Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1897. 3
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und konnten deshalb auch für ihn zwar einen grofsen Reiz, für die Wissenschaft der
Meteorologie aber keinen grofsen Nutzen haben.*)
Die zahlreichen Blumenspenden, welche den Sarg des Verewigten am Tage
seiner Beerdigung, am 29. September, deckten, legten ein beredtes Zeugnifs ab von der
Liebe und Verehrung, welche dem braven Seemann seitens seiner Verwandten, seiner
Freunde und seiner Kollegen auch nach dem Tode bewahrt geblieben ist. Wohl be
gründet waren die an seinem Sarge gesprochenen Worte, welche des Heimgegangenen
Gewissenhaftigkeit im Berufe rtnd seine Treue als Mensch rühmend hervorhoben.
Sein schlichter, echt seemännischer Charakter und sein ernstes Streben in seinem
Berufe gewannen ihm überall und in allen Lebenslagen Freunde, und wohl verdient
er es, dafs seinem Namen von allen gediegenen, den seemännischen Beruf zu ver
vollkommnen Strebenden auch über die Gegenwart hinaus ein getreues Gedenken be*
wahrt werde. Carl Seemann war der jüngere Bruder des ihm vor einigen Jahren
vorangegangenen Kapitäns J. H. M. C. Seemann, welcher sich gleichfalls durch
Thätigkeit im Berufe und Ehrenhaftigkeit des Charakters auszeichnete.**)
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bis kann sich die Direktion nicht versagen, an dieser Stelle einem anderen
treuen Mitarbeiter, dem verstorbenen Kapitän, späteren Hafenmeister zu Cux
haven P. A. Polak ein Wort der Erinnerung zu widmen. Der im Laufe des
Berichtsjahres verstorbene Polak bat schon für die Norddeutsche und später
für die Deutsche Scowarto, wenn er auch nicht das meteorologische Journal
dieser Institute führte, gewirkt, indem er für das Journal des berühmten
Amerikaners Maury während voller 9 Jahre, von 1859 —18117, thätig war.
Er war seiner Zeit Führer der hamburger Schiffe „Zanzibar“, „Esmeralda“ und
„Madeira“, welche Schiffe vornehmlich in der chinesischen Küstenfahrt be
schäftigt waren. Polak bat sich mannigfache Verdienste um die Navigirung der
bezcicbneten Küstengebiete erworben und hat unter anderen für die „Annalen
der Hydrographie und maritimen Meteorologie“ die folgenden Aufsätze ge
schrieben :
„Segelanweisungen für Fahrten in den chinesischen Gewässern“, Jabrg.
1889, Seite 32 u. ff.
„Heber Strömungen in den chinesischen Gewässern“, Jahrgang 1890,
Seite 33 u. ff.
Beide Arbeiten sind umfangreich und werthvoll.
Kapitän Polak hat in seiner Geburtsstadt Cuxhaven bis zum Ende seines
Lebens nicht aufgehört, für das Wohl der Seefahrt zu wirken. Für das eng
lische meteorologische Institut wurden die Beobachtungen von Cuxhaven als
besonders werthvoll erachtet und aus Rücksicht darauf eine meteorologische
Ergänzungsstation der Deutschen Seewarte eingerichtet. Polak führte dieselbe
in selbstlosester Weise bis wenige Jahre vor seinem Ableben. Als Vorstand
der Signalstelle der Deutschen Seewarte für Sturmwarnungswesen hat er gleich
falls unablässig gewirkt und namentlich ist die Einrichtung einer Semaphor
station für Cuxhaven, nach welcher in der Folge auch anderwärts in Deutsch
land ähnliche Stellen eingerichtet worden sind, wesentlich sein Verdienst. Die
Deutsche Seefahrt wird P. A. Polak stets ein ehrendes Andenken bewahren.
*) S. Nachschrift der Direktion der Seewarte zu Dr. G. Meyer’s „Studien über den
Einflufs des Mondes auf die Witterung“ („Annalen der Hydrographie und maritimen Meteo
rologie“, Jahrg. 1890, Seite 255 bis 257).
**) S. „Jahresbericht der Deutschen Seewarte“, Jahrg. 1894, Seite 35 u. 3G.