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insoferne nur die Berechtigung einer Erwähnung an dieser Stelle, als dadurch der Witterungsdienst an der
Seewarte in nicht unmerklicher Weise beeinflusst wurde. Zwar hatte der Direktor am 24. und 25. Februar
mit einzelnen Mitgliedern einer, für die Zwecke der meteorologischen Organisation kreirten Ministerial-
Kommission eine Konferenz, in welcher die Möglichkeit und Zweckmässigkeit, mit der Sache vorzugehen,
nach allen Seiten beleuchtet wurde. Zu bestimmten Beschlüssen kam es jedoch nicht und konnte es auch,
in Gemässheit des Charakters der Konferenz nicht kommen; Weiteres verlautete darüber nicht. Der
Witterungsdienst für das Königreich Preussen blieb nach wie vor aus den Gründen, welche in dem Jahres-
Bericht für 1881, Seite 39, dargelegt wurden, den Bedürfnissen wenig entsprechend gestaltet und war es
der Direktion längst klar geworden, dass Wandel geschaffen werden musste, wenn nicht ernste Unzuträg
lichkeiten und eine theilweise Diskreditirung der interimistisch getroffenen Einrichtungen eintreten sollten.
Der Direktor der Seewarte ermangelte nicht, an maassgebender Stelle die Ueberzeugung auszusprechen,
dass der telegraphische Wetter-Prognosen-Dienst an die Zeitungen, welcher seit den Jahren 1879 und 1880*)
in interimistischer Form eingeführt war, eingestellt werden müsste. Aus Gründen der Zweckmässigkeit
konnte ■während des Berichts-Jahres jedoch darauf nicht eingegangen werden.
In den Tagen vom 26. bis 28. Februar tagte in Berlin der Deutsche Nautische Verein. In der ersten
Sitzung, am 26., hielt der Direktor der Seewarte einen längeren Vortrag über die Arbeiten und die Ent
wickelung der Deutschen Seewarte, dem von den zahlreich versammelten Mitgliedern mit intensivem Interesse
gefolgt wurde, und der zu vielfachen Fragen, das Wesen und Wirken des Institutes betreffend, Veranlassung gab.
Am 1. April wurde der zweite Lebrkursus eröffnet und, wie im Vorjahre, in regelmässiger Weise bis
zum 27. September, an welchem Tage der Schluss stattfand, fortgeführt. W’enn auch die schon erwähnten
Maler- und Tapezier-Arbeiten vielfach störend wirken mussten, so wurde doch stets dafür Sorge getragen,
dass die praktischen Uebungen des Lehrkursus in keiner Weise beeinträchtigt wurden. Es ist wohl hier
die Stelle, zu erwähnen, dass Herr Dr. Otto Krümmel, welcher sich seit Mitte 1882 theils zu seiner
eigenen Ausbildung, theils zu Hülfeleistungen in verschiedenen Wissenszweigen an dem Institute aufge-
gehalten hatte, am Schlüsse des Lehrkursus, an welchem er nun seit zwei Jahren Meteorologie und Hydro
graphie vertrug, einem Rufe an die Universität nach Kiel folgte, wo er mit dem Beginn des Winter-Semesters
als ausserordentlicher Professor die Vorlesungen über Geographie und Hydrographie aufnahm, welche Lehr-
thätigkeit ihm auch an der Kaiserlichen Marine-Akademie übertragen wurde. Herr Prof. Krümmel hat
während seines nahezu ISmonatlichen Aufenthaltes an dem Institute sich durch seinen regen wissenschaft
lichen Eifer durch den Ernst seines Strebens und seine gediegenen wissenschaftlichen Kenntnisse die Liebe
und Achtung Aller erworben, die mit ihm im amtlichen oder gesellschaftlichen Verkehre lebten. Man em
pfand es als einen Verlust, als er das Institut verliess und es begleiteten ihn die besten Wünsche Aller
in seine neue Berufs-Thätigkeit.
Schon im Laufe des letzten Berichts - Jahres war an die Direktion der Seewarte Seitens des Signal
Service der Vereinigten Staaten von Nordamerika die Bitte gelangt, dass es einem jungen Gelehrten, Herrn
Frank Waldo (jetzt Professor Waldo), Beamten des genannten Institutes, gestattet sein möge, längere
Zeit an der Deutschen Seewarte zu studiren, um sich mit deren Einrichtungen bekannt zu machen und
Bücher- und Instrumenten-Sammlungen zu Zwecken seiner wissenschaftlichen Studien zu benutzen. Bereit
willigst wurde Seitens der Direktion darauf eingegangen und in Folge davon weilte Herr Waldo während
des grössten Theiles des Berichts-Jahres in Hamburg und lebte mit Eifer seinen Studien an der Seewarte.
Es gereicht der Direktion zur besonderen Freude, konstatiren zu können, dass im Laufe des Berichts
jahres Niemand von dem Personale der Seewarte durch den Tod entlassen wurde. Auch aus dem Kreise
der ständigen Mitarbeiter im Inlande ist ein Verlust durch den Tod nicht zu beklagen.
2. Wissenschaftliche Konferenzen, welche für die Thätigkeit der Seewarte
von Bedeutung waren.
Vor Abgang des Expeditions-Schiffes „Germania“ nach dem Cumberland-Sunde, um dort die Expedition
aufzunehmen und nach Europa zurückzuführen, versammelte sich der Exekutiv - Ausschuss der Deutschen
Polar-Kommission innerhalb der Seewarte, um die letzten, die Abholung der Expedition betreffenden An
ordnungen zu treffen.
*) Siehe Jahres-Bericht II, Seite 69 und Jahres-Berioht III, Seite 86 u. ff.