Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1927.
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b) Besondere Beanspruchung der Abteilung.
Die Unterrichtskurse für fahrende Kapitäne und Schiffsoffiziere wurden wie
in früheren Jahren abgehalten. Die Zunahme der Prüfungsarbeiten, die den
Stand vor dem Kriege — teilweise erheblich — überschritten haben, ferner die
dringend gewordenen Ausbau- und Modernisierungsarbeiten sowie die Bearbeitung
neuer Aufgaben nahmen die Kräfte des Personals derartig in Anspruch, daß auf
verschiedenen Gebieten nur die laufenden Arbeiten erledigt werden konnten. —
Der Abteilungsvorstand war bei Seeamtsverhandlungen wiederholt als Beisitzer
tätig und beteiligte sich regelmäßig an den Arbeiten der nautischen Berufs
organisationen sowie verschiedener nautischer Arbeitsausschüsse. — Eine den
neuzeitlichen Verhältnissen angepaßte Gebührenordnung für die Prüfung von
Instrumenten und Schiffslaternen wurde ausgearbeitet und trat nach Genehmi
gung durch das RVM. am 1. Januar 1928 in Kraft.
c) Schiffslaternen.
Die Bestrebungen der Abteilung auf Herstellung von Petroleumlaternen
größerer Streuungsfähigkeit haben einen Erfolg gezeitigt insofern, als von zwei
Firmen Versuchslaternen mit ausreichender Streuungsfähigkeit konstruiert worden
sind. Die von der Firma Peters & Bey hergestellte „Distra-Laterne“*), die der
„Bekanntmachung, betreffend die Einrichtung der Positionslaternen auf See
schiffen“ in allen Teilen entspricht, konnte ohne weiteres zum Gebrauch an Bord
zugelassen werden. In der „Distra-Laterne“*) ist eine Seitenlaterne geschaffen
worden, die in aufrechter Stellung einen erheblichen Überschuß an Sichtweite,
bei 12 1 / 2 ° Neigung noch eine Sichtweite von einer Seemeile gewährleistet. —
Die Versuche zur Verbesserung der Wirkung der farbigen Vorsteckgläser wurden
fortgesetzt; eine Anzahl von Probegläsern wurden spektro-photometrisch und
im Freien untersucht. — Zwecks Verwendung in optischen Laternen wurden
Versuche mit verschiedenartigen Metallfadenlampen angestellt. — Mit der Ver
gleichslaterne der Deutschen Seewarte wurden unter Verwendung eines normal
grünen Vorsteckglases Kontrollversuche im Freien (auf Grund der Untersuchungen
von 1893/94) vorgenommen.
Für die Prüfung der für die Donauschiffahrt bestimmten Laternen wurde
auf Grund eingehender Versuche eine besondere, den Bestimmungen der neuen
Schiffahrts-Polizeiordnung für die Donaugewässer rechnungtragende Prüfungs-
anweisung ausgearbeitet und in Betrieb genommen. Die Versuche im Freien
mit den von der Schiffahrts-Polizeiordnung geforderten blauen Hecklichtern von
500 m Sichtweite ergaben bei Verwendung der gebräuchlichen Petroleumbeleuch
tung gänzlich unzureichende Resultate. — Wünschen der Laternenindustrie ent
sprechend, wurde auch für die durch die neue Seewasser-Straßenordnung vor
geschriebenen grünen und roten Signallaternen, die zur Bezeichnung von Schiff
fahrtshindernissen oder Fahrwassersperrungen dienen sollen und für die eine
Sichtweite von mindestens einer Seemeile vorgesehen ist, eine Prüfungsanweisung
ausgearbeitet.
d) Kompaß wesen.
Bei Aufstellung magnetischer Kompasse auf Handelsschiffs-Neubauten sowie
bei Störungen und anderen besonderen Kompaßangelegenheiten wurde der sach
verständige Rat der Abteilung wiederholt in Anspruch genommen. Zahlreiche
Untersuchungen über Schleppfehler, Moment und Nadelanordnung bei Schwimm
kompassen wurden ausgeführt.
e) Modell- und Instrumentensammlung.
Die Modellsammlung wurde vermehrt um das Modell eines von der Hapag
zur Verfügung gestellten modernen Frachtdampfers sowie um das Modell eines
von den Dornier-Werken geschenkten Dornier-Superwals.
Für die Instrumenten-Sammlung wurden beschafft ein Kollimator für den
Sextanten-Prüfungsapparat, eine Vertikalkraftwaage, eine Beobachtungsuhr, ein
*) Dieser Name ist inzwischen in „Destracta-Laterne“ umgewandelt worden.
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