Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1923.
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Wettervorhersage nach den neuen Arbeiten von Bjerknes. — Dr. B. Schulz; Die
Luft im Meere. — Dr. Schumacher: Die theoretischen Vorstellungen über die
Gezeiten der Nordsee. — Dr. Benkendorff: Erfahrungen in der Anwendung
Bjerknesscher Arbeitsmethoden beim Wetterdienst. — Dr. Seilkopf: Vorläufiger
Bericht über die meteorologische Studienfahrt nach Cuba-Mexiko, Frühjahr 1923. —
Prof. A. Wegener: Lage der Klimagürtel in der Vorzeit. — Dr. B. Schulz: Mit
teilung über neuere Ergebnisse amerikanischer Versuche mit dem Echolot. —
Dr. Koch: Über Beziehungen zwischen Gradient, Wind und Strom im Nord
atlantischen Ozean. — Prof. A. Wegener : Besprechung verschiedener Neuerschei
nungen in der Meteorologie. — Dr. Schumacher : Die Strombeobachtungen in den
Sylter Gewässern im August 1921. — Prof. A. Wegener: Bericht über die Tagung
der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft am 1. und 2. Oktober in Berlin. —
Dr. Bongards: Radioaktive Substanzen und korpuskulare Strahlung in der Atmo
sphäre. — Dr. B. Schulz: Neuere Untersuchungen von Hjort in den kanadischen
Gewässern und von Gehrke im Kattegat. — Dr. Seilkopf: Meteorologie und
Ornithologie, ein bioklimatologisches Sammelreferat.
Als Gast des Kolloquiums sprach Prof. V. Bjerknes-Bergen am 6. Juli in
der Seewarte über „Atmosphärische Wellenbewegungen und die Wellentheorie
der Zyklonen“. An der Tagung der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft am
1. und 2. Oktober in Berlin beteiligte sich die Abteilung mit drei Vorträgen
(Prof. A. Wegener, Dr. Kuhlbrodt, Dr. Bongards, siehe unter „Vorträge“).
Prof. A. Wegener wurde von der Holländischen Geographischen Gesellschaft
zum Ehrenmitglied ernannt. Die Geographische Gesellschaft in Hamburg ver
lieh ihm am 8. März 1923 die silberne Kirchenpaur-Medaille mit der Inschrift:
Dem wissenschaftlichen Erforscher Grönlands, dem geistvollen Förderer geo
physikalischer Probleme. Die „Sociedad cientifica Antonio Alzate“ in Mexiko
ernannte ihn zum korrespondierenden Mitglied.
X. Ozeanographische Abteilung (H).
Die meereskundlichen Beobachtungen auf den wichtigsten deutschen Feuer
schiffen wurden regelmäßig, soweit nicht Eis oder andere Umstände eingriffen,.
fortgesetzt (s. Jahresbericht für 1922). Die dafür eingeführten Formulare haben
mit der Ausgabe neuer Hefte ihre endgültige Fassung erhalten. Die Aufarbeitung
der Ergebnisse im Laboratorium und rechnerisch ist auf dem laufenden; für
eine Drucklegung konnten aus Mangel an Mitteln Maßnahmen bisher nicht ge
troffen werden.
Elbe I und Elbe IV wurden Ende Juni d. Js. zur Überprüfung des Dienstes
durch Kapt. Hatje besucht.
Untersuchungsfahrten auf See waren, im Gegensatz zu dem reichen Pro
gramm in der Ostsee 1922, in 1923 nicht möglich. Die Zeit wurde der Auf
arbeitung des vorliegenden Materials gewidmet: fertiggestellt für den Druck
sind die Gezeitenverhältnisse im Sylter Gebiet (Bearbeiter Dr. Schumacher und
Dr. Thorade), und damit ist nunmehr alles, was die vierwöchige ozeanographische
Reise des „Poseidon“ 1921 gebracht hatte, erledigt. Im Druck bereits erschienen
sind auch die vorwiegend physikalisch-chemischen Untersuchungsergebnisse über
das Ostseewasser (Luftgehalt), die auf dem schwedischen Forschungsdampfer
„Skagerak“ und dem finnischen Forschungsdampfer „Nautilus“ gesammelt waren
(Bearbeiter Dr. B. Schulz, s. „Aus dem Archiv der D. S.“ XLI. 1923, Nr. 1).
An dem Atlas der physikalischen Verhältnisse der Nord- und Ostsee konnte
nur in bescheidenem Maße weitergearbeitet werden; die Karten für Februar und
August sind aber ausgedruckt.
Im chemischen Laßbratorium bewährte sich das Interferometer zur in
direkten Bestimmung des Salzgehaltes immer mehr; bei andauernder Benutzung
werden allerdings die Augen des Beobachters ziemlich stark beansprucht. Im
Hinblick auf die im Jahre 1923 bestehende überaus schwierige Lage sei mit
Dank die Hilfe erwähnt, die seitens nordischer befreundeter Meeresforscher der