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Full text: Jahresbericht 1880

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3- Besuche auf der Zentralstelle zu Zwecken der Besichtigung der Einrichtungen etc. 
Auch in dem Berichtsjahre 1880 wurde das Institut der Deutschen Seewarte durch zahlreiche Besuche 
von allen Theilen der deutschen Lande und aus fremden Staaten geehrt. 
Es mögen hier aus der Reihe dieser Besuche nur die nachfolgenden namhaft gemacht werden: 
Professor Jordan aus Königsberg, Dr. Wolffson und Senator Rapp aus Hamburg, die Professoren 
Erdmann aus Halle, von Bezold aus München, Arndt aus Berlin, von Schoder aus Stuttgart, Mei- 
dinger aus Carlsruhe, Direktor Viecheimann aus Schwerin, General von Becke, Exz. aus Hannover, 
Professor Newton aus den Verein. Staaten, Lieutenant G. Rung aus Kopenhagen, Professor Norden 
skiold aus Helsingfors, Baron v. Wrangel aus Nikolajeff, Dr. Kaiser, Provinzialschulrath aus Danzig, Ober- 
Regierungsrath und Bürgermeister Stempel aus Strassburg u. a. m. 
Es mag hier noch erwähnt werden, dass bei einzelnen Gelegenheiten ganze Vereine, wie beispiels 
weise der naturwissenschaftliche Verein für Hamburg-Altona, das Institut besuchten und die Einrichtungen 
desselben in Augenschein nahmen. 
Am 25. Juni inspizirte Se. Exz. der Chef der Admiralität, Herr v. Stosch, die Seewarte und nahm 
gleichzeitig Veranlassung, den Fortgang des Baues auf dem Stintfange eingehend zu prüfen. 
4. Dem Andenken an Professor Dr. Prestel und Eduard Mewes gewidmete Worte. 
Professor Dr. Prestel. 
Michael August Friedrich Prestel wurde am 27. Oktober 1809 zu Göttingen geboren. Sein 
Vater war Portraitmaler und starb schon 2 Jahre nach der Geburt unseres Prestel; sein Grossvater war 
ein seiner Zeit nicht unbedeutender Kupferstecher, dessen Frau eine Malerin von Ruf war. Schon im 18. 
Lebensjahre verlor er seine Mutter, die ihn, ihr einziges Kind, streng, liebevoll und mit aller Gewissenhaf 
tigkeit erzogen hatte. 17 Jahre alt absolvirte der junge Prestel das Gymnasium in Göttingen und musste 
nun, da ihm sonstige Mittel dazu fehlten, durch Abhalten von Repetitorien und durch Stipendien seinen 
Unterhalt während der Universitätsjahre zu erschwingen suchen. 
Prestel studirte Naturwissenschaften und Mathematik an der Georgia Augusta unter Gauss, Thibaut, 
Ulrich, Blumenbach und Tobias Meyer und folgte auf all den vielverzweigten Wegen jener Wissen 
schaften mit vollem Eifer und wahrem Wissensdurste den Lehren der genannten Koryphäen. Damals schon 
legte er den Grund zu seinen mannigfachen, zum Theile reichhaltigen naturwissenschaftlichen Sammlungen, 
die stets sein Stolz und seine Freude blieben. Auf dem Gebiete der Mineralogie und Chrystallographie er 
warb er sich zuerst einen wissenschaftlichen Namen durch seine „Anleitung zur perspektivischen Entwertung 
der Chrystallformen für Mineralogen“. Er veröffentlichte diese Schrift bereits als Student und hatte die 
grosse Genugthuung, dass sie bei Männern, wie bei dem damals bedeutendsten Chrystallographen; Weiss 
in Berlin und dem Wiener Geologen Haidinger, Beachtung und günstige Beurtheilung fand. 
Nach beendeter Studienzeit erhielt Prestel nicht sogleich eine Anstellung; er arbeitete vielmehr eine 
Zeit lang als Geometer in der Umgegend von Göttingen und sodann als Markscheider am Harze. Im spä 
teren Leben pflegte er oft von dieser Zeit seines Lebens zu sagen, dass sie eine sehr glückliche gewesen sei. 
Am 18. Oktober 1833 wurde er am Gymnasium zu Emden zunächst probeweise, dann 1834 definitiv 
als ordentlicher Lehrer der Mathematik und Naturwissenschaft angestellt. Noch in demselben Jahre erwarb 
sich Prestel — sobald er die Mittel hierzu erspart hatte — in ahsentia an der Universität Marburg den 
Doktorgrad. Dem Gymnasium zu Emden gehörte er bis zu seinem Tode an, sehr bald in der Eigenschaft 
eines Oberlehrers, seit 1870 mit dem Titel eines Königl. Professors. 
Ausserdem wirkte Prestel lange Jahre als Lehrer an der Gewerbeschule und an der Navigations 
schule zu Emden, gehörte zur dortigen Prüfungs-Kommission für Seefahrer und gründete daselbst eine 
höhere Privat-Töchterschule, welche für die Stadt ein Bedürfniss war. Dieselbe dirigirte er während einer 
Reihe von Jahren und gab gleichfalls Unterricht an derselben. 
Nicht zufrieden mit dieser ausgebreiteten Lehrthätigkeit suchte unser Prestel auch anregend mit 
Beziehung auf die Erforschung des Landes zu wirken, welches er sich zu seinem Lebensaufenthalte auser 
koren hatte, indem er unmittelbar nach seinem Eintreffen in Emden in die Naturforschende Gesellschaft 
eintrat, der er mit ganzer Seele anhing. Er widmete einen guten Theil seines Könnens und Wissens dieser 
Gesellschaft, deren Direktor er mit Abwechselung 40 Jahre lang, die letzten 22 Jahre ununterbrochen, war
	        
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