Jahresbericht dei Deutschen Seewarte für 1898.
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Oder bildeten und sieli andererseits an die erdmagnetisclien Beobachtungen Dr. Eschen-
liagens anscblosseu. Es ist zu bedauern, dafs es ihm im Drange der vielseitigen
Arbeiten, welche ihm seine Stellung zur Erledigung unterlegte, nicht möglich war,
einen umfassenden Bericht über diese tüchtige und verdienstvolle Arbeit zu erstatten.
In den „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“ vom Dezember 1893
befindet sich ein Auszug ans diesem Berichte, welchem die umfassenden, leider noch
nicht veröffentlichten Arbeiten Duder stadts zu Grande lagen. Im Hamburg führte
Dr. Duders tadt in der ganzen Reihe der Jahre von 1886 bis 1894 die Bestimmung
der magnetischen Elemente selbständig aus. Gleichzeitig unter.sucbte er eine grofse
Anzahl Anemometer auf dem Combes’scheu Apparate der Seewarte in Bezug auf
ihre Konstanten und stellte Beobachtungen an über die Eigentümlichkeiten der
einzelnen, auf der Seewarte in Anwendung befindlichen Thermometer-Aufstellungen;
auch über diese Untersuchungen sind sowohl in den „Annalen der Hydrographie
und maritimen Meteorologie“ als auch in dem Sammelwerke „Aus dem Archiv der
Deutschen Seewarte“*) ins Einzelne gehende Abhandlungen, bei welchen der Ver
storbene theils als Assistent des Direktors, theils selbständig thätig war, ver
öffentlicht worden.
Als die Zahl der überseeischen deutschen meteorologischen Stationen infolge
der Ausbreitung der Kolonisationsbestrebungen Deutschlands immer wuchs, und die
Abteilung 1 nicht mehr in der Lage war, die Verwaltung, Berechnung, und Druck
legung dieser Stationen allein auszuführen, übernahm diese Arbeit der Direktor, unter
stützt durch seinen persönlichen Hülfsarbeiter. Mit welchem Geschick und mit
welcher Hingabe sich Dr. Duderstadt auch dieser grofsen Aufgabe widmete, mufs an
dieser Stelle rühmend hervorgehoben werden.
Wie schon erwähnt, trat der Verstorbene im Spätjahre 1894 von der von ihm
durch eine Reibe von Jahren mit seltener Gewissenhaftigkeit verwalteten Stelle,
nachdem er unter dem 19. März 1890 schon zum etatsmäfsigen Assistenten bei der
Deutschen See warte ernannt worden war, zurück, um in die Abtheilnng III für Wetter
telegraphie einzutreten.
Mit gleicher Pflichttreue war Dr. Duderstadt in dieser Abtheilung, die an
die darin Wirkenden grofse Anfordemngen stellt, thätig, bis er endlich zu Anfang
des gegenwärtigen Jahres austrat, um als Bibliothekar an der Seewürfe thätig zu
sein. Leider waren die letzten Jahre des Verstorbenen vielfach durch Erkrankungen
getrübt; theils war es ein Gehörleiden, theils auch ein Leiden der Respirationsorgane,
welche ihn monatelang von dem Dienste fernhielten. Es soll nicht unerwähnt bleiben,
dafs Dr. Duderstadt, ungeachtet der Inanspruchnahme und mannigfacher Er
krankungen nicht nachliefs, wissenschaftlich weiter zu arbeiten. So verdanken wir
ihm denn manche interessante Abhandlung, welche in den „Annalen der Hydrographie
und maritimen Meteorologie“ erschienen ist, und wovon hier nur die im vorigen
Jahrgange der genannten Zeitschrift unter dem Titel „Die Sturmböen in der Nordsee
und der westlichen Ostsee während der Zeit vom 4. bis 17. Juli dieses Jahres“,
Seite 375 bis 387, erschienene genannt werden mag.
Mit der Uebernahrne der Verwaltung der Bibliothek erstand Dr. Duderstadt
eine Aufgabe, die seinem Wesen, seiner wissenschaftlichen Neigung ganz besonders
zusagte. Die wenigen Wochen, welche ihm gegönnt waren, diesem wichtigen, für
das Leben eines wissenschaftlichen Instituts so aufserordentlich dankbaren Amte zu
leben, lassen erkennen, mit welcher Einsicht, Sachkenntnifs und Hingabe der Ver
storbene wirkte, und lassen auch den Verlust, der der Seewarte durch seinen Tod
erwuchs, dem vollen Umfange nach würdigen. Wenn diese Thätigkeit in dem
Bereiche der vielgestaltigen Werke der Bibliothek der Seewarte so ganz dem Wesen
Duderstadts entsprach, so würde es doch ein Irrthum sein, wollte man annehmen,
dafs er in der Verwaltung der Bücherschätze seine volle Befriedigung gefunden
hätte, vielmehr trug er sich bereits mit dem Gedanken, die ihm gelassene freie Zeit
wissenschaftlichen Forschungen zu widmen, wozu gerade diese Stellung in so reichem
Mafse die Gelegenheit bietet. Nicht zum Mindesten mufs anerkannt werden, dal's
die gerade und offene Weise, in welcher er seinen Kollegen in der Seewarte und
*) Jahrgang 1885, No. 2: „Vergleichende Temperaturbeobachtungen auf dem Reservoir
der Seewarte“ von Dr. E. Ruderst« dt.