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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1931.
Zeichen in Zukunft auch auf einer ausgesprochenen Tageswelle verbreitet werden
können. Nach Beginn der Kurzwellenausssendungen wurden die Zeitsignale der
Seewarte seit dem 1. Juni auf folgenden Wellen verbreitet:
1. Nauen 18130 m,
2. Norddeich .... 26.455 m,
3. Norddeich .... 1635 m, nur Oh M. G. Z.,
4. Königswusterhausen 1635 m, nur 12^ M. G. Z. und nur Hauptsignal.
Außerdem verbreiteten die deutschen Rundfunksender um 12 h M. G. Z. das
Hauptsignal. Unregelmäßigkeiten in den Übertragungen der Rundfunksender
und Beschwerden von seiten der Hörer veranlaßten die Deutsche Seewarte, mit
der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft in Verbindung zu treten und eingehende Vor
schläge betreffs Ausgestaltung der Zeitsignalaussendungen für das Inland zu
machen. Hierbei wurde die Verbreitung von vereinfachten, nur aus wenigen
Punkten bestehenden Zeitzeichen in Vorschlag gebracht. Die günstigste Form
eines solchen Kurzzeitzeichens wurde durch Versuche ermittelt.
Die endgültigen Verbesserungen der Nauener Onogo- und Koin
zidenz-Signale erschienen wie bisher im Beobachtungs-Zirkular und in Form
monatlicher Tabellen im Hauptblatt der „Astronomischen Nachrichten“, ferner
in monatlichen Tabellen in den „Annalen der Hydrographie“ und den deutschen
Uhrmacher-Fachzeitschriften. Der Berechnung der endgültigen Verbesserungen
und der übrigen Signalaufnahmen (Paris, Bordeaux, Rugby) lagen 75 Zeit
bestimmungen zugrunde. Die Beobachtungen erfolgten mit dem mit unpersön
lichem Mikrometer ausgerüsteten Durchgangsinstrument der Seewarte. Bei den
Signalen überschritten in 93% aller Fälle die Fehler den Betrag von 0.1 8 nicht,
in 6 % blieben sie zwischen 0.1 8 und 0.25«. Ausfälle und grobe Störungen traten
in 1 % aller Fälle auf. Es fielen 9 Hauptsignale und 5 Koinzidenzsignale aus.
Zum größeren Teil beruhten diese Ausfälle auf Leitungsstörungen zwischen
Plamburg und Nauen, die besonders häufig in den Monaten März und April auf
traten und bei 9 Haupt- und 8 Koinzidenzsignalen, die im übrigen ordnungs
gemäß und brauchbar waren, Verstümmelungen einzelner Zeichen bewirkten.
Das Jahresmittel der Fehler der störungsfrei abgegebenen Signale betrug 0.041 3 . —
Das Geodätische Institut in Potsdam unterstützte den Zeitdienst der Seewarte
wie bisher durch Übersendung von Telegrammen nach den dort angestellten
Zeitbestimmungen.
c) Zeitdiensteinrichtungen,
Die neue Signalgeber-Anlage konnte dem Betriebe noch nicht übergeben
werden. Nach Ablieferung des Rohwerkes des ersten Signalgebers durch die
Chronometerwerke-Hamburg mußten in der Werkstatt der Abteilung die Kontakt
einrichtungen und die gesamte Vollendung in Angriff genommen werden. Da
die mit nur einem Mechaniker besetzte Werkstatt — besonders durch Instandhaltung
der gesamten Zeitdiensteinrichtungen der Seewarte und der Hauptagenturen —
auch sonst stark in Anspruch genommen war, ließ sich eine schnellere Fertig
stellung und Inbetriebsetzung, so dringlich sie auch war, nicht erzwingen. Im
Herbst konnte das Rohwerk des zweiten Gebers, der als Ersatz bei Ausfällen
des ersten dienen soll und daher etwas einfacher gebaut werden kann, bei den
Chronometerwerken in Auftrag gegeben werden. Bei den Versuchen am 1. Signal
geber und dem Entwurf und den Ausführungen der Zeichnungen für den 2. Geber
wirkten die Ingenieure Bücher und Jürgensen mit, die sich seit Ende Oktober
ohne Entgelt an den Arbeiten der Abteilung beteiligten.
Das Kurzwellen-Empfangsgerät wurde umgebaut und verbessert, um
hiermit das Norddeicher und besonders ausländische Kurzwellen-Zeitzeichen, auch
im Hinblick auf die für 1933 geplante internationale Längenvermessung, aufzu
nehmen. Ferner wurden Einrichtungen zur Ermittlung der Registrier-Verzöge
rung getroffen, die seit dem 1. April regelmäßig täglich aufgenommen und bei
den Verbesserungen berücksichtigt wird. Von den Hauptuhren im Keller
mußte Riefler 261 neu abgedichtet werden, eine weitere (Richter 101) fiel gegen
Ende des Jahres wegen mangelhaften Ganges aus. Die eine der als Signal-