Das dreiundsechziiiste Jahr der Deutschen Seewarte, 1937.
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b) Entwicklung einer Radiosonde.
Die Entwicklung der Radiosonde hat weitere Fortschritte gemacht, so daß
im Jahre 1938 Aufstiegsserien durchgeführt werden können. Die Arbeit des
Jahres 1937 bezog sich vor allem auf die Vorbereitung einer serienmäßigen
Herstellung, welche bereits bei 30 Sonden andere Herstellungsverfahren fordert,
als die Einzelherstellung in der Versuchswerkstatt. Im Vordergrund stand bei
diesen Untersuchungen das Problem, die Herstellungskosten möglichst herab
zusetzen, ohne die Leistungen der Sonde zu vermindern oder ihr Gewicht zu
vermehren. Für die Verwendung auf See ist der Preis der Radiosonden von
besonderer Bedeutung, weil jede Radiosonde nach der Messung verloren geht.
Mit Hilfe dreier Hamburger Firmen konnte alles so vorbereitet werden, daß
eine Serienherstellung von 1000 bis 3000 Stück zum Preise von etwa 35 RM.
pro Sonde (ohne Sender und Batterien) möglich ist. Die bisher bewährten
Sondereinrichtungen (Düsenventilation und stoßunempfiudliche Meßelemente)
sind dabei auch für die Serienherstellung vorgesehen. Auch eine Feuchte
messung mittelst Haarhygrometer ist bereits erprobt und mit in die Serien-
Baupläne einbezogen.
2. Internationale Terminaufstiege.
Die internationalen Termine wurden sämtlich wahrgenommen. Von der
M. V. A. wurden vorbereitet und gestartet: 6 Registrierapparate im April 1937,
25 im August und 3 im Dezember. Alle 34 Apparate sind wiedergefunden. Von
ihnen waren 31 auswertbar, bei den 3 andern war durch längeres Lagern im
Freien die Registrierung nicht mehr zu erkennen.
Während im Jahr 1935 Ballone von 2*4 kg Gummigewicht eine mittlere
Höhe von 23,8 km erreichten, wurde 1937 durch sorgfältiges Ausbessern der
Ballone die Höhenleistung derart gesteigert, daß 1% -kg-Ballone im Mittel bei
22,8 km platzen.
Für Sonderuntersuchungen wurden gestartet: 6 im März 1937, 6 im August
und 10 im Dezember. Ihre Auswertung wird — soweit sie gefunden werden —
vom Aeronautischen Observatorium Lindenberg vorgenommen.
Im Berichtsjahr wurden im Windkanal Untersuchungen über den Träg
heitskoeffizienten von Bimetallen angestellt. Den Anlaß dazu gaben die immer
wieder beobachteten Unterschiede der Registrierung im An- und Abstieg. Da
in den Formblättern der Internationalen Aerologischen Kommision nur der
Anstieg gemeldet wird, ergibt sich die Notwendigkeit, den durch Trägheit
bedingten Fehler rechnerisch auszuschalten. Für diese Korrektur wurden die
Unterlagen experimentell ermittelt. Ferner wurden Untersuchungen durch
geführt zum Vergleich der Ergebnisse Hamburger Flugzeugaufstiege mit den
jenigen der Registrierballone und solche, welche sich auf den Strahlungsschutz
in der Stratosphäre beziehen. Die letzteren führten zu einer Verbesserung der
stratosphärischen Temperaturmessung. Über alle hier genannten Unter
suchungen wird demnächst in den Annalen der Hydrographie berichtet werden.
3. Untersuchungen betreffs der Verwertung aerologischen Materials
im Wetterdienst.
Zahlreiche synoptisch-dynamische Untersuchungen, vorwiegend in Disserta
tionen behandelt, beschäftigten sich mit der Verwertung aerologischen
Materials. Insbesondere sei hier genannt eine Untersuchung über die horizon
talen Dichteunterschiede in Zyklonen. Diese Arbeiten werden hauptsächlich im
Universitätsinstitut durchgeführt, doch hat dessen enge Verbindung mit der
M. V. A. beiderseits manche Anregungen gebracht, da für die Instrumenten
entwicklung der Verwendungszweck nicht gleichgültig ist und andererseits ein
sicheres Gefühl für die Grenzen und Möglichkeiten der Messung notwendig
vorausgesetzt werden muß bei der wissenschaftlichen Verarbeitung aerolo
gischen Materials.