Jahresbericht der Deutschen Seewarte für 1896.
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Jebsen-Fleusburg u. A.) sowohl die Chronometer-Fabrikanten als auch die Kapitäne
veranlafst bat, ihre Instrumente dem Institute zur Beobachtung zu übergeben
sobald bei einem genügend langen Aufenthalt am Lande eine solche Untersuchung
möglich war. Der grofse Vortheil, welchen eine solche Maafsuahme für die Auf
traggeber herbeiführte, wird wohl am deutlichsten durch den Umstand gekenn
zeichnet, dafs in 11 Fällen ein Chronometer ein Mal und in 2 Fällen zwei Mal
nach längeren Beobachtungsreihen den Fabrikanten zur nochmaligen Durchsicht
zurückgegeben wurde. Die auf dem Institute abgeleiteten Ilesultäte der Tem
peratur-Untersuchungen sind dann von den Fabrikanten als Grundlagen für die
Berichtigung der Kompensation verwendet worden. In einzelnen Fällen erfolgte
die Rückgabe, weil die betreffenden Chronometer eine starke Acceleration gezeigt
hatten, welche auf die Wirkung einer neuen Spiralfeder zurückzuführen war. —
Es sind also an den oben erwähnten 43 Chronometern im Ganzen 58 längere Beob
achtungsreihen ausgeführt worden, aus denen zum gröfsten Theile sichere Werthe
der Temperatur-Koeffizienten für den Gebrauch auf See abgeleitet werden konnten.
Von Uhrmachern wurden der Abtheilung IV, aufser den für die Konkurrenz-
Prüfung bestimmten Chronometern, 5 und von staatlichen (meistens wissenschaft
lichen) Instituten und von Forschungsreisenden 13 Instrumente, darunter eine
Pendeluhr, zur Prüfung übergeben. (Im Jahre 1895 waren 4 bezw. 8 Chrono
meter eiugeliefert worden.) Das Resultat dieser Untersuchungen war ein recht
befriedigendes; es wurden auch iu diesen Fällen, soweit die Instrumente genügend
lange zur Verfügung gestellt werden konnten, Gangformeln und Temperatur-
Tabellen aus den beobachteten Gangwertheu berechnet.
Chronometer-Koukurrenz-Prüfung.
Au der iu der Zeit von 1895 November 15 bis 1896 April 23 abgehaltenen
neunzehnten Konkurrenz-Prüfung von Marine-Chronometern betheiligteu sich 7
Fabrikanten durch Einsendung von 32 Chronometern. Das Ergebnifs der Prüfung
war ein sehr günstiges; Die Gesammtleistuugen übertrafen bei Weitem die Re
sultate der 15., 16. und 17. Prüfung und standen kaum gegen diejenige der
18. Prüfung zurück, deren Ergebnifs im vorjährigen Jahres-Berichte als ein aus
nahmsweise vorzügliches bezeichnet werden konnte. Die Vertheilung der kou-
kurrirenden Instrumente auf die einzelnen Klassen war folgende;
Klasse I II III VI
Prädikat „Vorzüglich“ „Sehr gut“ „Gut“ „Genügend“
Anzahl der Chronometer 6 15 6 5
Prozentische Vertheilung 19% 47% 19% 16%
Eine Ueberschreitung der für die vier Klassen vorgeschriebenen charakte
ristischen Zahlen hat dieses Mal bei keinem der konkurrirenden Chronometer
stattgefunden. Ein eingehender Bericht über diese 19. Koukurreuz-Prüfung wurde
in den „Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“, Jahrgang 1896,
Heft 8 veröffentlicht. — Dem Ausschreiben zur Konkurrenz-Prüfung entsprechend,
wurden die 6 Chronometer der ersten Klasse prämirt; diese Instrumente, sowie
die ersten 8 Chronometer der zweiten Klasse wurden seitens des Reichs-Marine-
Amts angekauft. Aufserdem gingen je ein Chronometer der dritten sowie der
vierten Klasse in den Besitz der Sternwarten zu Chicago und Krakau über.
Im Anfänge des Monats November begann die zwanzigste Chronometer-Kon-
kurrenz-Prüfung, an welcher sich 5 Fabrikanten durch Einsendung von zusammen
27 Chronometern betheiligten. Das Ende dieser Prüfung findet im April 1897 statt.