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Die Chronometer-Konkurrenz-Prüfung. An der in den Tagen vom 6. Oktober 1883 bis 2. April 1884
abgehaltenen VII. allgemeinen Konkurrenz-Prüfung betheiligten sich acht deutsche Fabrikanten durch Ein
lieferung von im Ganzen 28 Marine-Chronometern. Von den eingesandten Uhren erhielten 12 das Prädikat
„ausgezeichnet“ oder „von besonderer Güte“, 6 das Prädikat „recht gut“. Ein eingehender Bericht über
diese siebente, auf der Deutschen Seewarte abgehaltene Konkurrenz-Prüfung befindet sich in den „Annalen
der Hydrographie und Maritimen Meteorologie“, Jahrgang XII, Heft V, Seite 267—-273. Die Direktion
kann nicht umhin, es als ihre Ansicht auszusprechen, dass die deutsche Chronometer-Industrie in den
Konkurrenz - Prüfungen der letzten 3 Jahre Resultate aufzuweisen vermocht hat, welche ihre Leistungen
auf dem Höhepunkte des gegenwärtig auf dem Gebiete der Chronometer-Fabrikation überhaupt Erreichbaren
erscheinen lassen. Dieser so erfreuliche Aufschwung in der Chronometer-Fabrikation ist, nach Ansicht der
Direktion, in erster Linie der Unterstützung zuzuschreiben, welche die deutschen Fabrikanten durch die
Einführung der Konkurrenz-Prüfungen auf der Seewarte gefunden haben. Durch die strenge Untersuchung
und das Forschen nach den Gründen etwaiger Unzulänglichkeiten der Instrumente konnten den Künstlern
Winke gegeben werden, welche sie in den Stand setzten, Verbesserungen an den einzelnen Fabrikaten vor
zunehmen. Namentlich gilt Dieses mit Bezug auf die Kompensations - Vorrichtungen, die unzweifelhaft in
Folge der steten Ermuthigung und Rathertheiluug, die den Chronometer-Machern zu Theil wurden, einem
höheren Maasse von Vollendung zugeführt worden ist..
Der Bestand des Institutes an Apparaten und Modellen wurde im Laufe des Berichts-Jahres nicht
wesentlich verändert. Dagegen wurde innerhalb der Seewarte und in Verbindung mit dem, in deren Licht
hofe aufgestellten Combe’schen Apparate eine Vorrichtung konstruirt, mittels welcher es möglich ist, Chrono
meter zu untersuchen, die sich unter dem Einflüsse einer ähnlichen Bewegung befinden, wie jene, welcher
ein auf den Wellen des Meeres schwankendes Schiff ausgesetzt ist. Die Bewegung des, ein Schiff dar
stellenden Chronometer-Kastens in seiner Bahn kann bis zu 2 oder 3 m in der Sekunde gesteigert werden.
Etwaige Einflüsse der Zentrifugalkraft auf den Gang des im Kreise bewegten Chronometers wurden mit Hülfe
einer besonders dafür konstruirten Vorrichtung bestimmt. Die Schwankungen können sowohl nach der Richt
ung der Längs-, wie der Quer-Äxe des Schiffes (oder auch nach der Richtung jeder einzelnen für sich) innerhalb
gewisser Grenzen der raschen Aufeinanderfolge (Oszillations-Dauer) variirt werden. Da der Combe’sche
Apparat (oder hier der Chronometer-Schaukel-Apparat) mit einem Gasmotor in Verbindung steht und durch
denselben in Bewegung gesetzt werden kann, so vermag man das Schaukeln der Chronometer stunden-, ja
tagelang fortzusetzen. In nächster Zeit wird eine detaillirte Beschreibung dieses interessanten Apparates
gegeben werden, weshalb hier von einer solchen Abstand genommen wird. Nachdem durch den persönlichen
Assistenten des Direktors die Elemente der mit dem Apparate ausgeführten Schwankungen (Oszillationen)
bestimmt worden waren, wurde im Laufe des Monats Januar des Berichts-Jahres mit der Prüfung von
sechs Marine-Chronometern, welche zu diesem Zwecke von der Kaiserlichen Admiralität zur Verfügung ge
stellt waren, vorgegangen. Die Untersuchungen dauerten bis zum Monate März und liegt über das Resultat
derselben ein Bericht des Direktors und Abtheilungs-Vorstehers Rümker vor. Die Vergleichungen wurden
von dem Assistenten der Abtheilung IV, Dr. H. Battermann, ausgeführt, während die ganze Unter
suchung unter persönlicher Leitung des Direktors der Seewarte sich befand. Die Veröffentlichung des so
eben erwähnten Berichtes ist für eine spätere Zeit, wenn eine grössere Reihe von Versuchen dieser Art
vorliegt, Vorbehalten.
Die Thätigkeit des Institutes wurde auch während des Berichts-Jahres in ähnlicher Weise, wie im
Vorjahre Seitens der Deutschen Polar-Kommission und der Kommission zur Beobachtung der Vorüberganges
der Venus vor der Sonnenscheibe stark in Anspruch genommen; es wurden nämlich die bei den einzel
nen respektiven Expeditionen benutzten Chronometer nach deren Rückkehr einer eingehenden Unter
suchung unterzogen. Die Resultate dieser Prüfung werden in einer grösseren Abhandlung, welche als No. 4
des Jahrganges VI (1883) „Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“ erscheinen wird, kundgegeben werden.
Die Wirksamkeit des Institutes war nach den vorhergegangenen Darlegungen im Allgemeinen eine
befriedigende, wenn auch nicht verschwiegen werden soll, dass die in früheren Jahres-Berichten, namentlich
in jenen für 1881 und 1882, niedergelegten Desiderate noch immer der Erfüllung harren. Die Prüfung von,
in dem Betriebe befindlichen Chronometern vor oder nach längeren Reisen fällt bei dem Abwägen der
Leistungen des Institutes auch heute noch nicht ins Gewicht, die Vermittelung des Chronometer-Prüfungs-
Institutes beim Ankäufe von Chronometern wird selten in Anspruch genommen und ist die Führung eines