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Das sechzigste Jahr der Deutschen Seewarte, 1934.
Internationale Wetterkarte der Nordhalbkugel. Auf dem Wege über die inter
nationale meteorologische Organisation wurde der Probeband nordhemisphä
rischer Wetterkarten vom Monat März 1931 zur Rundsendung gebracht (Rund
schreiben des Komiteepräsidenten Nr. 33 vom Mai 1934). Die Sammlung der
Subskriptionen auf das Kartenwerk des Polarjahres 1932/33 wurde im Sommer 1934
eingeleitet und hat bis zum Ende des Jahres Bestellungen auf rund 100 Exem
plare erbracht. Auch die Sammlung des Beobachtungsmaterials vom Polarjahr
machte auf Grund eines neuen Rundschreibens (Nr. 35 des Präsidenten des
Internat. Meteorol. Komitees vom 13. Juni 1934) Fortschritte. Nach diesen Vor
bereitungen kann 1935 die Bearbeitung der Polarjahr-Wetterkarten der Nord
halbkugel und ihre Herausgabe in Teillieferungen begonnen werden.
c) Öffentliche Wetterdienststelle Hamburg.
Die Öffentliche Wetterdienststelle Hamburg wurde 1906 der Deutschen Seewarte als Dienststelle
des norddeutschen Wetterdienstes angeschlossen. Sie verblieb dort bis zum 31. März 1930 und wurde
dann unter unmittelbarer Unterstellung unter das Preußische Ministerium für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten nach dem Mittelweg 158b verlegt. Nachdem der gesamte Wetterdienst des Deutschen
Reiches dem Reichsluftfahrtministerium vom 1. April 1934 ab unterstellt worden war, erfolgte am 30. No
vember 1934 die Wiedervereinigung mit der Deutschen Seewarte.
Dem Öffentlichen Wetterdienst obliegt die Versorgung des Wirtschaftslebens außerhalb der See-
und Flugschiffahrt mit den notwendigen wetterdienstlichen Nachrichten und Beratungen, vor allem
die Belieferung der Zeitungen seines Dienstbezirks mit Wetternachrichten, Wettervorhersagen und
mit Wetterkartenmatern. Der Maternversand geschieht außerdem an Zeitungen des Bremer, Essener,
Aachener und Magdeburger Wetterdienstbezirks. Wirtschaftsbetriebe, wie z. B. Südfrucht- und Kar
toffelhandlungen und an der Flußschiffahrt beteiligte Geschäftshäuser, erhalten unmittelbar von dem
diensttuenden Meteorologen Auskünfte über die Witterung, soweit der Versand der Firmen von Hitze
oder Kälte, von zu niedrigem Wasserstand oder von der Vereisung der Flüsse und Kanäle bedroht
ist. Auch Baugeschäfte, sportliche Veranstaltungen und ähnliche von der Witterung abhängige Unter
nehmungen werden fernmündlich von der Öffentlichen Wetterdienststelle beraten.
Seit 1930 führte diese zur Bekämpfung von Nachtfrostschäden im Frühjahr und Herbst einen
Sonderberatungs- und Abwehrdienst ein und richtete zu dem Zweck an der Unterelbe, bei Lübeck
und in der weiteren Umgebung der Stadt Hannover 56 Beobachtungswarten ein. Den weiteren Ausbau
dieses Dienstes, der die Erprobung von Abwehrmitteln in sich schließt, zählt die Öffentliche Wetter
dienststelle auch jetzt noch zu ihren dringendsten Aufgaben.
Die dienstlichen Obliegenheiten wurden nach dem bewährten Verfahren der
Vorjahre weitergeführt. Mit Wetternachrichten wurden 107 Zeitungen beliefert,
unter ihnen 47 mit Wetterkartenmatern. Laufende Bezugsvereinbarungen betreffs
regelmäßiger Auskünfte wurden abgeschlossen mit 2 Elektrizitätswerken, 6 Süd
fruchthandlungen, 3 Kartoffelhandlungen, 1 Weinhandlung, 2 Straßenreinigungs
instituten, 2 Speditionsfirmen und 12 anderen wirtschaftlichen Unternehmungen.
Am 22. März 1934 fand wie in den Vorjahren eine Konferenz der am Nacht
frostwarnungsdienst beteiligten Kreise statt. Erschienen waren Vertreter der
Landesbauernschaften der Provinz Hannover, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-
Lübeck, Hamburg, Vertreter der Landherrenschaft Hamburg, der Landkreise
Stormarn und Steinburg, ein Vertreter des Magistrats in Altona, des Staatsinsti
tuts für angewandte Botanik und ein Vertreter der Forstbaumschulen. Beschlossen
wurde, die Nachtfrostwarnungen nicht mehr wie in den Vorjahren fernmündlich
an die einzelnen Zentralen in den Gemüse- und Forstbaumschulgebieten durch
zugeben, sondern sie durch den Rundfunk zu verbreiten; bei zu erwartendem
Nachtfrost, der noch nicht bis 20 Uhr angesagt werden kann, soll eine Vor
warnung gegeben werden, der die Warnung selbst um 22 Uhr im Anschluß an
den Wetterbericht folgt. Diese Maßnahme erwies sich als zweckmäßig. Erfreu
licherweise konnte vor allem vor dem Nachtfrost vom 17./18. Mai 1934 eine
Warnung gegeben werden. Wenn trotzdem erhebliche Schäden eingetreten sind,
so lag das im wesentlichen daran, daß die notwendigen Schutzmittel fehlten bzw.
nicht angewandt wurden. Vernebelungs- und Brikettbeheizungsversuche wurden
in größerer Anzahl vorgenommen, um ein Urteil über ihre Wirksamkeit als Schutz
maßnahme zu gewinnen; die Ergebnisse sind in einem Sonderheft der Wetter
dienststelle veröffentlicht worden.
Beim Zusammenlegen der Wetterdienststelle Bremen mit der Flugwetter
warte in Bremen übernahm die Wetterdienststelle Hamburg den Druck der
täglichen Wetterkarte für den Bremer Dienstbezirk. Ebenso wurde erreicht,