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Jahresbericht der Deutschen See warte für 1900.
X. Bericht über die Thätigkeit der* Abth. IV der Seewarte
(Chronometer-Prüfungs-Institut) während des Jahres 1900.
Inanspruchnahme des Instituts von Seiten der Schiffskapitäne, Chronometer-
Fabrikanten und staatlichen Institute.
Im Jahre 1900 wurden dem Chrono meter - Prüflings - Institute von Schiffs
kapitänen, bezw. von Uhrmachern im Aufträge von Rhedereien und Kapitänen
76 Chronometer (gegen 41 im Vorjahre) übergeben. Von diesen Instrumenten
wurden 10 ein Mal und je 1 zwei und drei Mal den Fabrikanten zum Zwecke
nochmaliger Veränderungen zurückgegeben, so dafs also bei diesen Chronometern
zwei, bezw. drei und vier Beohachtungsserien ausgeführt wurden. Wenngleich
diese gegenüber früheren Jahren wesentlich gesteigerte Inanspruchnahme des In
stituts als ein erfreuliches Zeugnifs dafür gelten kann, dafs die Erkenntnifs von
der Nothwendigkeit einer sachgemässen Prüfung der Chronometer in nautischen
Kreisen immer mehr Boden gewinnt, so hat dennoch diese Inanspruchnahme leider
immer noch nicht diejenige Höhe erreicht, welche im Interesse der modernen
Schiffsführung als möglich und nothwendig erscheint. Auch die Gründe für diese
Thatsache sind wiederholt in früheren Jahresberichten erörtert worden; es ist die
unzureichende Benutzung des Instituts seitens der Kapitäne in erster Linie auf
das Ueberhandnehmen des Clerkwesens im Hamburgischen Hafen und zweitens
auf die mit dem Transport der Instrumente und mit der Zollabfertigung verbun
denen Unbequemlichkeiten zurückzuführen. Es läfst sich erwarten, dafs die In
anspruchnahme eine wesentlich gröfsere werden würde, wenn die Seewarte über
eine Motorharkasse zum Abholen der Chronometer verfügen könnte.
Von Uhrmachern wurden der Abtheilung IV aufser den für die Konkurrenz-
Prüfung und für die regelmäfsigen Taschenuhren-Prüfungen bestimmten Instru
mente 25 Chronometer, Pendel- und Taschenuhren (gegen 19 im Vorjahre) über
geben. Auf Ansuchen von staatlichen und privaten wissenschaftlichen Instituten
sowie von Forschungsreisenden wurden 86 Chronometer und Taschenuhren (gegen
28 im Vorjahre), darunter eine Anzahl in mehreren Beobachtungsserien, unter
sucht. — Bei Rückgabe der Instrumente wurden den Eigenthümern, sofern die
Untersuchung hierfür geeignet erschien, die Temperatur-Koeffizienten bezw. Tem-
p er atur-T ah eilen mitgetheilt.
Chronometer - Konkurrenz - Prüfung.
An der in der Zeit von 1899 November 14 bis 1900 April 23 abgehaltenen
28. Konkurrenz-Prüfung von Marine-Chronometern betheiligten sich 8 Fabrikanten
durch Einsendung von 41 Chronometern (gegen 43 im Vorjahre). Es gelangten
bei dieser Prüfung die von der dritten Chronometer-Konferenz (1898 März) auf-
gestellten und durch den Staatssekretär des Reichs-Marine-Amts bestätigten
Prämirungs- und Beurtheilungsnormen zur Anwendung. Die Prämirung ist danach
an die Bedingung geknüpft, dafs die zu prämirenden Instrumente rein deutschen
Ursprungs sind; ausnahmsweise sollen indessen bis auf Weiteres auch solche
Chronometer zugelassen werden, bei welchen im Auslände angefertigte Ketten und
Zugfedern verwendet worden, im übrigen aber die oben erwähnten Bedingungen
erfüllt sind. — Es waren von den Fabrikanten A. Kittel in Altona und F. Li
decke in Geestemünde zusammen 8 Chronometer mit der Anwartschaft auf Prä
mirung eingereicht worden, doch konnten die Prämien nicht zur Auszahlung ge