Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1899.
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worden ist. Ausnahmsweise ist bis auf weiteres aucli die Einlieferung solcher
Instrumente gestattet, deren Spiral- und Zugfedern im Auslande angefertigt worden,
bei denen im übrigen aber die oben genannten Bedingungen erfüllt sind.
Als Gesamtresultat ergiebt sieb, dafs während des Jahres 1899 zusammen
209 Bcobacbtungsserien an Uhren aller Art (gegen ‘239 im Vorjahre) ausgeführt
worden sind. Dieser Rückgang ist, wie soeben erwähnt, auf die Verminderung
in der Beschickung der Tascheuuhren-Prüfungen zurückzuführen.
Wissenschaftliche Arbeiten und Chronik des Instituts.
Die in früheren Jahresberichten erwähnte Zusammenstellung der Ergebnisse
neuerer geographischer Ortsbestimmungen wurde auch im Berichtsjahre weiter
ergänzt.
Die im Jahre 1898 begonnenen Beobachtungen an dem auf dem Nordthurm
der Seewarte aufgestellten Universal-Instrumente zur Bestimmung der Polhöhe
wurden fortgesetzt, und deren Veröffentlichung im „Archiv der D. Seewarte“ vor
bereitet. An den Beobachtungen betheiligten sich der Abtheilungs-Vorstand
Dr. Stechert sowie die Hülfsarbeiter Kapitän G. ßeinicke und Dr. J. B. Messer
schmitt; es wurden im Ganzen 450 Höhenmessungen ausgeführt.
Von den gleichen Beobachtern wurde im Laufe des Jahres eine Anzahl
Sterubedeckungen sowie die Kontaktmomente der partiellen Sonnenfmsternifs 1899
Juni 7 beobachtet. Die Beamten des Instituts führten ferner im November 1899
eine Anzahl Sternschnuppenbeobachtungen aus, und zwar beobachtete Dr. Stechert
auf dem Hauptgebäude der Seewarte, während Dr. Messerschmitt als Standort
den Süllberg bei Blankenese gewählt hatte. Bei einer allerdings geringen Anzahl
Sternschnuppen wird in Folge dieser Anordnung eine Höhebestimmung möglich
sein. Sämtliche beobachtete Sternschnuppen wurden in die von Dr. Bohr bach
herausgegebenen Sternkarten unter Beifügung der genauen Ortszeit eingezeichnet.
Ebenso wie in früheren Jahren wurden nach Schlufs der Konkurrenz-Prüfung
einige Untersuchungen vorgenommeu, welche sich erstens auf die Unterschiede
zwischen dem ersten und zweiten Gangtage sowie zweitens auf etwaige Gang
veränderungen der Chronometer bei Aufstellung in verschiedener Richtung zum
magnetischen Meridian bezogen. Es lieferte die diesmalige Untersuchuugsreiho
keine wesentlich anderen Resultate als in früheren Jahren, und es kann deshalb
bezüglich dieser Beobachtungen auf die in den früheren Jahresberichten mit-
gethcilten Ergebnisse hingewiesen werden.
Dr. Stechert beendigte während der ersten Monate des Berichtsjahres eine
Abhandlung über die Vorausberechnung der Sonnenfinsternisse und deren Ver-
werthuug zur Läugenbestimmung. Diese Abhandlung wurde in dem Sammelwerke
„Aus dem Archiv der D. Seewarte“, Jahrg. 1899, als No. 1 veröffentlicht. — Ferner
übernahm derselbe die Bearbeitung der vier Kapitel „Das Chronometer“, „Korre-
spondirende Höhen“, „Monddistanzen“, „Sternbedeckuugeu“ für das vom Reichs-
Marine-Amt herauszugebende Lehrbuch der Navigation. Das erste dieser Kapitel
wurde im Berichtsjahre vollendet und die übrigen vorbereitet.
Dr. Messerschmitt beobachtete im August die Leonideu - Sternschnuppen
und verfafste (hauptsächlich als Vorbereitung für die im November 1899 zu er
wartenden Sternschnuppenfälle) einen Artikel über Steruschnuppen-Beobachtungen
für die „Annalen der Hydrographie u. s. w.“ (Septemherheft). Ferner wurde von
demselben eine Reihe Halobeobachtungen, welche theils aus den Schilfs-Journalen
der Seewarte (1868—1884) entnommen, theils vom Herrn Geheimrath Professor