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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1903.
Die Abonnementspveise betragen bezw. 20, 10, 8, 5 Mark monatlich. Die
Abonnements-Telegramme werden ausschließlich bei den Post- und Telegraphen
ämtern erhoben, woselbst ebenfalls die Telegrammschlüssel ausgegeben werden.
An neuen Telegrammen sind hinzugekommen: Seit dem 1. Januar ein Tele
gramm aus Aberdeen mit der Beobachtung von 7 Uhr V, Gr. Zeit (2 Gruppen),
seit dem 20. Januar ein Telegramm aus Horta (Azoren) (6 Gruppen), seit dem
1. August direkte Telegramme von Wilna, Pinsk, Yelikie Luki (je 6 Gruppen) und
von Odessa 5 Gruppen (bisher von hier kein direktes Telegramm), seit dem 5. Aug.
ein Sammel-Telegramm aus Zürich mit den Beobachtungen von Zürich, Genf und
Lugano (in je 5 Gruppen, unter Hinzufügung der Wetternachrichten von Heiden
und Säntis), und seit dem 16. September ein Telegramm mit der Beobachtung
von 7 Uhr N aus Frankfurt a. M. (2 Gruppen), sowie solche mit den Beobach
tungen von 6 Uhr N, Pariser Zeit, von La Hague, St. Mathieu, Paris und Ile d’Aix,
die der Seewarte durch Vermittlung des Kgl. Niederl. Meteorolog. Instituts zugehen.
Diese Telegramme aus Frankfurt a. M. und Frankreich sind für die Aufgaben des
Sturmwarnungsdienstes bestimmt und werden daher nur während der Zeit des
Abenddienstes von Mitte Sept. bis Ende April jedes Jahres bezogen werden.
Seit dem 16. April liefen die Wettertelegraxnme von Liga wieder regelmäßig ein.
Wetter-Telegramme vom Brocken sind in der Zeit vom 1. Juli bis 15. Okt.
zugegangen.
Eine Beschleunigung der Morgen-Telegramme aus Frankreich konnte trotz
aller weiteren Bemühungen auch in diesem Berichtsjahre nicht erreicht werden.
In der neuesten Zeit hat man sich vielfach der Erforschung der oberen
Atmosphären-Schichten zugewandt, in der Hoffnung, hierdurch unsere Kenntnisse
der atmosphärischen Vorgänge wesentlich zu erweitern und daraus auch für die
ausübende Witterungskunde manche Vorteile zu ziehen. Hauptsächlich aus diesem
Grunde schien es der Deutschen Seewarte geboten, das einschlägige Material zu
ergänzen und namentlich die Beobachtungen der freien Atmosphäre durch die
regelmäßigen Drachenaufstiege zu Berlin und Hamburg möglichst zu verwerten
und dem Publikum durch die Wetterberichte zugängig zu machen. Zu diesem
Zweck wurden die Beobachtungen vom Aeronautischen Observatorium seit 1. April
telegraphisch und diejenigen der Drachenstation Hamburg seit dem 6. Mai tele
phonisch bezogen. Auch die Hinzuziehung von Höhenstationen schien wichtig zu
sein und daher wurde geplant, auch die Beobachtungen von Ben-Nevis (mit der
Fußstation Fort William), vom Sounblick, von der Zugspitze und der Schneekoppe
neben den bereits schon seither veröffentlichten (Heiden', Säntis, Brocken und
gr. Belchen) in den Wetterberichten täglich zum Abdruck zu bringen. Die Ver
handlungen sind zwar noch nicht zu Ende geführt, indessen ist eine baldige Rege
lung dieser Angelegenheit zu erwarten. Es sei nur noch bemerkt, daß die Angaben
von der Zugspitze seit Anfang 1904 veröffentlicht wurden.
Anfangs September 1903 tagte in Southport die internationale Kommission
für Verbesserung der Wetter-Telegraphie, zu welcher deren Mitglied, Professor
Dr. van Beb her, seitens des Reichs-Marineamtes entsendet wurde. Hauptsächlich
wurde hier der schon in Paris gefaßte Beschluß (vergl. Jahresbericht für 1900,
Seite 49) nochmals wiederholt und die aufgestellte Tagesordnung der neu zu er
nennenden Kommission überwiesen. Der Beschluß lautet:
„In Anbetracht der Vorteile, welche durch die Verbreitung des Radialsystems
auf die Nachbarländer schon erzielt wurden, beschließt die Kommission, dem
internationalen Komitee vorzuschlagen, in kürzester Zeit eine aus offiziellen
Vertretern der beteiligten Staaten bestehende Kommission einzusetzen, um im