Kolloquium wurden von Angehörigen der See
warte folgende Vorträge gehalten:
L. Heis: Die Richtung der Kaltluftkante in der Bjerknesschen Theorie. —
H. Seilkopf: Flugmeteorologie des Luftwegs nach Ostasien. — G. Schott, H. Thorade
und F. Zorell: Ziele und Ergebnisse neuester Meeresforschungen. — L. Heis:
Referat über Bjerknes „Die atmosphärischen Störungsgleichungen“ und Stüve:
„Thermozyklogenese“. — J. Georgi: Photogrammetrische Arbeiten unter Benutzung
der Flugzeuge der Deutschen Seewarte. — L. Heis: Die Schwingungen einer
zweifach geschichteten Atmosphäre und ihr Verhältnis zu den Wellen im Luft
meer (nach Defant). — A. Schumacher und E. Kuhlbrodt: Vorläufige Mitteilung
über die Deutsche Atlantische Expedition auf dem Forschungsschiff „Meteor“. —
F. Zorell: Die Schwankungen des Peru-Stromes. — A. Lohr: Bericht über die
7. aerologische Ozeanstudienfahrt der Seewarte. — F. Ahlgrimm: Das Dunkel
kammergerät für Wolkenmessungen. — A. Lohr: Höhenaufstiege der wissenschaft
lichen Flugstelle der Seewarte im internationalen Monat Oktober 1927.— G. Burg
hardt: Flugmeteorologische Erfahrungen im Winterluftverkehr. — G. Schott:
Die Wasserbewegungen im Gebiet der Gibraltar-Straße. — H. Markgraf: Haupt
ergebnisse der meteorologischen Erforschung in der Antarktis. — J. Georgi:
Desgl. in der Arktis.
Als Gast des Kolloquiums sprach Herr Prof. Dr. W. H. Hobbs von der Uni
versität Ann Arbor, Michigan (U. S. A.) am 21. Oktober über die Frage der
glazialen Antizyklonen.
i) Wetterwarte Königsberg i. Pr.
Der Sturmwarnungs- und Eisnachrichtendienst hat wesentliche Ver
besserungen erfahren. An allen Stationen wurden die Regenmesser alten Systems
durch solche Hellmannscher Art ergänzt. Mit Ausnahme von zwei sind sämtliche
Sturmwarnungsstellen an ihre zuständigen Postämter telephonisch angeschlossen,
so daß eine möglichst schnelle Übermittlung der Warnungstelegramme gewähr
leistet erscheint. Die Versuche, die Sichtbarkeit der Signalkörper durch weißen
Anstrich zu heben, haben sich nicht als zweckmäßig erwiesen. Der Eiswarnungs
dienst ist dahin abgeändert, daß nicht mehr die ausländischen Eisverhältnisse
durch den Königsberger Rundfunk verbreitet werden; dafür werden jedoch die
gesamten deutschen Meldungen um 1100 und 1615 auch in englischer Sprache
durchgegeben.
Der Wetterdienst hat in immer weitere Volkskreise eindringen können.
Besonders durch Vorträge und Lehrkurse, die nach Beschaffung eines Lichtbild-
und Filmstreifenapparates durch Lichtbilder unterstützt wurden, ist das Interesse
sehr geweckt worden. Die Wetterkartenauflage hat sich zwar nicht vermehrt,
jedoch ist die Zunahme der Rundfunkteilnehmer auf dem Lande wesentlich der
häufigen Verbreitung der Wettervorhersage (fünfmal am Tage) mit zuzuschreiben.
Einen großen Fortschritt bedeutet die Einführung von Wetterkartenmatern (und
zwar der Ozeanwetterkarte) bei den Königsberger Zeitungen und bei fünf Pro
vinzzeitungen. Um in der Lage zu sein, auch auf dem Lande für die Verbreitung
des Wetterdienstes zu wirken, hat die Wetterdienststelle einen Kraftwagen aus
eigenen Mitteln beschafft.
Das Instrumentarium wurde vermehrt durch ein Aktinometer und einen
Satz Erdbodenthermometer. Die Segelfliegerschule in Rossitten wurde mit In
strumenten leihweise ausgerüstet. Der dreiwöchige Segelflugwettbewerb in Ros
sitten wurde auch dieses Mal von der Wetterwarte meteorologisch beraten.
Dr. Steiner und Dr. Klein wurde für ihre Mitarbeit eine Plakette verliehen.
Die Wetterwarte hat sich an der diesjährigen landwirtschaftlichen Ausstellung
beteiligt; hier waren die gesamten Belange, wie Flugberatungs-, Landwirtschafts
und Wirtschaftsdienst, Sturm- und Eiswarnungsdienst sowie die klimatischen Ver
hältnisse Ost- und Westpreußens graphisch und bildlich dargestellt. Der Wetter
warte wurde eine der fünf ausgesetzten Goldenen Medaillen zugesprochen.