Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1919—1920.
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{. Erdmagnetische Arbeiten.
Neben der Auskunftserteilung über erdmagnetische Verhältnisse wurde die Durchsicht
und Sammlung der einschlägigen ausländischen Literatur aus den Kriegsjahren fortgesetzt.
Mißweisungskarten wurden für folgende Gebiete hergestellt: Westküste Südamerikas,
Südatlantischer Ozean, Nordküste Rußlands und Asiens, Nordatlantischer Ozean, Barentssee
und die Monatskarte des Nordatlantic.
g. Qezeitendienst.
Durch die Verlegung des Qezeitendienstes vom Marine-Observatorium in Wilhelmshaven an
die Deutsche See warte im Oktober 1919 hat auch die ursprünglich für das Marine-Observatorium
bestimmte, von den Werkstätten Otto Toepfer & Sohn in Potsdam in den Jahren 1915/16
erbaute Qezeitenrechenmaschine in der Deutschen Seewarte ihre Aufstellung gefunden.
Die Qezeitenrechenmaschine traf Anfang Oktober 1919 in ihre Teile zerlegt auf der
Deutschen Seewarte ein und wurde noch im selben Monat durch einen Gehilfen der Toepfer-
schen Werkstätten wieder zusammengesetzt. Nachdem es erst im Januar 1920 gelungen war,
eine geeignete elektrische Antriebsmaschine zu erlangen, wurde die Qezeitenrechenmaschine zur
Berechnung der noch an der Handschrift für die Gezeitentafcln für das Jahr 1921 fehlenden,
neun neu hinzükommenden Häfen in Benutzung genommen. Bis Mai 1920 konnte der Satz der
Gezeitentafeln für das Jahr 1921 fertiggestellt werden.
Im Jahre 1920 wurden dann die ausführlichen Qezeitenangaben von 29 weiteren Häfen
mit der Qezeitenrechenmaschine für die Qezeitentafeln für das Jahr 1922 im voraus berechnet.
20 europäische Häfen wurden ferner teils nach dem Lubbockschen Verfahren berechnet, teils
an andere Häfen angeschlossen. Ende 1920 war die Handschrift für die Qezeitentafeln 1922
soweit fertiggestellt, daß der größere Teil derselben in Druck gegeben werden konnte.
An mehrere Druckereien wurden Gezeitenvorausberechnungen für die Herstellung von
Kalendern geliefert.
Ende 1919 wurde ferner ein Pegeltisch in der Qezeitenabteilung aufgestellt, der durch eine
elektrische Fernübertragung mit dem selbstschreibcnden Pegel in den St. Pauli-Landungsbrücken
in Verbindung gebracht werden soll.
VII. Bericht über die Tätigkeit der Abteilung III.
Pflege der Witterungskunde, der KUstenmeteorologie und Sturmwarnungen in Deutschland.
a. Herausgegebene Arbeiten.
Siehe XIVa IV bis VIII.
b. Wettertelegraphie.
In den Jahren 1919 und 1920 vollzog sich in der angewandten Meteorologie die größte Um
wälzung seit Begründung der Deutschen Seewarte durch die Umstellung auf funkentelegraphische
Übermittlung der Wetternachrichten. Zurzeit erhält die Deutsche Seewarte außer aus der Schweiz
und aus Holland ihre Wetternachrichten aus dem gesamten Auslande nur funkentelegraphisch;
aus dem Inlande von etwa der Hälfte der Stationen. Die deutschen Beobachtungen werden für
das Ausland durch Nauen gefunkt, Sammelfunksprüche, entsprechend den früheren Obs. der
Seewarte, für die deutschen Wetterdienststellen durch Königswusterhausen funkentelegraphisch
verbreitet. Nähere Angaben gibt ein durch häufige Deckblätter auf dem laufenden gehaltener
„Funkwetter“-Schlüssel der Seewarte. Das gesamte täglich einlaufende Beobachtungsmaterial
hat sich damit verdreifacht (rund 3000 Worte täglich funkentelegraphisch, 500 telegraphiert;
gegen 1500 telegraphische Worte früher). Die Belastung der Abteilung ist ferner dadurch
gestiegen, daß die Nachrichten nicht nach den Wünschen der Empfänger, sondern nach dem
Ermessen der Absender zusammengestellt und verschlüsselt sind; auch fällt nunmehr der Ab
teilung ein Teil der Aufgaben zu, die früher die Post übernommen hatte.