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Das einundseehzigste Jahr der Deutschen Seewarte, 1935.
d) Lehrtätigkeit.
In dem diesjährigen Lehrgang für Seefahrtsschullehrer fand die Behandlung
der Gezeitenerscheinungen eine stärkere Berücksichtigung als bisher. An vier
Tagen wurden die Teilnehmer in die Gezeitenkunde und in den Aufbau und
Gebrauch der „Gezeitentafeln“ eingeführt. Besichtigungen und Erklärungen der
Gezeitenrechenmaschine, von Pegeln und Strommessern ergänzten den Lehrgang.
Im Berichtsjahre wmrden ferner ein spanischer und zwei norwegische Marine
offiziere sowie zwei Offiziere der deutschen Handelsmarine zur weiteren Aus
bildung in den wichtigeren Gebieten der Gezeitenkunde und in der Anwendung
der „Gezeitentafeln“ unterwiesen.
e) Instrumente.
Gezeitenrechenmaschine: Die bereits im letzten Berichtsjahre in Angriff
genommene Neuverlegung und Verstärkung des gesamten mit der Gezeitenrechen
maschine in Zusammenhang stehenden elektrischen Leitungsnetzes wurde zu
Ende geführt. Neben neuen Leitungen von der Hauptschalttafel im Keller zu
den Reihenklemmen an der Schalttafel im Gezeitendienstzimmer und von diesen
zum Akkumulatorenraum wurden zwei neue Kabel zwischen den Reihenklemmen
am Druckwerk und am Zeitgeber einerseits und am Wasserstandsgeber anderer
seits verlegt; ebenso wurden die Leitungen zwischen dem Antriebsmotor, dem
Schaltschütz, dem Anlasser und der Nebenschalttafel ausgewechselt. Am Druck
werk selbst wurden sämtliche Drahtführungen umgebaut und ein Versuch mit
einer neuen Schleifbürste unternommen.
Eine neue Gezeitenrechenmaschine, die insgesamt 62 Tiden enthalten wird,
wurde bei der Firma Mechanoptik, Gesellschaft für Präzisionstechnik m. b. H.,
Nowawes-Potsdam, in Auftrag gegeben.
Tischpegel: Die Leitungen zwischen der Schalttafel und dem Pegeltisch
wurden neu verlegt und verstärkt. Da an den Relaissatz, der zwischen dem
Geber der Fernübertragung und dem Pegeltisch eingebaut ist, über Postleitungen
noch zwei weitere Pegeltische angeschlossen werden sollen, die auf Veranlassung
der Behörde für Technik und Arbeit, Strom- und Hafenbau, beim Hafenkapitän
und auf dem Wachschiff bei den St. Pauli-Landungsbrücken aufgestellt werden,
wurde die Relaisanlage erweitert.
Hochseepegel: Der Hochseepegel nach Dr. Rauschelbach fand bei den
Gezeitenuntersuchungen in der Nordsee Verwendung und hat dabei wieder einen
wesentlichen Teil der erhaltenen Beobachtungen geliefert. In Zusammenarbeit
mit den Forschungsstellen Westküste wurde er ferner vor und in der Eider
mündung, und zwar bei Außeneider-Feuerschiff und bei der Westerplate, je einen
Monat lang ausgelegt.
Von den Askania-Werken A. G., Berlin-Friedenau, kam ein neuer Hochsee
pegel zur Ablieferung, der im Gegensatz zu dem ersten uraschaltbare Meßräume
für Wassertiefen bis zu 100 m besitzt und mit dem die ersten Versuche unter
nommen wurden.
Der in der Werkstatt als Versuchsinstrument erbaute Meßtisch zur Aus
messung von Hochseepegelaufzeichnungen wurde vervollkommnet und in Ge
brauch genommen. Es ist beabsichtigt, auf Grund der mit ihm gewonnenen
Erfahrungen ein selbsttätig arbeitendes Auswertgerät zu entwickeln.
Flachseepegel; Die Untersuchungen mit der Versuchsanordnung für einen
für das Wattengebiet geeigneten, elektrisch übertragenden Flachseepegel wurden
abgeschlossen. Mit dem Bau des ersten durchgebildeten Instruments wurden
die Askania-Werke A. G., Berlin-Friedenau, beauftragt.
BifilarStrommesser: Zwei Strommesser nach Dr. Rauschelbach wurden
in der Werkstatt überholt.
Auf Veranlassung des Wasserbauamts in Norden wurde ein Strommesser
für einige Wochen auf der Tjalk „Ettje“ aufgebaut, um Strombeobachtungen
vor Norderney und auf dem Wattrücken hinter Juist vornehmen zu können.
Ein zweiter Strommesser wurde auf dem Tonnenleger „Norden“ eingebaut, der
gemeinsam mit der „Ettje“ Strommessungen in der Ackumer Ehe durchführte.