Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1899.
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Nach glücklicher Rückkehr verlebte er einige Zeit im Kreise seiner Familie
in Dresden und widmete sich dem Ordnen seiner während der Expedition gesammelten
naturwissenschaftlichen Objekte, bis er im Jahre 1884 von Neuem in die Werkstatt
des Herrn Professor Dr. Edelmann in München eintrat. Als im Laufe des Jahres 1888
die Stelle des Mechanikers der See warte durch die Berufung des Herrn Franc von
Liechtenstein ■zur physikalisch-technischen Reichsaustalt in Charlottenburg frei ge
worden war, wurde Zschau auf Antrag der Direktion berufen, diese Stelle an der
Seewarte zu übernehmen. Mit Sachkenntnifs und Pflichttreue widmete sich Zschau
bis zur Zeit, da seine Konstitution durch Krankheit erschüttert war, den mannig
fachen Berufsobliegenheiten au der Seewarte. Erst als er durch ernste Leiden nieder
gebeugt, diesen nicht in vollem Umfange mehr nachkommeu konnte, mufste die
Direktion die Ueberzeugung gewinnen, dafs er wohl nie mehr zur Ausübung seiner
Berufspflichten befähigt werden würde. Ein sanfter Tod erlöste A. E. Zschau in
den frühen Morgenstunden des 1. Januar des Berichtsjahres von seinen Leiden. Die
Seewarte wird ihm ein treues Andenken bewahren! —
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Eine wesentliche Erweiterung der Thätigkeit der Seewarte wurde dadurch
bedingt, dafs in den deutschen Schutzgebieten die meteorologischen und magne
tischen Untersuchungen in greiserem Umfange aufgenommen werden mufsten.
Es wird an einer anderen Stelle in diesem Berichte darauf zurückgekommen werden,
hier sei nur erwähnt, dafs der frühere persönliche Hülfsarheiter des Direktors,
Herr Dr. Hans Maurer, welcher seit dem Spätjahr 1895 als Meteorologe und
Magnetiker in Deutsch-Ostafrika thätig gewesen war, nach Deutschland zurück
kehrte und gegen Ende des Berichtsjahres an der Seewarte mit der Bearbeitung
seiner zahlreichen Beobachtungen in Anspruch genommen wurde. Bis zu seinem
Wiedereintritt in den Dienst der Seewarte, am 1. April 1900, war Herr Dr. Maurer
durch die Untersuchungen für die Kolonialabtheilung des Auswärtigen Amtes aus-
schliefslich beschäftigt.
Nach der Rückkehr des deutschen Expeditionsschiffes „Valdivia“ nahm Herr
Dr. Gerhard Schott, als Referent für das Reichsamt der Marine, innerhalb der
Räume der Seewarte die umfangreiche Arbeit der Reduktion und Verwerthung
der zahlreichen ozeanographischen Beobachtungen der Expedition auf.
2. Wissenschaftliche Konferenzen, welche für die Thätigkeit der Seewarte
von Bedeutung waren.
Im Jahresberichte für 1898 wurde daraufhingewiesen, dafs die Reorganisation
des telegraphischen Witterungsdienstes seitens der Direktion zu verschiedenen
Zeiten eingehend berathen wurde; es geschah dies zum Theil aus Veranlassung
des Interesses, welches in landwirthschaftlicheu Kreisen Deutschlands hinsichtlich
einer ausgiebigeren Verwerthung des Witterungsdienstes im Interesse der Land-
wirthschaft sich regte. Zunächst trat dies dadurch hervor, dafs der Direktor der
Seewarte seitens des Ausschusses des deutschen Landwirthschafts-Rathes ersucht
wurde, vor der im Juni 1898 in Dresden stattfiudenden Sitzung dieser Körper
schaft Vorschläge zu machen über eine Reorganisation des genannten Dienstes,
damit dieselben dem im Februar des Berichtsjahres zusammen zu berufenden Plenum
des Deutschen Landwirthschafts-Rathes zur Beschlufsfassung vorgelegt werden
könnten. Indem der Direktor der Seewarte dieser Aufforderung entsprach, wurde
der Anstois einer Verhandlung und Beschlufsfassung, welche durch einen ein
gehenden Vortrag des Direktors der Seewarte am 22. Februar 1899 eingeleitet
wurde, gegeben. Der Deutsche Landwirthschafts- Rath fafste in der genannten
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