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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1900.
Wissenschaftliche Arbeiten und Chronik des Instituts.
Die in früheren Jahresberichten erwähnte Zusammenstellung der Ergebnisse
neuerer geographischer Ortsbestimmungen wurde auch im Berichtsjahre weiter
ergänzt.
Ferner wurden ebenso wie in früheren Jahren nach Schlufs der Konkurrenz-
Prüfung einige Untersuchungen vorgenommen, welche sich erstens auf die Unter
schiede zwischen dem ersten und zweiten Gangtage, sowie zweitens auf etwaige
Gangveränderungen der Chronometer bei Aufstellung in verschiedener Richtung
zum magnetischen Meridian bezogen. Es lieferte die diesmalige üntersuchungs-
reihe keine wesentlich anderen Resultate als in früheren Jahren, und es kann
deshalb bezüglich dieser Beobachtungen auf die in den früheren Berichten mit-
getheilten Ergebnisse hingewiesen werden. Es verdient vielleicht nur noch hervor
gehoben zu werden, dafs bei diesen Untersuchungen, welche sich nunmehr auf
die Chronometer der Konkurrenz - Prüfungen No. 19 bis No. 28 (1896 bis 1900)
erstrecken, kein Instrument gefunden worden ist, dessen Gang wesentlich durch
den Erdmagnetismus beeinflufst wird.
Aus einer längeren Reihe von Sternhöhen (über 400) in der Nähe des Meri
dians wurde die Polhöhe des Nordthurms der Seewarte abgeleitet. Die Beobach
tungen waren während der Jahre 1898 und 1899 durch den Abtheilungsvorstand,
sowie durch die Herren Kapt. G. Reinicke und Dr. Messerschmitt mit Hülfe
des Universal-Instruments von v. Liechtenstein ausgeführt worden; die Ergebnisse
der Rechnung wurden in der Abhandlung: „Die Polhöhe des Nordthurms der
Deutschen Seewarte“ („Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte“, 1900, No. B)
veröffentlicht. Ferner wurde im April 1900 durch eine kleine Triangulation mit
Hülfe eines Theodolits von Dennert und Pape ermittelt, dafs der Pfeiler der Be
obachtungshütte östlich vom Gebäude der Abtheilung IV (Passage-Instrument von
Bamberg, s. unten) sich 55.88 m nördlich und 62.94 m östlich vom Stande des
Universal-Instruments auf dem Nordthurm befindet. Unter Zuhülfenahme einiger
weiterer vom Hamburgischen Vermessungsbureau gütigst zur Verfügung gestellten
geodätischen Daten wurden dann die folgenden geographischen Koordinaten für
mehrere Punkte des Seewarten-Terrains abgeleitet:
Nordthurm der Seewarte (Universal-Instrument von v. Liechtenstein)
(Greenwich) = 0 h 39 m 53f40 östl. v . = +53° 32' 50T0
Ostthurm der Seewarte (Passage-Instrument von v. Liechtenstein)
(Greenwich) = 0 h 39 m 53f46 östl. = +53°32'49r4
Südthurm der Seewarte (Refraktor von Utzschneider und Fraunhofer)
X (Greenwich) = 0 h 39“B3?40 östl. < f = +53°32'48'.'9
Beobachtungshütte neben der Abtheilung IV (Passage-Instrument von
Bamberg No. 1263)
X (Greenwich) = 0 h 39 m 53?63 östl. < f = +53°32'5U'8
Die angegebenen Längen sind durch Anschlufs an die Hamburgische Stern
warte ermittelt, deren Länge nach dem Berliner astronomischen Jahrbuche zu
0 h 39 m 53?81 östlich von Greenwich angenommen worden ist.
Es wurde von dem Abtheilungs-Vorstande und Herrn Dr. Messerschmitt
eine rechnerische Bearbeitung der Beobachtungs-Ergebnisse an 69 Chronometern
begonnen, welche seit der 11. Konkurrenz - Prüfung (1887) mehrfach zur Unter
suchung eingeliefert worden waren. Es soll durch diese Diskussion ermittelt
werden, ob bei jenen gröfstentheils mit Hülfskompensation versehenen Instru