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Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 18%.
wieder im Dezember durch Herrn Kapitän z. S. a. D. Meuss eingenommen wurde.
In Folge davon muiste der Dienstbetrieb den veränderten Verhältnissen ent
sprechend geregelt werden.
2. Wissenschaftliche Konferenzen, welche für die Thätigkeit der Seewarte
von Bedeutung waren.
Wie im Vorjahre ist auch vom Jahre 1896 zu berichten, dafs wissenschaft
liche Konferenzen im Berufskreise der Seewarte nicht statthatten. Die Betheili
gung der Beamten der Deutschen Seewarte an den wissenschaftlichen Bestrebungen
war eine lebhafte; da diese Betheiligung aber privater Natur war, so ist hierüber
des Näheren nicht zu berichten.
Die Direktion der Seewarte betheiligte sich an den Ausstellungen, welche
im Sommer des Jahres 1896 in Berlin und gleichzeitig in Kiel stattfanden, durch
Ausstellung von Modellen von Schiffen und nautischen Apparaten, durch Aus
stellung der von ihr herausgegebenen Werke, namentlich von Segel-Handbüchern
und dazugehörigen Atlanten in ziemlich reger Weise.
Am 29. Februar starb auf seinem Landsitze am Rhein der frühere Chef der
Kaiserlichen Admiralität und der Gründer der Deutschen Seewarte, Se. Excellenz
General der Infanterie Al brecht von S losch. Bei dem am 4. März in Oestrich
stattgehabten Begräbnisse dieses hochverdienten Mannes war die Seewarte durch
ihren Direktor vertreten, welcher im Namen der Beamten des Institutes in dank
barer Erinnerung au das stets denselben bewiesene Wohlwollen einen Lorbeer
kranz auf den Sarg des Entschlafenen nieder legte. Die Verdienste Sr. Excellenz
des Hrn. Generals v. Stosch um die wissenschaftliche Arbeit innerhalb der Kriegs
und Handelsmarine wurden in einem Nachrufe, welcher in dem Organe der See
warte, den „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“, erschienen
ist, gebührend gewürdigt und mag hier auf denselben verwiesen werden.*)
Am 5. April des Berichts-Jahres starb in Rostock Herr Georg Julius
Wilhelm Wiese, phil. Dr., der der Agentur der Seewarte in Rostock seit dem
Tode des Prof. Dr. Hermann Karsten, seit dem 27. August 1877, verstand. Die
Direktion fühlt sich verpflichtet, an dieser Stelle dem Verstorbenen einen kurzen
Nachruf zu widmen, da derselbe unablässig bemüht war, die Ziele und Bestre
bungen der Seewarte zu fördern. Herr Dr. Wiese, Direktor der Navigationsschule
in Rostock, wurde am 9. März 1829 zu Güstrow in Mecklenburg-Schwerin geboren.
Seine Schulbildung erhielt er in seiner Vaterstadt, ward jedoch sehr früh durch
die Verhältnisse gezwungen, selbst für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Kaum
16 Jahre alt, muiste er die Schule verlassen, wandte sich dem Lehrfache zu und
konditionirte dann in bescheidener Stellung auf dem Lande während der folgen
den Jahre. Ostern 1849 bezog er, nachdem er mit eisernem Fleifs durch Selbst
studium seine unterbrochene Schulbildung ergänzt hatte, die Universität Rostock,
um sich dem Studium der Mathematik und der Naturwissenschaften zu widmen.
Seine Lehrer waren vorzugsweise Hermann Karsten, Schulze und Röper. Von
Michaelis 1851 bis dahin 1852 studirte er in Berlin und hörte unter anderen bei
Dirichlet, Steiner, Erman, Mitscherlich und Dove. Nach Rostock zurückgekehrt,
erlangte Wiese am 18. November 1852 von der philosophischen Fakultät nach
*) Albrecht von Stosch als Organisator der wissenschaftlichen Arbeiten in der Kriegs
und Handelsmarine des Reichs. (Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie.
XXIV. Jahrgang, 1890, No. VI, VII und VIII.