Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1932.
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führenden Teilstrecken. Der letzte, Ende Oktober und Anfang November über
Vorderasien und das Mittelmeer führende Flugabschnitt ist für die Teilstrecken
Bagdad—Limassol auf Cypern—Athen—Rom—Genua beraten worden.
Mehr als in den Vorjahren sind meteorologische Gutachten, zum Teil von
erheblichem Umfange, bearbeitet worden; sie betrafen teils Westafrika und Süd
amerika für den Luftweg nach Südamerika, teils Vorder- und Südasien.
2. Wetterfernmeldedienst für Ozeanllüge.
Für die neun Brasilienfahrten des L. S. „Graf Zeppelin“ und für die Heim
reise des Flugschiffs „Do X“ sind wieder auf Grund der Schiffsfahrpläne Stand
ortskarten der Schiffe entworfen und beiden Luftfahrzeugen zugeleitet worden;
es hat sich als notwendig erwiesen, in die Standortskarten auch die planmäßig
verkehrenden ausländischen Schiffe aufzunehmen.
Im Wettermeldedienst an der Südamerikastrecke haben sich die Fahrplan
einschränkungen der Schiffahrt dahingehend ausgewirkt, daß namentlich aus dem
Raume südlich der Canaren bedeutend weniger Seeobsmeldungen eingingen als
in den Vorjahren, mithin Diagnose und Prognose erschwert wurden. Auch in
den vom Condor-Syndikat im Wechselverkehr zwischen den Flughafenfunkstellen
Rio de Janeiro und Hamburg übermittelten Sammeltelegrammen von Südamerika,
die das Brasilianische Meteorologische Institut für die Zeppelinfahrten wieder in
dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat, waren häufiger Lücken vor
handen infolge der Unruhen und kriegerischen Verwicklungen in Südamerika.
Dagegen ist im Herbst das vom gleichen Institute herausgegebene Sammel
telegramm „Meteoro Lopez“ von 12 auf planmäßig 36 Stationen erweitert worden.
Wesentlich verbessert worden ist der Fernmeldedienst für Ozean- und sonstige
Fernflüge dadurch, daß die Zentralstelle für Flugsicherung auf der Flughafen
funkstelle Hamburg den von der Firma Lorenz gebauten neuen 1.5 kW-Kurz
wellensender aufgestellt hat. Der Einbau, dessen Kosten die Hamburger Flug
hafengesellschaft übernommen hat, konnte gerade zu den Frühjahrsfahrten des
L. S. „Graf Zeppelin“ vollendet werden. Mit Hilfe des neuen Senders ist es der
Flughafenfunkstelle möglich gewesen, mit L. S. „Graf Zeppelin“ bis Rio de Janeiro
auf 9790 km und mit dem Flugzeuge des Herrn von Gronau D 2053 ab Bender
Abbas (an der Straße von Ormus) auf 4710 km Verbindung zum Austausch von
Wetter- und Standortmeldungen aufrechtzuerhalten.
3. Einkomiuende drahtlose Wetter- und Standortineldungen von Seeflügen.
L. S. „Graf Zeppelin“ hat auf den Brasilienfahrten regelmäßig verschlüsselte
Wettermeldungen zu den Seeobs-Beobachtungszeiten 0, 6, 12 und 18 Uhr MGZ
gegeben; die Art der Verschlüsselung (siehe A. H. 1930 S. 384 bis 389) hat sich
nach nunmehr dreijähriger Erprobung gut bewährt. Vom Rückfluge der Do X
von New York sind einzelne Klartextwettermeldüngen vom Ozean übermittelt
worden. Die von den Luftfahrzeugen an die Seewarte geleiteten Wetterbeob
achtungen aus der Luft ermöglichen nicht nur eine unmittelbare Nachprüfung
der herausgegebenen drahtlosen Wetterberichte, sondern stellen vor allem eine
Ergänzung der oft nur spärlichen Wetterbeobachtungen aus entfernten Ozean
gebieten und damit wertvolles Material für Diagnose und Prognose dar.
Außerdem haben L. S. „Graf Zeppelin“ planmäßig zweistündig, D 2053 (von
Gronau) auf dem Wege bis Island und dann wieder vom Persischen Golf an
und die Do X auf der Heimreise von markanten Punkten aus Standortmeldungen
übermittelt. Die zahlreich eingegangenen Standortmeldungen sind in See- bzw.
Landkarten eingetragen und zur Berechnung der Geschwindigkeit über Grund
verwendet worden. Die hierdurch ermöglichte Kenntnis des jeweiligen Standortes
ist für die Streckenvorhersage ebenso wichtig wie die Kenntnis der Geschwindig
keit für die Beurteilung des Windeinflusses.
4. Meteorologische Tagebücher von Luftfahrzeugen über Sec.
Von den Brasilienfahrten L. S. „Graf Zeppelin“ sind wieder laufend meteoro
logische Tagebücher eingegangen.