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2. Der Fortgang der Banarbeiten anf dem Stintfange und die feierliche Grundsteinlegung zum neuen
Dienst-Gebäude.
Die Arbeiten bei dem Neubaue des Dienstgebäudes für die Seewarte auf der Elbhöhe sind im Laufe
des Jahres 1880 so weit gefördert worden, dass das Haus unter Dach und im Aeussern bis auf einige Nach
arbeiten vollendet war. Nachdem unter dem 16. Jan. von den Architekten, den Herren Kirchenpau er und
Philippi, Bericht, Anschlag und Zeichnungen für die Gartenanlagen der Direktion übergeben worden waren,
wurde über dieselben am 25. Februar mit dem Gärtner Herrn H. Ohlendorff Kontrakt geschlossen, welcher
am 20. März die Genehmigung der Kaiserlichen Admiralität erhielt. Am 20. April wurden die Arbeiten der
Gartenanlago in Angriff genommen und sodann im Monate Juni die Aufstellung des Kompass-Observatoriums
(des Magnetischen Pavillons), wie schon erwähnt, in jenen Gartenanlagen vollendet.
Für das Hauptgebäude waren im Submisssionstermine am 21. Februar die Maurer-, Sandstein-, Zimmer-,
Dachdecker-, Eisen- und ein Theil der Glaser-Arbeiten vergeben worden, und zwar wurde mit dem Maurer
meister Herrn Au gus t M a a s s, als General-Unternehmer der genannten Arbeiten, mit Ausnahme der Steinmetz-
Arbeiten, unter dem 3. März Kontrakt abgeschlossen. Die Steinmetz-Arbeiten wurden von der Hansea
tischen Baugesellschaft übernommen. Unter dem 20. März erhielt der betreffende Kontrakt die
Genehmigung der Kaiserlichen Admiralität. Mit der Bearbeitung von Sandstein auf dem Platze wurde am
6. April angefangen, während ein anderer Theil fertig aus den Brüchen und von den Arbeitsplätzen der
Hanseatischen Baugesellschaft geliefert wurde. Mit dem Versetzen der Werkstücke wurde nach Vollendung
der Versetzgerüste, am 9. Juni begonnen, mit den Maurer-Arbeiten am 12. Juni.
Die Arbeiten wurden so rasch gefördert, dass am 15. Juni, Nachmittags 3 Uhr, die feierliche Grund
steinlegung, über welche wir weiter unten berichten werden, stattfinden konnte. Der Grundstein wurde
nachträglich in eine ausgesparte Oeffnung des linksseitigen (westlichen) Mittelportal-Pfeilers vermauert. Der
ganz ungewöhnlich ungünstigen Witterung wegen hatte die Zeremonie bis zu einem Momente verschoben
werden müssen, da der Bau schon erheblich aus der Erde hervorragte.
Während im Laufe des Sommers bei meistens ungünstiger Witterung der Aufbau weiter geführt wurde,
ist am 21. Juli mit dem Tischlermeister Herrn C. W. Rennee Kontrakt über die gesammteu Tischlerarbeiten,
einschliesslich Beschlag und Verglasung, abgeschlossen worden. Weiter erfolgte am 19. Juli Kontrakt
abschluss über Maler-Arbeiten mit dem Malermeister Herrn C. P. C. Schwedt, und am 10. August über
Mechaniker-Arbeiten mit dem Herrn H. Kuhn. Die Genehmigung dieser Kontrakte erfolgte resp. am
11. August und 16. September. Endlich wurde noch mit den Töpfermeistern Herren A. Spiermann und
Wessely über die Töpfer-Arbeiten am 30. November Kontrakt geschlossen.
Eine Richtfeier fand nicht statt; es wurde nur nach Vollendung des Daches, Ende Oktober, den
Arbeitern die ortsübliche Bonifikation gegeben. Die Eindeckung des Daches wurde gleich darauf begonnen
und im Laufe des Monats November zu Ende geführt. Die Legung der Gas- und Wasserleitungen wurde
am 10. November in Angriff genommen. Nachträglich sei noch erwähnt, dass am 12. Oktober mit der Auf
stellung des Glasdaches über dem Lichthofe und gleichzeitig mit der Erbauung der Thürme begonnen
werden konnte.
Da es sich herausstellte, dass das Haus in Folge des sehr ungünstigen Sommers ganz durchnässt war,
und ein Austrocknen vor Inangriffnahme der Putz-Arbeiten geboten erschien, wurde schon unter dem
7. Oktober seitens der Bau-Leitung um Verschiebung der Abnahme-Termine ersucht. Nachdem die diesbezüg
liche Genehmigung eingetroffen war, wurden Fenster- und Thür-Oeffnungen zugeschalt und die Thürme mit
Nothdächern versehen. Während des gegen das Ende des Jahres einsetzenden strengen Winters blieben
die Bauarbeiten bis zum spät erfolgenden Eintritte des Frühjahres 1881 so gut wie ganz liegen.
Die feierliche Grundsteinlegung zum neuen Dienst-Gebäude der Seewarte.
Wie schon angedeutet, musste die Grundsteinlegung wegen der anhaltenden ungünstigen Witterung
von Woche zu Woche verschoben werden, bis der feierliche Akt endlich am 15. Juni vollzogen werden
konnte, als das Gebäude schon beträchtlich aus der Erde - hervorragte. Unter diesen 'Umständen erschien
es zweckmässig, die ganze Zeremonie auf ein bescheidenes Maass zu beschränken. In Folge davon wurde
denn auch nur ein kleiner Kreis von Freunden des Institutes zur Theilnahme geladen. Um 3 Uhr Nach
mittags versammelten sich sämmtliche Beamten der Seewarte, sowie alle beim Baue Betheiligten vor der