Elfter Jahres-Bericht der Direktion.
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c. Der Verkehr mit Kapitänen und Mechanikern. Der Verkehr mit Kapitänen hat im Laufe
d. J. ganz erheblich abgenommen, was zum grösseren Theile seinen Grund darin hat, dass die Schiffe nun
mehr in den weiter oben an der Elbe belegenen neuen Hafenanlagen liegen. Diese Verlegung des Hafens
nach den oberen Stadttheilen wirkt in vieler Hinsicht ungünstig auf die Thätigkeit der Seewarte, indem
dadurch der Verkehr mit den Seeleuten, worauf so ausserordentlich viel ankommt, sehr erschwert wird.
In Folge davon wird es sich in nicht gar ferner Zeit darum handeln, durch Einrichtung einer Filiale in der
Nähe der neuen Hafenanlagen Abhülfe zu schaffen. Der Verkehr der Mechaniker innerhalb der Abtheilung II
blieb sich nahezu gleich.
Die Gesammtzahl der Besucher betrug in diesem Jahre 294, gegen 462 des Vorjahres.
Beobachtungen über den Werth der Elemente des Erdmagnetismus.
Soviel es die Verhältnisse und namentlich auch die der Seewarte zur Verfügung stehenden Mittel ge
statteten, wurde auch im Jahre 1888 au der Vervollständigung unserer Kenntnisse über den Werth der
magnetischen Elemente au den deutschen Küsten weiter gearbeitet. Es wurde namentlich auch den Lokal-
störuugeu thunlichste Beachtung gewidmet. Die ganz ungewöhnlich ungünstigen Witterungs-Verhältnisse
während des Sommers machten es aber unmöglich, diese Arbeiten erheblich zu fördern, so dass der grössere
Theil derselben — namentlich die im Osten Deutschlands auszuführenden Untersuchungen auf das kommende
Jahr verschoben werden mussten. Der Tage, die sich während der nahezu allein dafür geeigneten Zeit zu
magnetischen Untersuchungen im Freien verwenden lassen, sind in unserem Klima überhaupt nur sehr
wenige; in dem Berichts-Jahre konnten nur ganz vereinzelt Beobachtungen gemacht werden. Jedoch konnten
sowohl in Ost- und West-Prcusseu, wie auch in Holstein einige Stationen magnetisch bestimmt werden.
Durch den Direktor wurde die Konstruktion eines für Reisezwecke sehr geeigneten magnetischen
Theodolits angegeben, der von dem Mechaniker G. Hechelmann in sehr guter Ausführung für die Seewarte
geliefert wurde. Im Wesentlichen ist dieser Theodolit den Ueiseiustrumenten Lamont’s nachgcbildet, jedoch
werden bei demselben mit Ausnahme der Schwingungen, da wo Horizontal-Nadeln in Anwendung kommen,
solche auf Spitzen sich bewegend beobachtet. Die magnetische Deklination und Inklination lässt sich in
absoluter Weise bestimmen, die Horizoutal-Kompouente jedoch nur unter Zugrundelegung von in den Obser
vatorien in Hamburg oder Wilhelmshaven bestimmten Konstanten, wodurch also Differential-Werthe erhalten
werden. Solche können übrigens auch für die Inklination abgeleitet werden, da dem Apparate ein Lamont’sches
Differential-Inklinatorium beigegeben ist. Die Untersuchung dieses Reise-Apparates nahm im Laufe der
Sommermonate die Zeit des Direktors sehr in Anspruch, so dass erst spät daran gedacht werden konnte,
sich damit auf die Reise zu begeben und auch alsdann nur zu Zwecken der Erprobung desselben im Felde,
zu welchem Behufe gleichzeitige Beobachtungen mit einem Reise-Theodolit von Lamout und dem neuen nach
Neumayer’s Angabe konstruirten an verschiedenen Punkten ausserhalb Hamburg ausgeführt worden sind.
Gegen Ende des Monats August begab sich der Direktor nach Wilhelmshaven und führte im dortigen Obser
vatorium eine Beobachtungsreihe mit dem neuen Theodolit aus; später wurde derselbe zur eingehenden
Untersuchung dahin gesandt und die Konstanten desselben im Observatorium bestimmt. Beschrieben ist der
Apparat von Herrn Dr. Eschenhagen in „Kirchhoff, Anleitung zur Deutschen Länder- und Volkskunde. Erd
magnetismus.“ Seite 67—128.
Im Laufe des Sommers wurde nach einem vorher festgesetzten Plane an die magnetischen Aufnahmen
Nordwest-Deutschlands seitens des Observatoriums der Kaiserl. Marine in Wilhelmshaven geschritten. Herr
Dr. Eschenhagen, Assistent des genannten Observatoriums, führte diese magnetischen Arbeiten im Felde aus
und widmete namentlich der Harzgegend eine eingehende Untersuchung. Mit Recht darf man auf die
Resultate dieser wichtigen Arbeiten gespannt sein, welche im Anschluss au die Arbeiten Dr. Schapers und
jener seitens der Seewarte in Ost- und Westpreusseu zur Kenutniss der magnetischen Eigenschaften unserer
Küsten einen erheblichen Beitrag liefern werden.
Hamburg. Magnetische Deklination. Im Kompass-Observatorium der Seewarte und zwar auf dem
Zentralpfeiler desselben wurden im Laufe des Berichts-Jahres die nachfolgenden Bestimmungen der Deklination
ausgeführt. Durch die Veränderungen in den Anlagen der Werft der Herren Blohm & Voss auf der anderen
Seite der Elbe ist leider die Sichtbarkeit der Mire „Buxtehuder Kirchthurm“ erheblich beeinträchtigt worden.
Eine Abhülfe dieses Uebelstaudes war nicht zu erzielen. Desseuunerachtet ist bei Bestimmung der Lage