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Das dreiundsechzigste Jahr der Deutschen Seewarte, 1937.
Mai sind 3 Südamerikafahrten und 1 Nordamerikafahrt der L. S. „Hindenburg“
und „Graf Zeppelin“ beraten worden (gegen 10 Nordamerika- und 20 Süd
amerikafahrten 1936).
In erhöhtem Maße sind im Berichtsjahre für ausländische Flugunter
nehmungen Wetterberichte angefordert und abgegeben worden. Seit den
amerikanisch-englischen Nordatlantikflügen werden täglich gesammelte Schiffs
wettermeldungen vom ostatlantischen Ozean an den amerikanischen Flughafen
Port Washington abgegeben. Außerdem ist ein englischer Flug von Horta nach
Southampton beraten worden. Seit Mitte November sind mit kurzen Unter
brechungen die italienischen Flüge nach Südamerika beraten worden.
Die Grundlagen des Wetterdienstes wurden dadurch erweitert, daß zu den
4 Wetterkarten der Ozeanbeobachtungszeiten nach längeren Versuchen Karten
der 48stündigen Luftdruckänderungen und Höhenwetterkarten der absoluten
Topographie der 500-mb-Fläche für den Nordatlantischen Ozean getreten sind.
Für Landstreckenflüge nach Südafrika und durch Nord- und Südamerika
sind verschiedene größere Gutachten bearbeitet worden.
Die Nord- und Südatlantikwetterkarte in Merkator-Projektion ist erweitert
worden. Außerdem sind Sonderkarten für die ganze Antarktis geschaffen
worden.
Die Vorausberechnungen der Standorte deutscher und ausländischer Schiffe
erfolgte wie in den Vorjahren.
Bearbeitet wurde der „Wetterschlüssel für Luftfahrzeuge über See im
Transozeanverkehr, Teil II, Schlüssel für bewegliche Meldestellen, Ausgabe C“,
herausgegeben vom Reichsluftfahrtministerium. Ferner wurde im Zusammen
hang mit diesem Wetterschlüssel II C ein Formblatt bearbeitet, daß für Luft
fahrzeuge zur Abgabe von Wettermeldungen bestimmt ist.
2. Ozeanflugwetterkarten
Das vor Bathurst liegende Flugstützpunktschiff (Mai bis Ende Juni
„Schwabenland“, sonst „Ostmark“) war bis Mai mit einem Meteorologen besetzt
(bis 16. Juni Dr. Gräfe, dann Dr. Portig). Dann ist auf Anregung der
Deutschen Lufthansa nur noch in der Tornadozeit vom 1. August bis 30. Oktober
ein Meteorologe (Ass. Moser) eingesetzt worden.
Auf der Flugwetterwarte des auf der Südamerikaseite stationierten Flug
stützpunktschiffs (abwechselnd „Westfalen“ und „Schwabenland“) waren bis
Anfang März Dr. R o e d i g e r, vom 16. Februar bis 2. Juli Dr. Gräfe, dann
Dr. Portig tätig.
Für die Versuchsflüge nach Nordamerika von August bis Dezember hat die
Deutsche Lufthansa außer der „Schwabenland“ (Meteorologe Dr. Holler) den
Neubau „Friesenland“ eingesetzt, auf der sich die Hauptflugwetterwarte befand
(Meteorologe Di-. Regula, Angest. d. mittl. Reichswetterdienstes Spangen
berg). Beide Stützpunktschiffe mit ihren Flugwetter war ten waren abwechselnd
in Horta und in Port Washington (New York) stationiert.
Der Dienst auf allen vier Ozeanflugwetterwarten entsprach dem des Vor
jahrs. Es sind 712 Höhenwindmessungen ausgeführt worden, von denen 614
gefunkt worden sind. Zur Erforschung des Windgradienten in den unteren
Höhen sind auf „Friesenland“ auch Ballone mit geringer Steiggeschwindigkeit
aufgelassen worden. Außerdem sind systematische Vergleiche zwischen ge
schätzten und registrierten Windgeschwindigkeiten durchgeführt worden. Von
allen Flugwetterwarten sind auch einzelne Beratungen für Flüge ausländischer
Flugzeuge abgegeben worden.
Die Flugwetterwarten auf den Flugstützpunktschiffen sind während der
Liegezeiten in Deutschland (Hamburg, Bremen, Kiel) durch die Deutsche See
warte ausgerüstet worden.