Das einundsechzigste Jahr der Deutschen Seewarte, 1935.
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Zur Bestimmung des Einflusses des Windes auf die Wasserstands- und Gezeiten-
stroinbeobachtungen in der Deutschen Bucht wurden die Windbeobachtungen auf
den Nordseefeuerschiffen bisher für die Jahre 1924 bis 1933 gleichförmig be
arbeitet: es wurden die Windmittel unter der Annahme der nullten, ersten und
zweiten Potenz der Windgeschwindigkeit gebildet, und zwar für jeden halben
Monat und jedes Jahr.
Für die Neuherausgabe des „Gezeitenstromatlas für die Nordsee, den Kanal
und die Britischen Gewässer“ wurden aus allen erreichbaren Quellen weitere
Gezeitenstromangaben planmäßig gesammelt und einheitlich bearbeitet und die
notwendigen Arbeitskarten gezeichnet.
Gezeiten- und Gezeitenstromkurven. Mit dem Zeichenwerk der Gezeitenrechen
maschine wurden hergestellt: a) Vollständige Gezeitenkurven für das Jahr 1936
von Wilhelmshaven für den Pegeltisch des Marineobservatoriums, von Weser
münde für den Pegeltisch des Wasserbauamts, von Hamburg für den Pegeltisch
der Deutschen Seewarte, von Vlissingen und Hellevoetsluis für den Rijkswater-
staat in ’s-Gravenhage, von Vardö und Hammerfest für Marinens Navigasjons-
vesen in Horten; b) Gezeitenkurven für den Monat März 1936 von 35 Orten für
die Seehandbücher und die „Gezeitentafeln für das Jahr 1937“.
Sonstige Vorausberechnungen: Unter Benutzung des Druckwerks der Gezeiten
rechenmaschine wurden die Wasserstände von Vlissingen und Hellevoetsluis für
das Jahr 1936 von Stunde zu Stunde für den Rijkswaterstaat in ’s-Gravenhage
und die Hoch- und Niedrigwasserzeiten und -höhen von Paramaribo für das
Jahr 1936 für das Ministerin van Defensie, Afdeeling Hydrographie, in ’s-Graven
hage vorausberechnet. — Für die Wasserbauämter in Norderney und Husum und
die Hersteller von Kalendern wurden Kalenderangaben, wie Sonnen- und Mond-
Auf- und -Untergänge, und ausführliche Gezeitenangaben von nicht in den
„Gezeitentafeln“ enthaltenen Bezugsorten berechnet.
An Behörden, Schiffahrtskreise und Privatpersonen wurden zahlreiche Aus
künfte und Gutachten über Gezeiten, Gezeitenströme und Windstau gegeben.
c) Windstauvorhersage- und Sturmflutwarnungsdienst.
Dem Reichssender Hamburg wurden regelmäßig täglich vormittags und
abends Angaben über den an der deutschen Nordseeküste, in den Flußgebieten
und in Hamburg zu erwartenden Windstau zur Verbreitung übermittelt.
Eine große Hilfe bei der schnellen Beurteilung der gegebenen Windstau
voraussagen wird dem Windstauvorhersagedienst durch die tägliche Übermitt
lung der vom Wasserbauamt Emden in Borkum, vom Marineobservatorium in
Wilhelmshaven, vom Reichsneubauamt auf Helgoland, von der Wasserbauabteilung
in Cuxhaven und vom Wasserbauamt Husum beobachteten Hoch- und Niedrig
wasser geleistet.
Bei Sturmflutgefahr wurden die fernmündlichen Anfragen außerhalb der
Dienstzeit, auch nachts, sowohl vom Gezeitendienstzimmer aus durch den wöchent
lich wechselnden Diensthabenden als auch von der Wohnung Dr. Rauschel
bachs aus erledigt.
Warnungen durch Fernsprecher: Sturmflutwarnungen wurden an etwa
15 durch Fernsprecher leicht erreichbare Behörden, Baustellen oder Privatfirmen
in Hamburg und Umgegend in 27 Fällen erlassen. Ferner wurden Warnungen
an die Warnungsstelle Krapphof-Schleuse gegeben, die durch eine der voraus
gesagten Erhöhung entsprechende Anzahl von „Kanonenschlägen“ die Warnung
weiterverbreitet.
Warnungen durch Wobs-Telegramme: Es wurden 35 Wasserbaubehörden
oder deren Baustellen, Deichverbände und Gemeinden je nach ihrer örtlichen
Lage bis zu 32 mal durch Wobs-Telegramme vor Sturmfluten gewarnt.
Warnungen durch den Rundfunk: Bei Sturmflutgefahr wurden dem
Reichssender Hamburg etwa 30 mal Warnungen im Anschluß an die Wasser
standsmeldungen oder auch außerhalb der festgesetzten Zeit übermittelt und von
ihm sofort und wiederholt verbreitet.
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