Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1900.
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genommene Gebiet zu erweitern und auf das ganze nordwestliche Europa auszu
dehnen, so dais es ermöglicht wurde, schon auf Grundlage dieses Materials sich
eine Uebersiclit der Witterungsvorgänge auf diesem für unsere Witterungserschei
nungen wichtigsten Gebiete zu verschaffen. Ks wurden daher Skandinavien,
Dänemark, die Niederlande, die britischen Inseln und das nördliche Frankreich
mit in das System hineingezogen.
Zum Zustandekommen eines solchen Systems war das bereitwillige Entgegen
kommen aller dabei betheiligten Telegraphenämter die erste und unerläfslichste
Bedingung. Dank diesem Entgegenkommen ist es gelungen, die rechtzeitige Auf
gabe und rascheste Beförderung der in Betracht kommenden Wettertelegramme
möglichst zu sichern. Hervorzuhehen ist die in bereitwilligster Weise gemachte
Zusage des Deutschen Reichs-Post-Amtes, alle erforderlichen Leitungen von 8'/ 2
bis 9 Uhr den wettertelegraphischeu Zwecken zur Verfügung zu stellen, sowie das
nach Aufsen gehende wettertelegraphische Material nach Möglichkeit in der Be
förderung zu beschleunigen. Unter diesen Umständen konnte sofort die Organi
sation der Neuregulirung des wettertelegraphischeu Dienstes ausgearbeitet werden.
Soll der wettertelegraphische Dienst sich über ein greiseres Gebiet erstrecken,
so ist es vor Allem unerläfslich nothwendig, dafs die Beobachtungen sicli nicht
auf Ortszeit, sondern auf Simultanzeit beziehen, abweichend von klimatologischen
Beobachtungen, welche allenthalben nach Ortszeit angestellt werden. Bei dem
gegenwärtigen System beziehen sich alle Beobachtungen auf die mitteleuropäische
Zeit 8 Uhr morgens, nur die niederländischen und britischen auf 7 Uhr Greenwich
und die französischen auf 7 Uhr Pariser Zeit, was ja 8 Uhr mitteleuropäischer Zeit
nahezu entspricht. Das Bedürfnifs nach Simultanzeit in der Wettertelegraphie ist
schon oft ausgesprochen und angestrebt worden, aber ohne Erfolg. In dem gegen
wärtigen System ist dasselbe zur allgemeinen Durchführung angebahnt worden.
Die Einrichtung des neuen Systems gestaltet sich folgendermaafsen;
1) An die Seewarte eingehendes Material: Die Depeschen werden
vor 8V2 Uhr M. E. Z. den betreffenden Telegraphenämtern zugestellt und ohne
Verzug nach Hamburg befördert, so dafs hier alle in Betracht kommenden Wetter
telegramme um 9 Uhr M. E. Z. am Haupttelegraphenamt vorhanden sein sollen.
Es laufen folgende Wettertelegramme ein: Beobachtungen aus Deutschland von
26 Stationen, von den britischen Stationen von 4 (resp. 7), aus Frankreich von
2 Stationen, aus den Niederlanden von 2 Stationen, aus Norwegen von 3 Stationen,
aus Schweden von 5 Stationen und aus Dänemark von 2 Stationen, und zwar von:
Borkum
Helgoland
Keitum (Sylt)
Hamburg
Berlin
Grünberg
Chemnitz
Breslau
Britische
Inseln
Stornoway
Blacksod
Shields
Scilly
Kiel
Wustrow
Swinemünde
Deutsch- Mühlhausen
land Metz
Valentia
Holyhead
Wick
Deutsch- Rügenwaldermünde
land Neufahrwasser
Königsberg
Memel
Münster i. W.
Kassel
Hannover
Magdeburg
Brocken
Frankfurt a. M.
Karlsruhe
Bamherg
München
Bodö
Haparanda
Hernösand
Schweden Stockholm
Wisby
Karlstadt