Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1893.
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dais die greisen Vortlieile, die der exakten Schiffsfülming durch die Prüfung und
Ermittelung des Ganges der Chronometer erwachsen, nicht in dem Maaise, wie
mau bei der Wichtigkeit der Sache erwarten sollte, ausgenützt werden. Allerdings
trägt — worauf bereits in dem vorjährigen Berichte aufmerksam gemacht wurde —
die groise Entfernung des Institutes von den neuen Hafenanlagen und dem trans
atlantischen Schiffsverkehr und die damit für die Kapitäne verbundenen Schwierig
keiten in dem Transporte der Chronometer zu dieser geringen Betheiligung wesent
lich mit bei und es wird eine Besserung wohl nur dann zu erwarten sein, wenn
der Hauptagentur im Freihafen-Gebiete eine Motorbarkasse zur Beförderung der
Chronometer von und nach den Schiffen zur Verfügung gestellt wird.
Von Uhrmachern wurden der Abtheilung neben den zur Konkurrenz-Prüfung
bestimmten Chronometern 10 — gegen 12 im Vorjahre — und eine Pendeluhr,
sowie von wissenschaftlichen Instituten und Forschungs-Reisenden 9 Chronometer
und 8 Pendeluhren zur Prüfung übergeben. Auch hier war das Verhalten der
untersuchten Uhren ein durchaus befriedigendes.
Die Chronometer-Konkurrenz-Prüfung.
In den Tagen vom 10. November 1892 bis 19. April 1893 wurde die 16. allge
meine Konkurrenz-Prüfung von Marine-Chronometern abgehalten. Es betheiligton
sich an ihr 6 deutsche Fabrikanten durch Einsendung von im ganzen 30 Chrono
metern — gegen 32 im Jahre 1892. — Im Vergleich gegen die beiden vorher
gehenden Prüfungen, insbesondere die 14. Prüfung, war ein kleiner Rückschritt
in den Gesammt-Leistungen der Fabrikanten erkennbar. Immerhin konnte 3 Chro
nometern das Prädikat „vorzüglich“, sowie 11 Chronometern das Prädikat „sehr
gut“ ertheilt werden, während 8 das Prädikat „gut“ erhielten. Ein eingehender
Bericht über diese 16. Konkurrenz findet sich in den „Annalen der Hydrographie
und maritimen Meteorologie“, Jahrgang 1893, Heft VIII. Von den Instrumenten
wurden 3 seitens des Reichs-Mariue-Amtes prämiirt und 6 augekauft.
Prüfung der Präzisions-Taschenuhren.
Zu den im Jahre 1893 hier abgehaltenen 6 Prüfungen wurden im ganzen
14 Präzisions-Taschenuhren — gegen 33 im Vorjahre — eingeliefort, darunter 3
für groise Prüfung. Es konnten für 11 Uhren Atteste ausgestellt werden. Die
gegen die früheren Jahre erheblich geringere Betheiligung ist darauf zurückzu
führen, dais eine bedeutende Firma, Schlesiky in Frankfurt a/M., in diesem
Jabre wegen Umbaues ihrer Geschäfts-Lokalitäten sich nicht an den Prüfungen
betheiligeu konnte.
Wissenschaftliche Arbeiten.
Die in unserem vorjährigen Berichte angeführte strenge Berechnung und
kritische Untersuchung der Gangformel für die Mehrzahl der bei der 12., 13. und
14. Konkurrenz hier geprüften Chronometer ist nahezu zu Ende geführt und steht
ihre Veröffentlichung demnächst zu erwarten.
Im März und April wurde dem Lieutenant der Reserve, Herrn Klose, ein
Kursus in der Ausführung geographischer Ortsbestimmungen auf der Abtheilung
durch den Assistenten derselben, Herrn Dr. Stechert, ertheilt. Im Oktober und
November besuchte Herr Dr. Stuhl manu, welcher seitens der Reichsregieruug
mit den topographischen Aufnahmen dos deutschen Küstengebietes in Ost-Afrika
beauftragt ist, zu gleichem Zwecke die Abtheilung. Die praktischen Hebungen