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seitens des Direktors sich als unthunlich erwies. Allerdings hatte sich Mitte Dezember unter dem Vorsitze
des Direktors der Seewarte die Deutsche Polar-Kommission in Berlin konstituirt, allein es fanden die ersten
Sitzungen dieser Körperschaft in der Seewarte erst im Februar des darauf folgenden Jahres statt und werden
im nächsten Jahres-Berichte eingehender besprochen werden.
Die meteorologische Wissenschaft, zumal deren Pflege in Deutschland, erfuhr im Laufe des Berichts
jahres einen empfindlichen Verlust. Am 25. Juli starb in Leipzig der Geheime Hofrath, Prof. Dr. Karl
Bruhns, Direktor der Königl. Sternwarte und Vorstand des meteorologischen Systems in Sachsen. Wir
werden diesem hervorragenden Manne der Wissenschaft und eifrigen Förderer der Meteorologie, der auch
auf das Gedeihen der Seewarte nicht ohne Einfluss war, weiter unten einige Worte der Erinnerung widmen.
2. Besuche auf der Zentralstelle zu Zwecken der Besichtigung der Einrichtungen etc.
In dem Berichts-Jahre 1881 wurde die Deutsche Seewarte durch zahlreiche Besuche von allen Theilen
Deutschlands und dem Auslande geehrt. Diese Besuche erstreckten sich sowohl auf das Institut und dessen
Einrichtungen, sowie auf den Neubau.
Aus der Reihe dieser Besuche mögen nur die nachfolgenden namhaft gemacht werden; Oberlieutenant
Kreitner (Thibet-Reisender), Wien; Sanitätsrath Dr. Thilenius, Reichstags-Abgeordneter, Soden; Geh.
Ober-Regierungsrath Dr. Rösing, Berlin; Charles Grad, Reichstags-Abgeordneter, Logelbach i. E.;
W eilbach, Kopenhagen; die Admirale Bartsch, Exz., und von Wickede; Kapitän zur See Karl
Wille, Horten (Norw.); Kier, Direktor des Statist. Bureaus, Christiania; Dr. Meyerstein, Göttingen;
Chistoni, Observatorium, Rom; die Professoren Dr. Marthe, Berlin, Dr. v. Wagner, Braunschweig,
Dr. Heinrich, Rostock, Wojeikoff, St. Petersburg, Fischer, Berlin, Dr. Thomas, München u. A. m.
Bei Gelegenheit der Einweihungs-Feierlichkeit erfreute sich die Seewarte auch in ihren alten Lokalitäten
seitens der bei Aufzählung der Theilnehmer an den Festlichkeiten schon aufgezählten Personen zahlreicher
Besuche, sowie auch die auswärtigen Besucher der Ausstellung es nur in seltenen Fällen verabsäumten,
auch die Einrichtungen des Institutes in Augenschein zu nehmen.
Am 27. März inspizirte Sr. Exz. der Chef der Admiralität, Herr von Stosch, in Begleitung des
Herrn Kapitän zur See Hollmann, das in der Fertigstellung begriffene neue Dienst-Gebäude in allen
Theilen, von den Keller-Räumen bis zu dem Dach-Boden, um sich von der Art der Ausführung der ein
zelnen Konstruktionen persönlich zu überzeugen.
3. Dem Andenken des Geheimen Hofraths Prof. Dr. K. Bruhns gewidmete Worte.
Karl Bruhns wurde am 22. November 1880 zu Plön in Holstein geboren und widmete sich zuerst
der praktischen Mechanik, namentlich seit 1851 in Berlin in Borsig’s Maschinenbau-Anstalt. Bruhns
zeigte schon damals eine grosse Vorliebe für mathematische und astronomische Studien, wodurch er mit
dem Direktor der Königl. Sternwarte in Berlin zu jener Zeit, Prof. Encke, in Beziehung gebracht wurde.
Er wendete sich bald der Astronomie zu und promovirte 1856 mit der Schrift „De planetis minoribus“,
als er bereits Assistent der Sternwarte war. In jene Zeit fällt auch der mit Alexander von Humb oldt
gepflogene Verkehr, welcher ihn befähigte, später die Biographie des grossen Gelehrten in Verbindung mit
Professor Alfred Dove herauszugeben. Seit 1859 wirkte Bruhns an der Universität Berlin als Privat-
Dozent und wurde schon im Jahre 1860 als ordentlicher Professor der Astronomie an der Universität Leipzig
und als Direktor der dortigen Sternwarte angestellt. Was Bruhns von jener Zeit an für die Wissenschaft
der Astronomie und Geodäsie als Forscher und Lehrer gewirkt, braucht an dieser Stelle nicht erörtert zu
werden, zumal dies von berufenerer Seite und in Fachjournalen zur Genüge schon geschehen ist oder noch
geschehen wird. Uns interessirt hier seine rastlose Thätigkeit auf dem Gebiete der Meteorologie. Ganz
abgesehen davon, dass Bruhns schon früher das meteorologische Beobachtungs-System für das Königreich
Sachsen einrichtete, müssen wir ihm besonders Dank wissen für sein rastloses Schaffen im Interesse der
Organisation der meteorologischen Arbeit überhaupt. Zu einem guten Theile ist seiner Initiative (wohl in
Verbindung mit Jelinek) der Zusammentritt der ersten internationalen Meteorologen-Konferenz in Leipzig
im August 1872 zu verdanken. Wie durch jene Versammlung die Grundlagen für eine Einigung der Meteoro
logen Europas zum einheitlichen Wirken geschaffen, welche Vorarbeiten für den im darauffolgenden Jahre in